Zwirnmaschinensaal 1898.

ihren Namen in »Weiss & Grohmann« änderte. Bei dieser Gelegenheit erhielt die Firma die Erlaubnis, den Titel »landesbefugte Zwirnfabrik« zu führen.

Nachdem jedoch das mit der Hand hergestellte Product in Bezug auf Gleichmässigkeit des Fadens mit den von England importirten mechanischen Zwirnen nicht mehr concurriren konnte, sah sich die Firma veranlasst, im Jahre 1847 ' n Würbenthal eine mechanische Leinen­zwirn-Fabrik zu errichten. Die mechanischen Zwirn­stühle sowie die nöthigen Hilfsmaschinen wurden aus England bezogen; als motorische Kraft diente eine Turbine von 65 Pferdekräften, während die Appretur­maschinen in einem unterhalb der neuen Fabrik gele­genen Gebäude durch ein Wasserrad betrieben wurden; die Fabrik wurde bald darauf durch den Bau einer eigenen Färberei ergänzt, so dass die gesammte Fabri- cation des Leinenzwirns in der Fabrik centralisirt war, und derselbe hier vollständig hergestellt werden konnte. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter betrug zu dieser Zeit 150.

Die verschiedenen Kriegsjahre führten wohl mannigfache Störungen im Absätze herbei, welche jedoch durch den nachherigen vermehrten Bedarf bald wieder ausgeglichen wurden; in Folge des amerikani­schen Bürgerkrieges, mit welchem ein Wegfall des Baumwollgarn-Imports verbunden war, trat eine besonders günstige Hebung der österreichischen Leinen-Industrie ein; bereits im Jahre 1865 musste die Fabrik vergrössert und deren Leistungsfähigkeit durch Aufstellung einer neuen Dampfmaschine von 35 Pferdekräften erweitert werden.

Im Jahre 1867 trat Josef Grohmann, welcher dem Geschäfte durch volle fünfzig Jahre angehört hatte und bereits 1847 für sein verdienstvolles Wirken durch Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone ausgezeichnet worden war, aus der Firma und wurde durch seinen ältesten Sohn Guido Grohmann, welcher sich ebenfalls bereits seit 1847 im Geschäfte bethätigte, ersetzt. Dieser erhielt in Anerkennung seiner industriellen und gemeinnützigen Thätigkeit das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

Im Jahre 186g war eine weitere Vergrösserung des Etablissements nöthig geworden, und wurde die gegen­wärtig bestehende neue Fabrik erbaut und die Anzahl der Zwirn- und Hilfsmaschinen wesentlich vermehrt, ferner die bestehende Turbinenanlage auf eine Leistung von 80 Pferdekräften gebracht. In Folge dieser Vergrösserung und der an­erkannten Leistungsfähigkeit der Fabrik erhielt die Firma die Bewilligung, den kaiserlichen Adler und den Titel »k. k. priv. Zwirnfabrik« zu führen.

Eine wesentliche Umgestaltung erfuhr der Fabriksbetrieb in Folge der immer mehr zunehmenden Verbreitung der Nähmaschinen, da sich der von ausländischen Zwirnfabriken in tadelloser Weise hergestellte vier- bis sechsfache Baumwollzwirn auf Holzspulen, welcher ausschliesslich zum Nähen auf den Nähmaschinen verwendet wurde, als ge­waltiger Concurrent des Leinenzwirnes in empfindlicher Weise bemerkbar machte, und der viel sprödere, minder elastische, dabei theurere und auch weniger gleichmässige Leinenzwirn für die Verwendung auf der Nähmaschine wenig geeignet erschien. Demzufolge wurde der Leinenzwirn durch den Baumwollzwirn immer mehr verdrängt, so dass sich die Firma gezwungen sah, im Jahre 1874 mit der Fabrication von Baumwollzwirn zu begännen und dieselbe von da an neben der Herstellung des Stammartikels, Leinenzwirn, zu betreiben.

Gegen Ende des Jahres 1874 starb Guido Grohmann in Würbenthal, und seine Witwe Emma Grohmann, sowie Adolf Weiss, Sohn des Carl Weiss in Wien, traten nunmehr der Firma Weiss & Grohmann in Würbenthal

und Wien als öffentliche Gesellschafter bei.

1876 wurde die Bleiche des Etablissements in modernster Weise eingerichtet und wesentlich ver­grössert. Im Jahre 1883 wurden die Geschäfte der Firma »Weiss & Grohmann« in der Weise getrennt, dass die Gesellschafter Carl und Adolf We iss das Wiener Geschäft übernahmen und unter der Firma »Weiss & Co.« betrieben, während Emma Grohmann und ihr Sohn Emil Grohmann die Würbenthaler Fabrik voll­ständig übernahmen und diese Firma unter dem Namen »Grohmann & Co.« weiterführten; die ursprüngliche Firma »Weiss & Grohmann« erlosch.

Im Jahre 1889 wurde eine neue Dampf­maschine von 90 Pferdekräften aufgestellt.

Da sich im Laufe der Jahre der Absatz von Zwirn immer schwieriger gestaltete, sah sich die Firma Grohmann & Co. veranlasst, einen neuen Artikel ein­zuführen, und übernahm im Jahre 1893 das Flecht- waaren-, Schnüre- und Börtel - Fabriksgeschäft von Johann Scholz & Sohn in Wien und Wienersdorf und ver­legte die Fabrication dieser Artikel im Jahre 1894 nach Würbenthal, während die frühere Niederlage obiger Firma

Flechtmaschinensaal 1898.

317