fernen Welttheilen herbeigeschafft werden, seine Verarbeitung durch Spinnen und Weben gründet sich auf mechanische Erfindungen und Processe, worin wir heute noch anderen Ländern nachstehen; für Färben und Drucken mussten in den Tiefen der Wissenschaft neue Erfahrungen gesucht, aufgefunden und das ganze Heer der Hilfsarbeiter abgerichtet werden; durch manche andere äussere Hemmnisse wurde die Entwickelung ebenfalls erschwert! — — und ehe die einheimische Fabrication sich durch dieses Labyrinth durchwand, ehe sie von der abhängigen Kindheit zur Selbstständigkeit erwachsen war, hatte sie mit der mächtigen Concurrenz Englands und Frankreichs und mit allen Vorurtheilen zu ringen, welche Methode und Gewohnheit für das Ausland gegen das Inland einnahmen. Bewunderung muss man daher dem Muthe und dem Eifer, der Umsicht und der Beharrlichkeit derjenigen zollen, die unter solchen Umständen in die Schranken traten, solche Schwierigkeiten besiegten und anderen Männern von Muth und Unternehmungsgeist Vorbilder und Muster wurden! Ja, wenn die Zeit gekommen sein wird, die auch dem Andenken des industriellen Verdienstes seine Bürgerkrone flechten wird, wenn die Geschichte der einzelnen Länder ihre Blätter nicht mehr bloss mit den Thaten des Krieges, mit den Plänen der Staatsmänner und den Forschungen der Gelehrten, sondern auch mit den Werken des Friedens und den, dem Ganzen erspriesslichen Leistungen des thätigen Bürgers füllen wird, dann wird auch Böhmens Geschichte ihre Namen — vor anderen den Namen Leitenberger — der dankbaren Erinnerung übergeben und ganz seine Verdienste würdigen, die sich die Firmen von Reichstadt und Cosmanos um die glänzende Gestaltung dieses Industriezweiges erworben!«
In Böhmen bestanden zu dieser Zeit 117 Druckfabriken, die meisten darunter jedoch kleineren Umfanges, mit 3400 Drucktischen, 38 Maschinen für den einfachen und sechs für mehrfarbigen Walzendruck. Der jährliche Capitalsumsatz dieser Branche wurde mit 14 Millionen Gulden beziffert.
In die Zeit nach dem Jahre 1860 fallen mehrere Ereignisse, welche auf das Wachsthum der österreichischen Baumwoll-Industrie einen ungünstigen Einfluss ausübten. Der Verlust der Lombardei und Venedigs machte sich fühlbar, die in Folge des amerikanischen Bürgerkrieges ausgebrochene Baum- wollnoth vertheuerte in ungeahntem Maasse das Rohmaterial, und der jähe handelspolitische Systemwechsel vom Prohibitivsystem zum Schutzzoll und schliesslich gar zum Freihandel lieferte die heimische Industrie, welche noch nicht genügend erstarkt war, der ausländischen Concurrenz aus. Erst nach dem Wegfall dieser Hindernisse und namentlich seit dem Zolltarif vom 27. Juni 1878, der eine Rückkehr zum Schutzzollsystem darstellte, nahm die österreichische Baumwoll-Industrie ihre frühere Entwickelung wieder auf. Diese l'hatsachen spiegeln sich deutlich in den Ziffern unserer auswärtigen Handelsstatistik wieder, welche für die kritische Zeit ein Sinken des Rohstoffbezuges und der Ausfuhr in fertiger Waare, dagegen ein jähes Hinaufschnellen unserer Garneinfuhr erkennen lassen.
Der Verkehr in roher Baumwolle stellte sich nämlich auf:
Jahr
Einfuhr
Ausfuhr
Mehreinfuhr
i n
tausend Kilo
> g r a m m
1856 -ÖO
durchschnittlich .
39-505
343
39.162
l86l - 65
» ...
24.921
1 - 1 45
23.776
1866 — 70
» ...
38.993
2.628
36.365
1871—75
» • • •
51-328
1.780
49.548
1876 - 80
» ...
63.710
3-730
59.980
l88l - 85
» ...
88.703
io .535
78.168
i886 — 90
» • • •
109.903
19.003
90.900
1891— 95
» ...
119.497
6-7 L 5
112.782
Der Aussenhandel in Baumwollgarnen betrug
Jahr
Einfuhr
Ausfuhr
Mehreinfuhr
i n
tausend Kilo
gramm
1861 — 65
durchschnittlich .
6.747
270
6.477
1866 — 70
...
8-653
206
8.447
CO
An
» ...
11.608
342
11.266
1876 — 80
» ...
12.510
557
n -953
1881 — 85
» ...
12.196
773
11.423
1886 — 90
» ...
10.718
1.087
9.631
1891—95
* ...
12.475
1.693
10.782
26
Die Gross-Industrie, IV.
201