Drossel erfand, durch die das Spinnen und Aufwickeln des Fadens continuirlich erfolgte und leicht regu- lirt werden konnte. Für die mechanische Spinnerei wurde in dem letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts in England der Grundstein gelegt, denn in den Jahren 1767 und 1768 war es den Bemühungen und der Ausdauer zweier talentvoller Männer, James Hargreaves und Richard Arkwright, gelungen, Spinn­maschinen mit sehr günstigem Erfolge in Gang zu bringen. Durch eine weitere glückliche Combination erfand Samuel Crompton 1775 die von ihm benannten Mulemaschinen; späteren Datums sind die speciell für lange Ivämmwollen construirten Fleyer, Cap- und Ringspinnmaschinen.

Seit Jahrzehnten hat man sich in verschiedenen Ländern auch mit der Ausführung von Wollkämm- maschinen beschäftigt und war man auch hierin von Erfolg gekrönt, denn ausser dem französischen System von Heilman und Schlumberger haben sich die englischen von Lister und Noble vorzüglich bewährt.

Diese Fortschritte der mechanischen Spinnerei bildeten zugleich auch die erste Grundlage zum Grossbetriebe in derselben, in deren Entwickelung Grossbritannien, unterstützt durch seinen Maschinenbau, allen übrigen Ländern vorangieng.

Ebenso wie in der Spinnerei überflügelte England alle übrigen Länder in der Weberei. Es hat viele Jahrhunderte gedauert, ehe man über die primitive Art des Webstuhles hinauskam, und wenn auch auf diesem Gebiete schon in den frühesten Zeiten Vorzügliches geleistet wurde, so konnte man Muster­gewebe vor der Einführung der vom Franzosen Charles Jacquard erst zu Anfang unseres Jahrhunderts

gemachten Erfindung des nach ihm benannten Jacquard-Stuhles nur auf sehr mühsamen und kostspieligen Wegen darstellen.

Alle früheren Stuhleinrichtungen gestatteten vor Allem nicht, die Geschwindigkeit über eine gewisse Grenze zu steigern und ist dies Problem, welches für die Massenproduction, für den Gross­betrieb der heutigen Weberei der Ausgangspunkt sein musste, erst durch die von einem englischen Geistlichen, Dr. Cartwright, 1784 gemachten sinnreichen Erfindung des mechanischen Stuhles gelöst worden.

Die Vervollkommnung der mechanischen Stühle schritt nun nach und nach so weit, dass sie in Verbindung mit der Wechsel- oder Ivarrier-

lade und der Jacquard-Maschine die schwierigsten und mannigfaltigsten Gewebe hersteilen lassen.

Hat die französische Revolution mit Blut und Eisen in politischen und socialen Verhältnissen eine Umwälzung hervorgerufen, so vollzog sich ziemlich gleichzeitig, als ob ihren neuen Theorien das praktische Rüstzeug mit an die Hand gegeben werden sollte, mit der Einführung des Maschinenwesens als Ersatz für die Handarbeit eine friedliche Revolution auf dem Gebiete der wirthschaftlichen Verhältnisse.

Das Capital, der Lebensnerv der Industrie, gewann auf einmal an Beweglichkeit; nun stellte sich mit vollem Bewusstsein seiner Kraft der Grossbetrieb dem Kleinbetriebe immer mehr gegenüber. Die Zeit seit dem Beginne des 19. Jahrhunderts hat in der That Alles umgeändert in Staat und Familie. Der Geist, der bisher in den Fesseln eines beschränkten Wissens, Könnens und Wollens lag, hat sich Bahn gebrochen, allmählich, aber entschieden.

Als noch dazu durch James Watts ingeniöse Erfindung der Titane »Dampf« als mächtiger Schutz­geist in nebliger Gestalt seine erste leichte Fessel abwarf, um die menschliche Muskelkraft von der schwersten Last der Arbeit zu befreien, wurde das Fabrikswesen und mit ihm die Gross-Industrie zur Bliithe gebracht, das persönliche Ich des Arbeiters hörte auf, er wurde unter anderer Form zum Arbeitswerkzeug in der Hand des grossen Capitals. Nur das grosse Capital kann sich dem Fabrikswesen zuwenden. Was der kühnste Geist kaum zu denken gewagt hätte, alle Theile der Welt stehen für dasselbe miteinander in Verbindung. Die Schranken sind gefallen, welche bisher den Absatz auf ein mehr oder minder locales Feld beschränkten. Die rasche Gewinnung und der erleichterte Transport der Rohmaterialien erniedrigten den Preis, die überreichliche Arbeitskraft führte in den Fabriken zur Massenerzeugung der Verbrauchs­gegenstände des täglichen Lebens; es erhob sich in der Industrie eine Thätigkeit, die auch dem Aermeren

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Wollkämmerei 1848.

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