Bildes des Herzogs von Friedland finden können. Dort oben, wo ein waghalsiger Bauherr Prunkgemächer und Thürme auf den Nacken eines prächtigen Basaltfelsens lud und in seine Eingeweide Burgverliesse versenkte, während unten die tosende Fluth der Wittig von des Menschen Geist gezwungen wird, die Turbine zu bedienen und, wie Herkules am Spinnrocken, die Spule in Bewegung zu setzen, ringsum ein herrlicher Garten, eine abwechs­lungsreiche Landschaft, welcher die mächtigen Bergriesen des Isergebirges als Abschluss dienen so liegt das Fabriks-Etablissement von Wilh. Siegmund in Friedland, ein lebensfrisches Bild socialer Gerechtsame!!«

Was nun das Etablissement in seiner jetzigen Gestalt anlangt, so kann wohl behauptet werden, dass es eine den Anforderungen der Neuzeit entsprechend eingerichtete Tuchfabrik darstellt. Die hellen luftigen Eabriks- räume in F'riedland umfassen Wolferei und Krempelei in ausgedehnten Shedbauten, drei Selfactorsäle mit Zwirn- und Spülmaschinen, vier Websäle mit den neuesten Webstühlen in glatten und Schaftmaschinensystemen mit und ohne Schützenwechsel, einen grossen Saal für die Vorbereitungen zur Weberei mit Scheer-, Leim- und Trocken­maschinen, und zwei grosse Noppsäle zur Behandlung der Webstücke und Loden; ferner ein zweckmässiges Walk­local mit anstossender grosser Wäscherei, eine grosse Stück-Carbonisirung mit getrennten Bottichen, Centrifugen, Carbonisir- und Waschmaschinen für jede Behandlungsart; einen grossen Rauhsaal mit Tuchtrockenmaschinen, mit Kardentrocknerei und mit Koch-, Dampf- und Waschräumlichkeiten; einen hellen, staubfreien Scheersaal mit allen nothwendigen Nebenlocalitäten; schöne Decatir- und Abziehräume, einen Saal für hydraulische Pressen mit vielen Presswagen, sowie Walzenpressmaschinen.

Sodann gehört dazu eine wohlausgestattete Reparaturwerkstätte, eine eigene Gasanstalt mit Gasometer und eine Dynamomaschine. Die Stückfärberei ist in grossartigem Style in einer besonderen Fabrik, zehn Minuten vom Hauptetablissement entfernt, untergebracht und mit Wäscherei sowie mit allen anderen nothwendigen Hilfsmaschinen ausgiebig versehen.

Das Wollelager, die Wollsortirung, die grosse Färberei, die Wollwäscherei, Wolltrocknerei, Wollcarboni-

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Wohnhaus und Färberei in Reichenberg,

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sirung befinden sich in Reichenberg im altrenommirten Färberei-Etablissement. Endlich ist auch das Tuchlager und das Comptoir im eigenen Hause in Reichenberg, Kaiserstrasse, untergebracht.

Die Tuchfabrik von Wilh. Siegmund in Reichenberg und Friedland unterhält Niederlagen in Wien und Brünn, hat ihre Vertreter in Budapest, Paris, Mailand, Berlin und Moskau und beschäftigt 3 Disponenten, 10 Comptoiristen, 17 Werkführer und 400 Arbeiter.

Die Arbeiter, welche der Firma durch mehrere Generationen angehören, bilden einen treuen, verlässlichen Stamm, den die seit 1849 eingeführten Wohlfahrts-Einrichtungen mit festen Banden an den von Grossvater und Vater überkommenen Arbeitsplätzen festhalten. Im Jahre 1849 wurde nämlich durch wöchentliche Einzahlung der Arbeiter und jährliche Beitragsleistung der Firma eine Krankencasse gegründet, welche ihre segensreiche Wirksamkeit ununterbrochen bis zur gesetzlichen Einführung der Betriebskrankencassen im Jahre 1889 bewährte. Zu dieser Zeit hatte der Reservefond der alten Krankencasse eine solche Höhe erreicht, dass die Hauptversammlung der neu- organisirten Betriebskrankencasse demselben mit behördlicher Genehmigung einen Betrag von 25.000 fl. ö. W. zur Errichtung einer Unterstützungscasse für alte und arbeitsunfähig gewordene Arbeiter entnehmen konnte. Dieser neuen Wohlfahrts-Einrichtung wurden von der Firma die zu demselben Zwecke bereits bestandenen Stiftungen zugewflesen.

Die Fabrik hat eine Fabrikswärmeküche mit einem grossen, gesunden Speisesaal, und ist in der Lage, viele schöne Wohnungen theils kostenlos, theils gegen geringen Miethzins an Angestellte und Arbeiter zu vergeben. Ein sprechender Beweis dafür, dass die Mitarbeiter des Etablissements sich geordneter Verhältnisse erfreuen, ist die Thatsache, dass unter den 370 Arbeitern aus Friedland und Umgebung sich 63 Hausbesitzer befinden.

Die bekannten Erzeugnisse des Etablissements umfassen alle Zweige der Tuchfabrication; vorzugsweise werden gearbeitet alle Sorten Tuch, Militärtuch, Croisé, Peruvienne, Brasil und Doeskin, allerhand glatte und ge­musterte Sommer- und Winterstoffe, Winterpaletotstoffe, Kammgarn und Damenglanztuche.

Den Rohstoff nahm die Fabrik von den feinsten Stämmen in Wollen von Ungarn, Mähren und Böhmen, und besonders die hochfeinen Tuche für die Wreinigten Staaten von Nordamerika wurden zumeist aus den in der Ver-