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die reichenberger tuch-industrie.

ie Webwaaren-Industrie der Stadt Reichenberg ist wahrscheinlich ebenso alt wie dieses Gemein­wesen selbst. Alle Umstände sprechen dafür, dass Reichenberg, dessen Gründung in die Regierungszeit König Przemysl Ottokar II. verlegt wird, von allem Anbeginne als gewerbliche deutsche Colonie angelegt worden ist. Die Verhältnisse der Lage, des Bodens und Klimas unseres Gebirgsthales waren für ausschliesslich den Ackerbau cultivirende Ansiedler nicht einladend; dagegen erscheint diese Gegend in Folge zahlreicher Flussläufe mit starkem Gefälle zur Niederlassung für gewerbliche Zwecke sehr geeignet. Die Besiedlung erfolgte, wie dies die Mundart noch heute bekundet, aus dem nahen, gewerbereichen Schlesien.

Ueber die gewerblichen Verhältnisse unserer Stadt vor dem Hussitenkriege existiren keinerlei verlässliche, historische Nachrichten. Dass die Leinenweberei hierorts stets bestanden, dafür spricht die für den Anbau des Leins so vorzügliche Eignung unserer Gegend. Ob und in welchem Umfange aber die Tuchmacherei vor dem Hussitenkriege hier betrieben wurde, darüber fehlt es an jedem sicheren Anhalts­punkte. In den Gräueln dieses Krieges gieng mit dem Marktflecken oder Städtchen Reichenberg auch jede Spur seiner früheren gewerblichen Geschichte zu Grunde.

Im Jahre 1579, zu einer Zeit, als die Tuchmacherei bereits in einer grossen Anzahl von Städten Böhmens betrieben wurde, erfolgte, von der Lausitz aus, die Einwanderung von Tuchmachern nach dem inzwischen aus Schutt und Asche wiedererstandenen, unter einem milden Herrengeschlechte, den Frei­herren v. Rädern, bereits zu einiger Blüthe gelangten Reichenberg. Die Tuchmacher bildeten sofort eine zünftige Vereinigung, welche im Jahre 1599 das erste Privilegium erhielt. Zumeist dem Festhalten der Tuchmacher an ihrer Innung ist die Erhaltung und das stete Anwachsen des Tuchmachergewerbes in Reichenberg zu verdanken. In der That hat diese verhältnismässig junge Tuchmacherstadt in Folge dieses Umstandes die Tuch-Industrie beinahe sämmtlicher älteren Tuchmacherstädte Böhmens in sich auf­gesaugt und vereinigt. Denn mit Ausnahme von Ivrumau, Pocatek und Neuhaus in Südböhmen, dann Reichenau im Osten des Landes, die zumeist nur Commisstuche erzeugen, erscheint von den zahlreichen ehemaligen Tuchmacherstädten Mittel- und Nordböhmens heute Reichenberg beinahe allein noch vorhanden, da dessen Nachbarstadt Kratzau als ein gewerblicher Vorort Reichenbergs zu betrachten ist, dessen Bestand als Tuchmacherort mit den Verkehrsverhältnissen Reichenbergs untrennbar verflochten erscheint, während in Gablonz, Friedland und Niemes nur einzelne Tuchfabriken bestehen.')

') Als historische Reminiscenz sei erwähnt, dass noch zu Beginn dieses Jahrhunderts in Böhmen die Tuchmacherei betrieben wurde in deutschen Städten: Grulich, Wildenschwert, Böhmisch-Trübau, Wichstadtl, Rokitnitz, Neustadt a. d. Mettau, Braunau, Trautenau, Friedland,

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