"«H

Rechnung geschritten werden konnte. Die früher gesammelten Erfahrungen kamen auch dem vergrösserten Betriebe zu Gute, der natürliche Erfolg blieb nicht aus und drängte nach kurzer Zeit zu einer neuerlichen und wesentlichen Yergrösserung des Betriebes.

Zu diesem Zwecke wurde im Jahre 1882 die im nebenstehenden Bilde ersicht­liche, in nächster Nähe des ersterwähnten Landhauses gelegene Trenklersche Tuch­fabrik (im Volksmunde der Gegend »Bleich­mühle« genannt) von den Brüdern angekauft, welche sie nun gleichzeitig als Firma »Brüder Siegmund« gerichtlich eintragen Hessen.

Hiedurch traten die Brüder in die Reihe der grösseren Fabrikanten Reichen­bergs, ein Geschäftserfolg, der die berech­tigte Aufmerksamkeit der dortigen Geschäftswelt auf sich lenkte. Und wahrlich, es war keine Kleinigkeit, sich blos aus eigener Kraft in so kurzer Zeit und so hoch aufzuschwingen auf einem Gebiete, in welchen der wirtschaftliche Kampf eine wahre Revolution hervorrief, durch welche einst glänzend situirte Firmen des Reichenberger Platzes ins Wanken gerieten und die dortige Tuch-Industrie ein völlig verändertes Ansehen erhielt.

Schon kurze Zeit nach ihrer Erwerbung erwies sich auch die »Bleichmühle« für die gesteigerten Anforderungen des Betriebes als viel zu klein. Dem Mangel an Raum musste endlich in ausgiebiger Weise abgeholfen werden. Im Jahre 1889 wurde die alte »Bleichmühle«, an die sich ein guter Theil der Geschichte der Reichenberger Industrie knüpfte, abgetragen und auf dem bedeutend erweiterten Grunde ein grossartiger, allen modernen Anforderungen entsprechender Bau aufgeführt, welchem drei Jahre darauf der prächtige, beinahe 3000 Raummeter fassende Shed- bau beigefügt wurde, dessen geräumiges und schönes Innere durch die folgende Ansicht dargestellt wird.

Bleichmühle.

Mechanische Weberei.

tt ÿmmz

*asr fieger/-v

.

WAV

léÊ&isssms:

âc y..

W

-iipJTW

mm

.SjUsr;

W-.'agü

6 **

Heute besitzt die Firma Brüder Siegtnund eine der grössten und besteingerichteten Feintuchfabriken des industriereichen Böhmens, ja Oesterreichs, und ist in nicht wenigen Artikeln ihrer Erzeugung tonangebend geworden. Die Fabrik umfasst in grossem Maassstabe alle Zweige der Tuchfabrication, Wäscherei, Färberei, Spinnerei, Weberei, Appretur u. s. w. und verarbeitet die Rohwolle bis zur nadelfertigen Waare. Die Betriebskraft liefern zwei Dampfmaschinen von 250 und 100 Pferdestärken, zu denen 4 Fairbaind-Kessel mit zusammen 400 Quadratmetern Heizfläche gehören, ferner zwei Wasserräder mit zusammen 50 Pferdestärken.

Ferner besitzt die Firma eine Spinnfabrik in Ivatharinberg, die auf der vorangehenden Seite abgebildet ist.

Die Zahl der beschäftigten Arbeiter beträgt an 400.

Erzeugt werden leichte und schwere Tuchwaaren, wie Peruvienne, Doskin, Coachmen, Tricot, Condor, Mandarine, Cheviot, Kammgarne, gemusterte Stoffe u. s. w. Die Tuchwaaren der Firma erfreuen sich eines vorzüglichen Rufes und werden hauptsächlich im Inlande, aber auch im Auslande, zumeist im Orient, abgesetzt.

133