HEINRICH MAYER

SCHAFWOLLWAAREN-FABRIK

SCHRUNS (MONTAFON), VORARLBERG.

m Jahre 1826 kauften der Färber David Tschofen, Christian Widerin und Fr. Jos. Burtscher im Dorfe Schruns einen Bauplatz von 100 Quadratmeter zwischen dem Mühlbache und Litzflusse mit einer 4pferdigen Wasserkraft zur Erbauung einer Zeugmacherei. Nach Burtschers Tode gieng dieses Geschäft an Anton Zuderell, Peter Maklott, Anton Drexel und David Tschofen, welch Letzterer schon früher Miteigenthümer war, über. Nicht lange betrieben diese vier Inhaber das kleine Geschäft; schon 1840 erwarben dasselbe Zuderell und David Tschofen und bald darauf war Letzterer alleiniger Besitzer, welcher das Geschäft bis zu seinem Tode fortführte. Sein Sohn Martin Tschofen vergrösserte 1852 das Gebäude um mehr als das Doppelte, verstärkte die Wasserkraft, stellte 320 Spindeln in zwei Spinnstühlen (Mule Jenny) und sechs Handwebstühle (1-20 bis 2 Meter breit) auf; er zeigte Geschick und Unternehmungsgeist, hatte aber nicht die nöthige Ausdauer bei dem Betriebe; 1861 associirte er sich wieder mit Jakob Moosbrugger aus Bezau. Im Jahre 1863 erstanden Jakob Moosbrugger und seine Schwester Katharina Stöckl aus Bregenz die Fabrik mit Einrichtung und Garten. Ersterer leitete den Betrieb nicht ohne Erfolg, starb aber 1869, worauf weniger kundige Geschäftsleiter für dessen Witwe und Frau Stöckl das Geschäft bis 1886 fortführten; zuletzt waren noch 160 Spindeln im Betriebe und acht Personen beschäftigt. Im Jahre 1842 errichteten Anton Zuderell, Peter Maklott und Nikolaus Wilhelm in Schruns eine kleine Wollwaarenfabrik an der Tschaggunserstrasse im Unterdorfe. 1856 wurde diese Fabrik von denselben Inhabern um das doppelte Maass vergrössert und der Betrieb auf 160 Spindeln in zwei Stück Mule Jenny und vier Handwebstühlen, 1-20 Meter breit, eingerichtet. Im Jahre 1866 wurde das Fabriks­gebäude um ein Stockwerk erhöht. 1869 kaufte Franz Josef Würbel einen Theil dieser Fabrik, 1878 weitere Antheile, so dass er mit seiner Gattin Benedikta in alleinigem Besitz derselben kam; er betrieb das Geschäft in gleichem Stande bis 1886 mit einem Personale von 11 Personen.

Im Mai 1886 übernahm Heinrich Mayer in Schruns gleichzeitig die beiden bestehenden Lodenfabriken, nachdem er sich in Reichenberg für die Tuchmacherei ausgebildet und durch den Besuch der dortigen Webschule sowie von Spinnereien und Appreturanstalten seine Fachkenntnisse erweitert hatte.

Die grössere Fabrik von Fr. Jos. Würbel und Benedikta Maklott, am linksseitigen Mühlbach im'Unterdorf gelegen, wurde für Spinnerei und Walkerei eingerichtet, die Moosbruggersche, am rechten Litzufer, für Weberei, Färberei und Appretur. Dies erforderte eine gänzliche Auswechslung der noch brauchbaren und Anschaffung verschiedener neuer Maschinen, auch eine Verstärkung der Innenmauern, so dass erst nach Jahresfrist der Betrieb mit 320 Spindeln und zwei mechanischen Webstühlen (2^20 Meter breit) beginnen konnte, welcher Betrieb sich bis 1890 auf 520 Spindeln und vier mechanische Webstühle vergrössert hatte.

Heute sind in beiden Hauptgebäuden: 7 mechanische Webstühle (2-10 270 Meter breit) mit und ohne Schiffwechsel, mit Bäummaschine und einem Musterwebstuhl (520 Spindeln), 7 Krempel, 2 Wölfe, 1 Abfall­reiniger; für die Appretur: 2 Cylinderwalken, 1 Stückwaschmaschine, 1 Schleuder, 1 Langscheermaschine, 1 Dämpf­tisch, 1 Nass- und Trockendekatirmaschine, 1 Muldenpresse, 1 Rauhmaschine; für die Alizarinfärberei eine grosse und eine kleinere Farbkufe mit Dampfstrahl-Anwärmeapparat und Kupferschlange, ein Pulsometer und ein Schwefel­kasten im Betriebe. Für die Arbeiter stehen ein Speisenwärmer und ein Kochherd in Verwendung. Den Dampf für die Färberei und Appretur liefert ein Quersiederohrkessel mit 15 Quadratmeter Heizfläche für Holz- und Säge­mehlfeuerung. Für die Wollwäscherei wurde ein doppelter Wollschweisskessel, eine Wollspülmaschine und eine Woll- trocknerei eingerichtet. Betrieben wird die .Spinnerei und Walkerei durch eine Girard-Turbine von 24 Pferdekräften, die Weberei durch ein unterschlächtiges eisernes Wasserrad von 7 Pferdekräften.

Das Personal besteht aus 30 Personen.

Fabricirt wurde bis 1886: Indigoblaue Loden, Unterrockstoffe, weiss und schwarz carrirt und gestreift, auch farbig, schwarzer Kurerstoff zu Juppen für die Montafonerinnen, weisse, langhaarige, wasserdichte Hirtenmantelstoffe, sowie Strickgarne, gewalkte weisse und graue Ueberstrümpfe, auch weisse Fäustlinge mit blauen Tupfen und Fransen (eine Specialität). Nach der Schweiz wurden langhaarige, schwarzgefärbte Mantelstoffe, Loden, Fäustlinge und Ueberstrümpfe exportirt.

Seit 1886 wurden alle Artikel wie bisher erzeugt; die abgegebene Wolle wird gegen Stoff umgetauscht. Die Lodenfabrication ist nun auf Damenloden, feine Sommerloden, Gebirgsloden, Cheviot und Wettermantelstoffe aus Wolle und Kameelhaare ausgedehnt. Wettermäntel (Haveloks) werden en gros auch wasserdicht imprägnirt geliefert. Jährlich werden 1000 Stück Waare erzeugt. In Feldkirch, Bregenz und Innsbruck bestehen Niederlagen für den Detailverkauf.

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