Beleuchtung ausgestattet und durch ein Schleppgeleise mit den k. k. Staatsbahnen verbunden wurde. Die mecha­nische Kraft in diesem Werke lieferten zwei Turbinen mit zusammen 200 HP.

Im Jahre 1884 wurde ein Patent auf walzbaren Nickel erworben und als neuer Industriezweig die Erzeu­gung von Kochgeschirr und Münzplättchen aus reinem Nickel aufgenommen.

Am ii. November 1886 starb der zweite Mitbegründer von Berndorf, Al exander Ritter von Schoeller, der über 40 Jahre an der kaufmännischen Leitung den hervorragendsten Antheil nahm, und dem Oesterreich die Entstehung zahlreicher Industrien verdankt.

Die Verwendung des Nickelmetalles nahm von Tag zu Tag zu; die mannigfachsten Gegenstände, die früher aus Eisen, Stahl, Kupfer, Bronze und anderen unedlen Metallen hergestellt wurden, erzeugte Berndorf aus dem höherwerthigen Nickelmetalle, das die vorzügliche Eigenschaft besitzt, nicht zu oxydiren, sich durch eine silberähnliche Farbe auszeichnet und an Härte und Zähigkeit dem Stahle nahekommt. Die Bedeutung dieses Metalles für die Zukunft erkennend, entsendete Arthur Krupp 1884 Hüttentechniker und Geologen nach Neu- caledonien, 1890 nach Canada, um über Vorkommen und Production von Nickel in jenen grössten Gruben der Welt genau unterrichtet zu sein.

Im Jahre 1888 wurde der Betrieb auch auf die Erzeugung von Blechen und Drähten aus Messing und Tomback ausgedehnt und ein Dampfhammer von 6 z j 2 t Fallgewicht aufgestellt.

Die bisherige Packung der Waaren in Papierpacketen wurde durch Packung in Cartons ersetzt und dafür eine eigene Cartonnagefabrik errichtet; gleichzeitig wurde auch die Erzeugung von Metallpatronenhülsen in Angriff genommen. Die Berechtigung zur Erzeugung der letzteren besass die Fabrik noch aus dem Jahre 1848. Die ersten Patronenhülsen für Schnellfeuerkanonen wurden für die k. u. k. österreichisch-ungarische Mariné geliefert und seither die Erzeugung derart vervollkommnet, dass heute Berndorf für die schwersten Küstengeschütze Hülsen erzeugt, die, 3o cm im Durchmesser und 128 cm in der Länge messend, aus einem Stücke gezogen werden. 1889 schloss sich daran eine neue Methode des Metallgiessens, welche kaum von einem anderen Werke über­troffen werden dürfte.

Es ist selbstverständlich, dass ein so grosses Unternehmen dem Vertriebe seiner Waare ein besonderes Augenmerk zuwenden musste. Das erste Versandthaus für Löffelfabrikate wurde 1844 in Wien, Wollzeile, er­richtet und bis zum Jahre 1890 alle Erzeugnisse von Berndorf an diese Niederlage abgeliefert, um von da aus versendet oder verkauft zu werden.

Derzeit besitzt die Berndorfer Metallwaarenfabrik Niederlagen m

Wien, Wollzeile . . seit 1844

» am Graben . . » 1858

» Mariahilf . . » 186g

» Bognergasse . » 1872

Prag.seit 1887

Budapest. » 1888

Berlin. » 1888

Paris. » 1888

Birmingham .... seit 1888

Mailand. » 1889

Moskau. » 1896

London. » 1897

Mit der Uebernahme des Etablissements in den alleinigen Besitz von Arthur Krupp 1 ) beginnt die dritte Periode in der Geschichte Berndorfs. Im Jahre 1890 brachte Arthur Krupp den Antheil der Firma Schoeller & Co. käuflich an sich, und von diesem Zeitpunkte an (1. Juli) lautet die Firma: «Berndorfer Metallwaaren­fabrik, Arthur Krupp».

Eine neue Periode der Centralisation, des Aufschwunges und der Arbeiterfürsorge beginnt.

Zunächst geschah eine weitere Centralisirung des Betriebes durch die am 1. Mai 1890 erfolgte Vereinigung des kaufmännischen mit dem technischen Theile des Unternehmens, indem die bis dahin in Wien bestandene kaufmännische Abtheilung nach Berndorf verlegt wurde. Grosse Lieferungen von Patronenhülsen für Rechnung der deutschen Regierung machten eine weitere Vergrösserung des Betriebes, die Vermehrung des Arbeiterstandes und den Bau neuer Arbeiterwohnungen nothwendig.

Im Jahre 1892 wurde die Erzeugung von Kunsteis und Sodawasser für den Bedarf der Beamten und Arbeiterschaft aufgenommen, 1892/93 eine Centralstation für elektrische Beleuchtung errichtet, ein zweiter Dampfhammer mit einem Fallgewichte von i3 t für die Erzeugung der österreichischen Nickelmünzplättchen aufgestellt und mehrere Neu- und Zubauten aufgeführt.

Am 27. März 1891 wurde der grössere Theil der Schleiferei in Fahrafeld ein Raub der Flammen. Diese Filialwerkstätte wurde sofort aufgelassen, nach Berndorf verlegt und damit der zweite Schritt zur Concentration des Fabriksbetriebes in Berndorf gethan. 1892 übersiedelte auch die Schleiferei in Wr.-Neustadt nach Berndorf.

Infolge der erwähnten Verlegung der kaufmännischen und der Versandtabtheilung von Wien nach Bern­dorf war 1892 der Postverkehr so stark angewachsen, dass dem vermehrten Bedürfnisse durch Errichtung eines neuen Postgebäudes entsprochen werden musste. In demselben Jahre wurde, um dem wachsenden Bedarfe in Tafelservice für Restaurants, Hotels etc. genügen zu können, die Gürtlerei erweitert. Später, im Jahre 1896, wurde die Abtheilung für galvanische Versilberung vergrössert und die k. k. Kunsterzgiesserei in Wien über-

r ) Arthur Krupp, geboren am 3 l. Mai 1856, vermählt seit 21. August 1881, ist lebenslängliches Mitglied des österreichischen Herrenhauses, Ritter des österreichischen kaiserlichen Ordens der Eisernen Krone III. Classe (seit 1892), Verwaltungsrath der Creditanstalt (1892), Commandeur des schwedischen Wasa-Ordens (1894), Officier des italienischen Mauritius- und Lazarus-Ordens (1895), Officier des belgischen Leopold-Ordens (1895), Commer- zialrath (1896), Vicepräsident des Stabilimento tecnico Triestino (1897), Präsident der österreichischen Schuckert-Werke (1897), Präsident und Ehren­mitglied mehrerer industrieller Vereinigungen u. s. w.

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