BAUMWOLLSPINNEREI und WEBEREI

A CT I EN GESELLSCHAFT

BOZEN.

as Etablissement wurde 1848 in Zwölfmalgrain bei Bozen von Franz v. Ivofler, Anton Welponer und Georg Hermann als Baumwollspinnerei gegründet, in der Erwartung, einen lohnenden Absatz im lombardisch-venetianischen Königreiche zu gewinnen. Im Jahre 1858 wurde der Spinnerei eine kleine - ...^, Weberei angefügt, welche eine Ergänzung des Unternehmens bilden sollte. Als in Folge der unglück- liehen Kriege- im Jahre 1859 und 1866 das ursprüngliche Absatzgebiet verloren gieng, mussten inner­halb der österreichisch-ungarischen Monarchie neue Absatzgebiete gesucht und gefunden werden. Dies konnte nur durch schwere Opfer erreicht werden, da die excentrische Lage innerhalb der Monarchie aussergewöhnliche Fracht­spesen erforderte und ausserdem die Anpassung an die Geschmacksrichtung und an die Bedürfnisse des neuen Kunden­kreises das Erträgnis des Unternehmens nachtheilig beeinflusste.

Im Frühjahre 1890 wurde die Spinnerei durch Brand gänzlich zerstört und seither dem gegenwärtigen Stande der Technik gemäss neu aufgebaut. Ursprünglich war die nöthige Betriebskraft aus dem Wildbache »Talfer« ge­wonnen worden. Die Wasserfassung, welche mit einem hohen Capitalsaufwande durchgeführt worden war, wird je­doch durch Hochwasser häufig gestört, welche Störungen nur durch kostspielige Einkehrarbeiten behoben werden können. Da überdies in trockenen Wintern das für den Betrieb nöthige Wasserquantum kaum zur Hälfte vorhan­den ist, sah man sich veranlasst, eine Dampfmaschine aufzustellen und eine elektrische Kraftübertragung einzurichten.

Das neue Gebäude selbst ist »fireproof« g-ebaut und besitzt zur Verhütung einer Feuersbrunst eine Sprinkler-Anlage mit ausgiebigen Feuerlöschvorrichtungen. Mit neuen Maschinen, Dampfheizung, Ventilatoren und allen modernen hygienischen Einrichtungen versehen, entspricht die Fabrik vollkommen den Anforderungen der Neuzeit. Im Betriebe des Etablissements, welches nunmehr über eine Wasserkraft von 225 Pferdekräften und eine Reserve-Dampfmaschine von 140 Pferdekräften verfügt, stehen gegenwärtig 8132 Spindeln und 60 Webstühle und werden nur besonders solide Garne und Baumwolltücher producirt. Die Chappespinnerei, welche das Unternehmen in früherer Zeit mit Rücksicht auf die Seidencultur Südtirols als Nebenbetrieb cultivirte, musste in Folge der geänderten Verhältnisse gänzlich auf­gelassen werden.

Die Zahl der Arbeiter betrug bei Begründung des Unternehmens einschliesslich der in der Chappespinnerei Beschäftigten 340. Gegenwärtig, nach Auflassung der Chappespinnerei und nach der Durchführung technischer Recon­structionen anlässlich des Wiederaufbaues der vom Brande zerstörten Fabrik, ist der Arbeiterstand auf 170 gesunken.

Für dieselben wurde eine Betriebskrankencasse errichtet und sind sie auch gegen Unfall versichert. Das Unternehmen stellt ausserdem der Arbeiterschaft gesunde Wohnungen gegen einen billigen Miethzins zur Verfügung.

Inhaber des Fabriksunternehmens ist eine Actiengesellschaft, der gegenwärtig Reichsraths- und Landtagsab­geordneter Paul Welponer als Präsident vorsteht.

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