dass die Jutefaser, ohne die Haltbarkeit zu verlieren, helle Farben mit schönstem Glanze gibt, so werden Jutegarne auch vielfach von Teppichfabriken auf Teppiche, Möbel- und Vorhängestoffe verarbeitet. Eine verhältnismässig neue Verwendung hat sich durch das Zwirnen von Jutegarnen ergeben, und werden jetzt schon vielfach Seile, Bindspagate und Packbänder aus Jute an Stelle der bedeutend kostspieligeren Hanf­seile und Hanfspagate verwendet. Schliesslich werden auch in neuerer Zeit Jutegarne vielfach bei den Kabelfabriken zum Umwinden der unterirdischen Drähte verwendet.

Um mit einigen Worten Gewinnung, Versandt und Verarbeitung der Jute zu schildern, sei erwähnt, dass Jute einmal jährlich zwischen Juli und September geerntet, respective geschnitten wird. Die abgeschnittene Pflanze wird ähnlich wie bei uns Hanf oder Flachs geröstet, wodurch sich die Rinde von der Faser leicht ablöst; die letzere wird dann gewaschen und an der Luft getrocknet, was bei dem heissen indischen Klima nur wenige Minuten in Anspruch nimmt, dann lose gepackt, in die Bazars nach Calcutta gebracht, wo die Jute sortirt und in Ballen von je 400 englische Pfund gepresst wird. Jeder Ballen erhält eine Marke, die in London, dem Sitze der Jute-Association registrirt ist, und gelangt dann zum Versandt. Der Handel in roher Jute wird bemerkenswertherweise noch immer und ganz allein von Engländern beherrscht.

Von Calcutta findet die Ausfuhr roher Jute nach allen Häfen Europas statt, und zwar nach Oesterreich via Suez nach Triest, Fiume und Hamburg per Dampfer, sowie via Cape per Segler nach Hamburg. In ersteren Fällen nimmt der Wasserweg 5 bis 7 Wochen, in letzterem 16 bis 20 Wochen in Anspruch. Dem coulanten Entgegenkommen der ungarischen Regierung ist es zuzuschreiben, dass der Import von Rohjute via Fiume von Jahr zu Jahr theilweise allerdings auf Kosten von Triest zunimmt, dies umso mehr, als der Verkehr auf der Elbe von Hamburg nach Oesterreich je nach dem Wasserstande sowohl bezüglich der Fahrt­dauer, als auch bezüglich der Frachtraten ein sehr unregelmässiger ist. Gegenwärtig ist begründete Hoffnung vorhanden, dass der Termin, wo Jute nur über österreichische Häfen eingeführt wird, nicht mehr ferne liegt. Beim Anlangen der Juteballen werden diese geöffnet, den österreichischen Bedürfnissen entsprechend nochmals sortirt, in kleine Bündel getheilt und in geschlossenen Kammern schichtenweise gelegt. Die ein­zelnen Juteschichten werden mit einer Mischung von Walfischthran, mineralischen Oelen und Wasser benetzt und bleiben mehrere Stunden in der Kammer liegen, bis dieselben genügend Fettgehalt aufgenommen haben.

Diese Procedur wird das Botschen der Jute genannt. Die gebotschte Jute kommt dann bündelweise in den. sogenannten »Softener«, d. i. eine Maschine mit 22 bis 60 geriffelten, schraubengangartigen Walzen­paaren, wo sie einen geschmeidigen, weichen und biegsamen Charakter erhält, der sie zum Verspinnen wesentlich besser eignet. Das Spinnen der Jute zerfällt in zwei Theile, nämlich in das Vorspinnen und Feinspinnen. Unter Vorspinnen versteht man die weitere Verarbeitung des aus dem Softener gewon­nenen Rohproductes zu einem wohl starken, aber lose zusammengedrehten Faden, genannt »Vorgarn«, welcher Process sich auf fünf verschiedenen Maschinen abspielt, die jedoch sämmtlich einen Zweck verfolgen, nämlich die ursprünglich nebeneinander liegenden Fasern auf Karden oder Krempeln zu zertheilen, von den anhaftenden Rindenstückchen, dem Staube und den ganz kurzen Fäserchen der Jute zu befreien und zu einem langen Bande zu vereinen, das schliesslich die gewünschte Stärke und nöthige Festigkeit für das Feinspinnen bietet.

Das Feinspinnen bezweckt das weitere Strecken und feste Zusammendrehen des Vorgarns zu einem Jutefaden in gewünschter Stärke und Haltbarkeit, je nachdem dasselbe als Kette oder Schuss verwendet werden soll. Das Spinnen erfolgt im trockenen Zustande auf Flügelmaschinen. Das fertige Jutegarn wird entweder gecopert oder gebündelt, den Teppichfabriken neuerer Zeit auch auf Kreuzspulen zum Färben und späteren Verweben geliefert, oder es wird gezwirnt und daraus Bindspagat, Sackzwirn und gröberer Nähzwirn verfertigt.

Die häufigste Verwendung finden jedoch Jutegarne in Jutewebereien zum Verweben auf Sack- und Packstoffe.

Wir unterlassen es, die weniger interessanten Stadien der Juteweberei, Appretur und Näherei zu schildern, und wollen blos erwähnen, dass sämmtliche für unsere Industrie nöthigen Maschinen, trotz des hohen Zolles, ausschliesslich aus England bezogen werden müssen und dass, bis auf ganz wenige Juteweb­stühle, die hier erzeugt wurden, es nicht einmal versucht wurde, diese Maschinen hier zu bauen.

Die in den heimischen Jutewebereien erzeugten Producte zerfallen in vier grosse Waaren-Ivategorien, und zwar: