HESS, WOLFF & C IE

FABRIK VON BELEUCHTUNGSOBJECTEN FÜR GAS- UND ELEKTRISCHES LICHT WIEN.

och bis in die Mitte der Sechzigerjahre deckten zum weitaus grössten Theil die ausländischen Indu­strien den Bedarf an Lustern und sonstigen Beleuchtungsgegenständen. Dies veranlasste im Jahre 1865 Eugen Scheler, ein der Erzeugung derartiger Objecte gewidmetes Etablissement unter der Firma E. Scheler & Co. in Wien zu begründen, welche als das Stammhaus von Hess, Wolff & Co. zu betrachten ist. Dasselbe entstand in einer für die damaligen Verhältnisse ansehnlichen Grösse; es fanden dort gleich zu Beginn etwa 50 Arbeiter Beschäftigung, welche an zehn Drehbänken und sonstigen Hilfs­maschinen thätig waren. Motorische Kraft stand dazumal in den Werkstätten noch nicht zur Verfügung.

Die Zeit, in welche die Gründung fällt, bringt, angeregt durch die Londoner Ausstellung im Jahre 1862 und gefördert durch das Wirken verdienstlicher Männer, für das heimische Kunstgewerbe eine Zeit des lebhaften Auf­blühens, und auch die Lustererzeugung beginnt damals eine grössere Bedeutung zu gewinnen. Unter jenen Häusern, welche erfolgreich an der Belebung dieses Industriezweiges mitgewirkt haben, muss auch die hier besprochene Firma eingereiht werden, welche im hohen Maasse dazu beitrug, die Befriedigung des österreichischen Marktes der heimischen Production zuzuführen. Die Schwierigkeiten, die sich diesen Bestrebungen entgegenstellten, sind nicht zu unterschätzen, werden doch die für diesen Fabricationszweig erforderlichen Rohmaterialien und Halbproducte nicht im Inlande erzeugt, sondern müssen von auswärts, aus England, Holland und Deutschland bezogen werden, welcher Umstand eine Erhöhung der Gestehungskosten und somit eine Erschwerung der Productionsbedingungen im Gefolge hat. Es muss in erster Linie der Tüchtigkeit der heimischen Arbeit das Verdienst zugeschrieben werden, wenn trotzdem die ausländische Concurrenz von unserem Boden zum grossen Theile verdrängt wurde, und es ist für dieses Moment charakteristisch, dass, während die gewöhnlichen, billigen Gebrauchsg'egenstände dieser Art immerhin noch in ansehnlichen Mengen vom Auslande bezogen werden, bezüglich der Luxuswaaren, bei welchen eben die an sie gewandte Arbeit der integrirende Bestandtheil des Werthes ist, die einheimische Production dominirt.

Die Firma E. Scheler & Co. hatte durch die erfreuliche Entwicklung der Verhältnisse ihrer Branche bald eine ansehnliche Erhöhung ihrer industriellen Bedeutung aufzuweisen, wozu auch locale Ursachen, wie die durch die Wiener Stadterweiterung erweckte Baulust etc., zum Theil beitrugen. Im Verlaufe der Zeit hat dieselbe verschiedene Aenderungen in ihrem Besitze erfahren, wobei durch den successiven Beitritt neuer Gesellschafter und durch das Ausscheiden der früheren der gegenwärtige Wortlaut «Hess, Wolff & Co.» entstand. Theilhaber sind zur Zeit Johann Jakob Hess und Emil Kullmann.

Die Werkstätten befinden sich im eigenen Hause, IX., Porzellangasse Nr. 49. In denselben sind die ver­schiedenen Specialbetriebe, und zwar die Gürtlerei, Dreherei, Schleiferei und Galvanisirung als Haupt-, die Schlosserei, Spänglerei, Lackirerei und Tischlerei als Hilfsbetriebe untergebracht.

Die Arbeitsräume sind mit den nöthigen Werksvorrichtungen, wie Drehbänken, Druckbänken und Schleif­bänken etc., reichlich und technisch zweckmässig ausgestattet und finden in ihnen gegen 140 Arbeiter Beschäftigung. Ein Gasmotor von 8 HP Leistung liefert nunmehr die zum Betriebe der Arbeitsmaschinen nöthige Kraft. Die all­jährlich erzeugten Fabrikate repräsentiren einen Werth von ca. 200.000 fl.

Die Production umfasst alle Arten Beleuchtungsobjecte für Gas- und elektrisches Licht aus Kupfer, Bronze, Eisen, Glas etc. Dieselben werden in allen Ausführungen für Wohnungen, wie auch für Fabriksetablissements, Theater, Bahnhöfe etc. angefertigt.

Das Absatzgebiet der Firma Hess, Wolff & Co., welches zu Beginn ihres Bestandes blos Wien und die Pro­vinz umfasst hatte, dehnte sich parallel mit der Steigerung der Leistungsfähigkeit immer weiter aus. Gegenwärtig exportirt das Etablissement nach zahlreichen Staaten des Continents, wie Russland, Rumänien, Serbien, der Schweiz und Schweden; die Vorzüge der Fabrikate haben aber denselben auch nach transoceanischen Ländern Eingang ver­schafft, so z. B. in Südamerika und Australien. Natürlich haben sich auch die Arbeiten für den Bedarf der Monarchie mit der Zeit bedeutend erhöht.

An officieller Anerkennung ihrer Leistungen hat es der Firma nicht gemangelt, wie die auf den Aus­stellungen zu Wien 1873, Paris 1878, Wien 1880 und 1888, Graz, München etc. erworbenen Auszeichnungen bezeugen.

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