schnellere Art und im selben Jahre eine Neuerung an Fluted-Roller-Bobbinnetmaschinen patentiren. Ebenso brachte F. Austin im Jahre 1866 eine Verbesserung an Bobbinnet- und Tattingsmaschinen an. Gegenwärtig ist L. Matitsch in Wien damit beschäftigt, eine Maschine zu bauen, welche die Arbeit des Handklöppelns voll­ständig nachahmt und deren Producte daher von einer ganz unbegrenzten Mannigfaltigkeit zu werden versprechen.

Man konnte zwar auch schon bisher Spitzen auf Klöppelmaschinen erzeugen, bei denen der Gang der einzelnen Klöppel entsprechend einer bestimmten Musterzeichnung durch eine Jacquard-Maschine beeinflusst wurde, allein die neue Matitschsche Maschine verspricht eine viel grössere Production bei grosser Waaren- breite. Diese Maschine erfüllt nämlich die bisher von keiner Klöppelmaschine erreichten beiden Bedingungen, die eine Maschine, welche die Handarbeit der Klöpplerin nachzuahmen vermögen soll, besitzen muss, nämlich einerseits eine beliebige Anzahl der zur Herstellung der Spitzen verwendeten Fäden beliebig lange der Fadenverschlingung zu entziehen und andererseits das zuletzt erzeugte Spitzenstreifenstück, ohne es aufzuwickeln, so festzuhalten, dass die hergestellten Fadenverschlingungen in der ihnen zukommenden Lage erhalten bleiben, bis die um sie herumliegenden Verbindungen erzeugt sind. Zur Erreichung dieser beiden Bedingungen baute Matitsch seine Maschine nicht auf dem Princip der Flecht- oder Klöppel-, sondern jenem der Bobbinnetmaschinen auf und erzielte damit den in ökonomischer Beziehung ungeheuren Vortheil, eine grosse Anzahl Spitzenstreifen gleichzeitig auf derselben Vorrichtung arbeiten zu können.

Wenn die bisher besprochenen Maschinen der Weberei, Wirkerei und Bobbinnetfabrication zur Herstellung der Waarenfläche selbst dienten, so werden die Stickmaschinen zur Verzierung derselben benützt. Diese Maschinen, die theils durch ausserordentliche Vervielfältigung der Handarbeit, theils durch erhöhte Arbeitsgeschwindigkeit die Production im Vergleiche zum Handsticken ausserordentlich zu steigern gestatten, sind theils als Plattstich-Stickmaschinen, welche mit kurzen Fäden arbeiten und daher die Handarbeit möglichst nachahmen, theils als Schiffchen Stickmaschinen, die einen, den Nähmaschinen entlehnten Arbeitsvorgang besitzen, construirt. Mittelst der ersteren, von Josua Heilmann 1829 erfundenen Maschine vermag ein Sticker 300 bis 800 Stiche in einer Minute zu vollenden, während eine geübte Weissnäherin nur 10 solcher in gleicher Zeit auszuführen vermag. Die Bewegungen derselben, insbesondere auch des Stickrahmens, sucht man gegenwärtig sämmtlich selbstthätig auszuführen und ist dies auch dem Henry Hill in Nottingham mit seiner 1896 erfundenen Jacquard-Stickmaschine gelungen. Auch die Anfertigung der Schablonen zur Uebertragung der Zeichnung auf das Gewebe durch Stüpfelmaschinen, ja selbst das Einfädeln der Nadeln durch Einfädelmaschinen, die in einer Minute 40Nadeln mit Faden versehen, während eine Fädlerin nur deren sechs einzufädeln vermochte, wird gegenwärtig bereits automatisch vollzogen.

Würde es eines speciellen Beweises bedürfen, dass in Oesterreich oft die fruchtbringendsten Gedanken geboren wurden, ohne dass jedoch deren Ausführung über das Versuchsstadium hinausgelangt wäre, so gäbe die Entwicklungsgeschichte der Nähmaschinen ein sprechendes Beispiel. Jahrzehnte bevor die Erfindung dieser wirklich, d. h. in lebensfähigem Zustande geschah, hatte ein Oesterreicher, Josef Madersperger aus Tirol, deren grundlegenden Gedanken, nämlich die Bildung einer Naht durch Verschlingung mehrerer Fäden gefasst und den wichtigsten Bestandtheil, die Nadel mit dem Oehr an der Spitze erfunden. Dessen erstes Modell, das er [814 baute, besass noch eine Nadel mit beiderseits zugespitzten Enden und dem Oehr in der Mitte, die, senkrecht auf- und abgestochen, einen circa halben Meter langen Faden führte, welche Nadel, wenn das Fadenstück verbraucht war, durch eine volle Nadel ersetzt werden musste. Bald ging Maders­perger jedoch von dieser Art der Ausführung ab und stellte jenes Modell einer Nähvorrichtung zusammen, das sich heute noch in den Sammlungen der k. k. technischen Hochschule in Wien befindet. Bei diesem wurden zwei Nadeln mit dem Oehr an der Spitze von unten her durch den Stoff gestochen und hierauf beim Nadelrückgang durch die sich hiebei oberhalb des Zeuges bildenden Schlingen ein dritter Faden durch- gezogen, ursprünglich mit der Hand, später mittelst eines kleinen Schützens. Leider blieb das Modell eben nur Modell, ohne je zur praktischen Ausführung zu kommen. Man kann daher Madersperger, trotz der Genialität seiner Erfindung, nicht als eigentlichen Erfinder der Nähmaschinen bezeichnen. Dieses Verdienst gebührt vielmehr Elias Howe aus Spencer in Nordamerika, der 1845 die erste, zum wirklichen Nähen brauchbare Doppelsteppstich-Nähmaschine, die 300 Stiche in einer Minute machte, baute. Früher hatte schon Barth. Thimonnier 1829 eine brauchbare Kettenstichmaschine erfunden, und Walter Hunt in Amerika 1834 die ersten Versuche mit Schiffchen gemacht. Die Doppelsteppstichmaschinen mit Schiffchen erfuhren dann bald (1850) durch J. M. Singer die weitgehendsten Verbesserungen, während A. B. Wilson, später im Vereine mit Wheeler (18501852) solche mit Greifer arbeitend, Kappmeyer mit rotirenden Schiffchen

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