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BRUDER SIEGMUND

FEINTUCH-FABRIK

HABENDORP' REICHENBERG.

enn wir den Entwickelungsgang der Birma »Brüder Siegmund«, Feintuch-Fabrik in Habendorf-Reichenberg in Böhmen, verfolgen, so werden wir an jene grossen Industrie-Unternehmungen erinnert, welche binnen einer verhältnismässig kurzen Zeit durch die geniale Combination und den unermüdlichen Fleiss ihrer Begründer zur grossartigsten Entfaltung gelangten. Die Gründer und Inhaber der Firma, Anton und Heinrich Siegmund, giengen aus einer jener alten Reichenberger Tuchmacher-Familien hervor, in denen sich das Tuchgewerbe seit jeher vom Vater auf die Söhne vererbte. Der durch die wirthschaftliche Ent­wickelung bedingte Uebergang von der Haus- zur Fabriks-Industrie blieb auch auf die Erwerbsverhältnisse ihrer Eltern nicht ohne verhängnisvolle Folgen. Die traurige Situation zwang die Brüder schon in einem Alter von zehn Jahren sich in fremden Werkstätten und P'abriken den Lebensunterhalt zu verschaffen. Ihre Altersgenossen konnten in kind­licher Harmlosigkeit den Vorträgen der Lehrer folgen oder in Jugendübermuth sich in Gottes freier Natur herum­tummeln; die Brüder aber erfüllte gerechter Stolz, wenn sie nach schwerer Tagesarbeit der liebenden Mutter ihren sauer verdienten Lohn vorzählen konnten.

Angeeifert durch mütterliche Ermahnungen erwarben sich die Jungen in kurzer Zeit eine so grosse Vertrautheit mit dem ihnen sozusagen angestammten Webstuhl, dass sie in jeder Werkstatt stark begehrte Arbeitskräfte wurden. Gleichzeitig vervollständigten sie ihre theoretischen Kenntnisse in der damals noch von der Reichenberger Tuchmacher­genossenschaft erhaltenen Webschule in Reichenberg.

Unterdessen verschlimmerten sich die Erwerbsverhältnisse in der Reichenberger Tuch-Haus-Industrie und die Aussichten auf Erfolg schwanden immer mehr. Die auf diesem Gebiete Beschäftigten wandten sich daher, soweit dies ihre Mittel erlaubten, anderen Berufszweigen zu oder suchten sich in stiller Resignation mit den unabänderlichen Thatsachen abzufinden. Nur einzelne besassen den Muth, den Kampf mit den aufgedrungenen Verhältnissen aufzunehmen, zu diesen gehörten die Brüder Siegmund.

Im Vertrauen auf die durch jahre­langen Fleiss erworbenen Kenntnisse, sowie gestützt auf einen durch eine harte und ent­behrungsreiche Jugend gestählten Charakter, erfüllt von dem Ideale geborener Geschäfts­männer, schritten sie zur Verwerthung ihrer Erfahrungen.

Um die Geschäftskosten im Gegen­satz zu den diesbezüglichen Verhältnissen in Reichenberg auf ein Mindestmaass zu ver­ringern und sich gleichzeitig die Unabhängig­keit von fremdem Capital zu wahren, sicherten sich die jungen Anfänger im Jahre 1870 vorerst das in der Kopfleiste ersicht­liche Landhaus in Ratschendorf bei Reichen­berg. Hier betrieben sie in den ersten Jahren eine Lohnweberei mit Lehrjungen. Dies waren ihre ersten Anfänge.

In Folge des rastlosen P'leisses und einer nie erlahmenden Ausdauer war das Erträgnis des jungen Unter­nehmens trotz der bescheidensten Betriebsmittel ein so günstiges, dass bald an die Tucherzeugung auf eigene

Spinnerei Katharinberg.

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