nähende Maschinen erfand. Die Einfadenkettenstichmaschinen verdankten dem J. L. A. Gibbs im Vereine mit Wilcox, die Doppelketten- oder Knotenstichmaschinen Grover in Boston im Vereine mit Baker ihre Erfindung beziehungsweise Ausgestaltung.

In Oesterreich erfuhren diese Maschinen eine Fülle von Verbesserungen, die alle einzeln anzuführen viel zu weit führen würde. Es seien in dieser Beziehung nur die Erfindungen Iv. Ecklings und J. Hollubs in Wien 1861, jene von J. Warchalowsky 1862, sowie eine Reihe von Verbesserungen, welche dem L. Bollmann in Wien ihre Entstehung verdanken, aus den Jahren 1863, 1865, 1886 und 1888 an ver­schiedenen Arten von Nähmaschinen, sowie die elektromagnetische Nähmaschine von R. Paulus, Wien 1870, die Knopflochmaschine von H. Pichler, Wien 1870, der Wedermannsche Apparat für überwendliche und Kreuzstichnaht an Elastic-Cylindernähmaschinen, Wien 1885, die Maschine zur Herstellung der Zweifaden- Sohlennaht von Th. Cowburn, Mödling 1893, und die Doppelsteppstich-Greifernähmaschine mit freilaufendem Greifer von R. Steiner, Prag 1893, namhaft gemacht.

Aus dem Gesagten erhellt wohl die ungeheure Mannigfaltigkeit der Industrien und der in diesen zur Verwendung gelangenden Maschinen und Verfahrungsarten zur Genüge, die sich schon bei einer ganz flüchtigen Umschau über das Gebiet des vorzüglich mechanische Hilfsmittel benützenden Theiles der Textil-Industrie dem Betrachter unabweisbar aufdrängen. Alle diese Industrien sind auch in unserem Vaterlande durch würdige Repräsentanten, die im Vollbewusstsein der Wichtigkeit des Fortschrittes auf der Höhe der Gegenwart stehen, vertreten, so dass mit gutem Rechte behauptet werden kann, dass Oesterreich an der Seite der anderen Culturstaaten mit ganzer Kraft an der Weiterentwicklung der Textil­industrie mitarbeitet. Dies war auch seit jeher der Fall, wie schon aus seinem Antheil an den Erfindungen und Verbesserungen dieses so viel umfassenden Gebietes gewerblicher Thätigkeit theilweise geschlossen werden kann! Theilweise, denn es würde thatsächlich unserem Vaterlande Unrecht gethan, wenn man seine Mitarbeiterschaft nur nach jenem sichtbaren Antheil bemessen möchte. Weit grösser als dieser ist gewiss jener unwägbare, nicht durch Patentzahlen und Privilegiennummern anzugebende Einfluss, den Theoretiker und Praktiker unserer Monarchie durch Gedanken und Theorien, durch Versuche, Verbesse­rungen und Abänderungen auf die Entwicklung der Textil-Industrie nahmen. Wer möchte es leugnen, dass österreichische Erfinder vielfach mit ihren Ideen der Praxis vorauseilten, dass die Gedanken vieler von ihnen einzig und allein in Folge der jeweiligen Ungunst der Verhältnisse eben nur Gedanken blieben, und mangels eines günstigen Nährbodens, kaum geboren, wieder verkümmerten oder aber, im Aus­lande von Anderen aufgegriffen, erst dort zum schönsten Erfolge reiften. Auch wurden nicht wenige Erfindungen von geborenen Oesterreichern in der Fremde gemacht oder zumindest ausgeführt und sind also gleichfalls Kinder österreichischen Genies. Auch die Zahl jener Vorrichtungen, welche aus ver­schiedensten Ursachen gar nie an die Oeffentlichkeit kamen, die bald auch wieder vergessen wurden, da sie nur als Entwicklungs-Zwischenstufen gedient hatten, denen aber gewiss auch ein nicht zu unter­schätzender Antheil an der gesammten technischen Entwicklung zufällt, ist sicherlich eine ungeheuer grosse. Noch besser wird man den Werth und das Verdienst der österreichischen Mitarbeiterschaft würdigen, wenn man bedenkt, dass die Entwicklungsbedingungen in anderen Staaten w T ie vor Allem in dem Mutterlande der meisten hiehergehörigen Industrien, in England, weitaus günstiger lagen und es daher eines oft nicht geringen Opfermuthes der österreichischen Unternehmer bedurfte, um die fremd­ländische Pflanze in heimischen Boden zu bauen und sie in den rauhen Stürmen der schonungslosen Concurrenz zum Gedeihen, ja in vielen Fällen zu wirklicher Bliithe zu bringen! Möge dieser ideale Opfer- muth, dieser opferfreudige Patriotismus auch in Zukunft ein geistiges Erbe unserer Industriellen bleiben! Mögen ihnen im materiellen Wettkampfe die Kräfte nie erlahmen, namentlich nicht in der nächsten Zukunft, wo es nimmer wiederkehrende Verhältnisse zu benützen, Unwiederbringliches zu erringen gilt! Im Zeichen der Textil-Industrie werden heutzutage schon die wirthschaftlichen Kämpfe in Ostasien ausgefochten; in diesem Zeichen werden sie in kürzester Zeit auch an anderen, der europäischen Cultur noch zu er- schliessenden Theilen des Erdballs in erster Linie zu kämpfen sein. Der Spindel und dem Schützen hat das britische Reich seine Weltstellung und wirthschaftliche Uebermacht in erster Linie zu danken! Spindel und Schützen werden auch im 20. Jahrhundert dem alternden Europa neue Quellen des Reich­thums und der Wohlfahrt mit kaum noch zu ahnender Ergiebigkeit erschliessen!

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