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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Vierter Band
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DIE JUTE-INDUSTRIE.

ute ist eine aus Ostindien stammende Pflanzenfaser, welche vermöge ihrer reinen Farbe, Festigkeit, Gleichmässigkeit, sowie wegen der bedeutenden Länge ihrer Risten (3 bis 4 Meter) sich vorzüglich zum Verspinnen eignet. Der Werth dieser Faser war schon von Alters her in Indien geschätzt, sie wurde aber bis zum Jahre 1832 nur durch Haus-Industrie ver­arbeitet, während dort jetzt die allergrössten Jute-Etablissements der Welt bestehen.

Im Jahre 1832 fand Jute als Spinnstoff in Europa Eingang, und war Dundee in Schottland die erste Stadt, wo Versuche damit stattfanden, die bald zu so glänzenden Resultaten führten, dass sich in Dundee der Hauptsitz der seither weltberühmten englischen Jute-Industrie etablirte, deren Entwickelung bis zum Jahre 1882 eine stetig steigende war.

In diesem Jahre wurden bekanntlich gleichzeitig in mehreren europäischen Staaten neue und sehr hohe Zölle für Jutewaaren eingeführt, die sich als wahre Schutzzölle erwiesen, und wurde dadurch die Jute-Industrie auch zu uns nach Oesterreich verlegt.

Obwohl nun bereits in den Siebzigerjahren eine Jutefabrik in Oesterreich existirte, so kann doch von der Bedeutung der heimischen Jute-Industrie erst vom Jahre 1882 an gesprochen werden, da nach diesem Termine rasch hintereinander 17 Jutefabriken in Oesterreich erstanden, welche heute nicht nur eine Einfuhr von Juteproducten unnöthig machen, sondern sogar alljährlich grosse Quantitäten von jutegeweben in unsere Nachbarländer exportiren. Bei dem Umstande, als im Jahre 1882 die Zölle für Jutegarne nur äusserst niedrig angenommen wurden, gehen jetzt allerdings noch immer einige Tausend Metercentner Jutegarne jährlich aus Schottland, Belgien und Deutschland zu uns ein, aber es ist im Hinblick darauf, dass, wie bereits erwähnt, die heimischen Jutespinnereien vollkommen zur Bestreitung des öster­reichischen Jutegarnconsums genügen, zu hoffen, dass bei Erneuerung der Zollverträge auch Jutegarne mit dem höheren Schutzzölle belegt und so der Import dieses Artikels unmöglich gemacht werden würde.

Der Jute ist es vermöge ihrer geschilderten Eigenschaften gelungen, den Hanf dort, wo er zu gröberen Gespinnsten verwendet wurde, total zu verdrängen; ob es aber auch möglich sein wird, den Hanf bei feineren Garnen zu ersetzen, ist fraglich, denn Jute besitzt nicht die Festigkeit und Feintheil- barkeit des Hanfes. Vielleicht wird auch das noch durch chemische Processe und erhöhte Präcision der Maschinen erreicht werden.

Die weitaus grösste Verwendung finden Jutegarne zum Verweben auf ordinäre Stoffe, wie Säcke und Emballagen; da aber die Färbeversuche mit Jute glänzend gelungen sind und erkannt wurde,

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