Bludenz abgeliefert, theils im Inlande verkauft und theils nach der Schweiz ausgeführt. Bereits im Jahre 1817 hatte sich Christian Getzner in Feldkirch angekauft und errichtete dort 18181819 im eigenen Hause, im Einverständnisse mit seinen Theilhabern in Bludenz, auf gemeinschaftliche Rechnung unter der Firma »Getzner & Co.« eine der ersten Türkischroth-Garnfärbereien Oesterreichs, die jedoch, um den Klagen der Einwohnerschaft über die dadurch hervorgerufene Luftverschlechterung auszuweichen, im Jahre 1822 in eine neuerbaute Anlage Felsenau zwischen Feld­kirch und Frastanz verlegt wurde, während im eigenen Hause in der Stadt die Einrichtung einer Blau- und Schön­färberei nebst Druckerei erfolgte. Die Druckerei wurde jedoch nach einigen Jahren wieder aufgelassen und auch die Blau- und Schönfärberei nach Felsenau verlegt.

Gleichzeitig hatte sich auch die Fabrication der Baumwolhvaaren in Bludenz gehoben, und fanden die von der Firma Getzner, Mutter & Co. im Bezirke Bludenz erzeugten Kölsche, Cotonine und Sacktücher auf den Märkten in Hall, Bozen und Verona Absatz. In letzterer Stadt wurde bereits im Jahre 1820 ein Commissionslager von türkischrothen Garnen und bald darauf eine Filiale der Firma gegründet und im Jahre 1823 die Bludenzer Stadtbleiche durch die Firma Getzner, Mutter & Co. gepachtet, ferner wurden zu gleicher Zeit im Getznerschen Hause in Feldkirch die zwei ersten mechanischen Spinnstühle aufgestellt.

Anfangs der Zwanzigerjahre erfolgte in Gemeinschaft mit J. Ganahl in Feldkirch die Gründung der Spinnerei Brunnenthal in Bludenz, welche jedoch im Jahre 1830 durch Brand zerstört und nicht mehr auf­gebaut wurde.

Das Jahr 1830 brachte die Erneuerung des Gesellschaftsvertrages zwischen Christian Getzner, Franz Xaver Mutter und den Nachfolgern des im Jahre 1823 verstorbenen Andreas Gassner, Andreas und Johann Gassner, auf weitere zehn Jahre, und wurde im Jahre 1836 gütig bis zum Jahre 1850 bestimmt, dass für den im Jahre 1836 ver­storbenen Franz Xaver Mutter dessen Kinder unter Vertretung des ältesten Sohnes Christian Mutter einzutreten und für den Fall des Todes des Christian Getzner dessen beide Neffen Andreas Tschavoll (Procura- führer in Feldkirch) und Josef Getzner (Werk­führer in Nenzing) theilzunehmen hätten.

In diese Periode von 18301850 fällt eine mächtige Entwickelung des Geschäftes; bis dahin wurden die Garne theils mit der Hand gesponnen, theils aus der Schweiz und England bezogen.

Im Jahre 1831 beschlossen die Besitzer die Erbauung einer mechanischen Spinnerei in Nenzing unter Benützung des Mengbaches als treibende Kraft. Der Errichtung dieser Spinnerei wurden von Seite der Regierung nicht unbe­deutende Schwierigkeiten entgegengesetzt, welche schliesslich, nach einer Audienz des Christian Getzner bei Kaiser Franz, beseitigt wurden.

Die mechanischen Webstühle jener Zeit (power looms) mit .Spul-, Zettel- und Schlicht­maschinen waren grösstentheils aus Eisen construirt; es waren einfach zu handhabende Maschinen, die aber nur 80 Schläge in der Minute machten, während die mechanischen Webstühle der Jetztzeit 150 bis 200 und mehr Schläge machen. Als eine wesentliche Verbesserung wurde das Anbringen von zwei Peitschen an beiden Seiten des Stuhles betrachtet; diese Stühle (sogenannte side pics) wurden damals aus der Schweiz bezogen. Ein weiterer Uebelstand der mechanischen Webstühle von damals, wodurch eine vortheilhafte Anwendung derselben erschwert, ja eigentlich unmöglich gemacht wurde, lag darin, dass man, weil die Kette auf dem Stuhle geschlichtet wurde, die Arbeit sehr oft unterbrechen musste, und ferner, dass jeder Stuhl einen eigenen Arbeiter brauchte. Um diesen Uebelstand zu beseitigen, musste man ein Verfahren ersinnen, wodurch man die ganze Kette, bevor sie auf den Stuhl gebracht wird, schlichten konnte. Das was der mechanischen Weberei vor Allem mangelte, eine zweckentsprechende Schlichtmaschine, wurde in England, in dem bekanntlich die mechanischen Webstühle erfunden wurden, zu Stande gebracht. Wie umständlich gegenüber dem heutigen .System die damaligen Webstühle waren, wird klar, wenn man den Weg betrachtet, den das auf Walzen aufgewundene Kettengarn durchmachen musste. Zuerst musste es ein Walzwerk passiren, das in einen Trog mit Schlichte taucht und die Kette schlichtet, während die überflüssige Schlichte ausgepresst wird; sodann einen Apparat von Bürsten, welche die Schlichte in das Garn einreiben, und schliesslich einen Ventilator, durch den die Fäden schnell getrocknet werden. Die Schlichtmaschine aus den Dreissigerjahren lieferte geschlichtete Ketten für etwa 25 Webstühle. Eine Weberei mit 250 Webstühlen benöthigte demnach 10 solche Maschinen, während heute eine einzige Sizingmaschine neuester Construction ausreicht. Die Sizing- maschine lässt das zu schlichtende Kettengarn durch einen Trog mit durch einströmenden Dampf in fortwährendem Kochen erhaltener Schlichte, sodann über durch Dampf erhitzte Tambours von Weissblech und Kupfer passiren, von welchen die getrocknete Kette durch einen besonderen Mechanismus ab- und auf den Zettelbaum gewunden wird. Eine weitere Verbesserung trafen später Lancaster & Bullough in Accrington, indem sie eine Schlichtmaschine erfanden, bei welcher das Garn mehrere Reihen durch Dampf erhitzter Röhren passirt und so durch erwärmte Luft getrocknet wird.

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Baumwollspinnereien in Nenzing.

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