Industriellen, welche durch Begründung moderner Fabriksanlagen den Verfall der alten Haus-Industrie aufhielten und theilweise die Arbeitskräfte derselben in sich aufnahmen. Noch heute sind die bedeutendsten dieser Industriellen durch die dritte Generation daselbst vertreten.

Eine der ältesten dieser Leinenwaarenfabriken war die gräflich Harrachsche in Janowitz, verbunden mit eigener Bleiche, die schon im Anfänge des Jahrhunderts blühte und auch dadurch eine Art historischen Interesses bot, dass deren Director der Begründer der österreichischen mechanischen Flachsspinnerei, Johann Faltis, gewesen war. Sie erzeugte alle Sorten glatter Leinen, Zwilliche und Damastwaaren, wovon letztere auf dem österreichischen Markte als die besten und schönsten galten und bei Hofe und den höchsten Herrschaften eingeführt waren. Der Umfang der Erzeugung, welche auch durch die Niederlagen in Wien, Prag, Pest, Triest und Lemberg reichlichen Absatz fand, war ein bedeutender. Obgleich diese Unternehmung aber in vieler Hinsicht als Muster für später sich entwickelnde Firmen galt, stellte sie doch schon Mitte des Jahrhunderts successive ihren Betrieb ein.

Den hervorragendsten Antheil an der in Mährisch-Schönberg gegründeten Leinen-Industrie hatte die Leinenfabriks-Firma der Gebrüder Wagner, da sie es waren, die im Jahre 1802 in Verbindung mit dem Ullersdorfer Gutsbesitzer zu Reitendorf eine Garn- und Leinwandbleiche gründeten und dadurch den benachbarten Leinwanderzeugern, namentlich jenen von Schönberg, die Möglichkeit boten, ihren Betrieb rationeller auszugestalten. Als ihr Pacht in Reitendorf zu Ende gieng, gründete diese Firma im Jahre 1812 in Reitenhau am linken Thessufer eine zweite Garn- und Leinwandbleiche, der sich später eine Appreturanstalt anfügte. Heute ist diese Anstalt im Besitze der Firma Friedrich Ulrichs Sohn.

Zu den ältesten Gründungen Mährisch-Schönbergs gehören auch die Leinenbleichen der Firmen Ed. Oberleithners Söhne (als Leinen- und Damastfabrik schon seit 1817 bestehend) und Carl Siegl sen., welche eigene Bleichen und Appreturanstalten errichteten, von denen die ersteren bereits aus dem Jahre 1827 stammen. Diese Etablissements wurden nach und nach mit den zeitgemässen Einrichtungen versehen, waren und sind nur Theile des eigenen Webereibetriebes der Firma, bilden aber einen Gegensatz zu den noch in Betrieb stehenden Garnbleichen bei den Gebirgsbauern und Wirthschaften, die diesen Industriezweig seinerzeit fast allein versorgten. Aber diese alten selbständigen Bleichen gehen nach und nach alle ein, dasselbe Schicksal, welches die Handspinnerei schon ganz erfahren hat und auch die Weberei in Gefahr ist, noch bis zum Schlüsse durchzumachen.

Nur einige dieser selbständigen grösseren Leinenbleicherei-Etablissements haben sich noch dort erhalten, unter ihnen die Lohnbleiche des Herrn Carl Schreiber in Klein-Venedig bei Schönberg, die in den Vierzigerjahren vom Garnhändler Gschader errichtet wurde und noch jetzt vermöge wesentlicher Verbesserungen der Einrichtungen, insbesondere in der Appretur der Leinen- und auch Baumwollwaaren zu den leistungsfähigsten Etablissements zählt; ferner grössere Garnbleichen mit Dampfbetrieb, wie A. Buhls Sohn in Mährisch-Altstadt und Josef Vogel in Neu-Ullersdorf.

Aber auch auf dem Gebiete der Spinnerei wurde, nachdem in Böhmen die ersten mechanischen Spinnereien aufgestellt waren, nicht stillgestanden. Schon im Jahre 1840 wurde die erste Maschinen­spinnerei für Flachs in Schönberg erbaut, an deren Gründung der um die Leinen-Industrie des Schön­berger Bezirkes so verdiente Fabrikant Carl Wagner den allerwesentlichsten Antheil hatte. Im Jahre 1877 erlitt sie indessen das Schicksal so vieler österreichischer Flachsspinnereien und wurde aufgelassen, um durch die Firma Ed. Oberleithners Söhne in eine mechanische Weberei verwandelt zu werden.

Eine zweite der ältesten mechanischen Flachsspinnereien des Schönberger Gebietes hatten 1851 die Gebrüder Klein, als Besitzer des Gutes Wiesenberg, in der Nähe ihres Schlosses Wiesenberg in Gesell­schaft mit den Herren Oberleithner, Seidl, Scholz, Honig, Siegl, Gschader und Zephiresku errichtet, die noch heute mit 7000 Spindeln im Betriebe steht.

Eine dritte war die k. k. priv. mechanische Flachsspinnerei von Oberleithner & Co. in Hannsdorf, seit 1857 mit 3856, und ihre Filiale in Halbseit mit 2472 Spindeln, die im Laufe der Zeit bedeutend ver- grössert wurden. Endlich besteht am Zusammenflüsse der Thess und March in Zautke seit 1863 gleichfalls eine Spinnerei, welche die obgenannten an Grösse übertrifft, mit 11.000 Spindeln, Eigenthum der Herren Ignaz Seidl und Geschwister.

Anfangs der Sechzigerjahre errichtete Carl Bock, Inhaber der von Gschader gegründeten und später an Carl Göttlicher übergegangenen Bleiche, ebenfalls eine mechanische Flachsspinnerei und Weberei

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