Die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 brachte der Firma abermals die ehrenvollste Auszeichnung für ihre Erzeugnisse und bewies, dass die Fabrik den höchsten Anforderungen, die man an die Leinen-Industrie zu stellen berechtigt ist, in Bezug auf die Vielseitigkeit und Vorzüglichkeit vollkommen entsprochen hat.

Im selben Jahre erkannten Alois Plischke und Heinrich Plischke die Möglichkeit des Absatzes der Erzeug­nisse nach Amerika; ihre rastlosen Bestrebungen in dieser Richtung wurden in verhältnismässig kurzer Zeit reich belohnt. Die Firma war die erste im Lande, welche für Amerika die Erzeugung der leinenen Tischzeuge, Hand­tücher u. s. w. in den mannigfaltigsten Ausführungen in energischer Weise in Angriff nahm, und welche speciell maassgebend für den Export in farbigen Tischdamasten für alle übrigen Webereidistricte im In- und Auslande war. Sämmtliche Fabricate wurden als österreichische Erzeugnisse auf den amerikanischen Markt gebracht und erfreuten sich nach der kürzesten Zeit grössten Beifalles und grosser Absatzfähigkeit.

Die Anzahl der Stühle vermehrte sich im gleichen Verhältnisse mit der Zunahme des Exportes, der Waaren- umsatz war ein ganz bedeutender geworden.

Bis zum Jahre 1890 hielt der rege Geschäftsgang und das stete Wachsen des Unternehmens an. In diesem Jahre schied Johann Plischke, der sich während eines halben Jahrhunderts, unterstützt durch seine beiden Söhne, zu einer hochgeachteten Stellung emporgearbeitet hatte, aus der Firma, um dieselbe in den Händen seiner beiden Söhne zu belassen. Johann Plischke, welchem es noch vergönnt war, in vollster Rüstigkeit mit seiner Frau Anna im Jahre

1888 die goldene Hochzeit zu feiern, und welcher nicht

nur auf industriellem, sondern auch noch auf humani­tärem Gebiete äusserst Erspriessliches geleistet und sich hierdurch das unumschränkte Vertrauen seiner Mitbürger erworben hatte, starb im Jahre 1892 im hohen Alter von 82 Jahren in Freudenthal.

Vom Jahre 1890 an schmälerte die belgische, eng­lische und schottische Concurrenz, welche mit weit grösseren Mitteln ausgerüstet war, immer mehr die Umsatzquote des Exportes, und die Firma musste ihre Aufmerksamkeit in gesteigertem Maasse auf das in­ländische Absatzgebiet richten. Der Erfolg hierin war nur ein theilweiser, da der Consum an Leinenwaaren im Inlande durch die billigen Baumwollgewebe, welche selbst die grössten Abnehmer dem Leinen als Ersatz vorzogen, sehr zurückgegangen war. Dass diese That- sachen auf den Stand der Leinen-Industrie im Freuden- thaler Bezirke sehr nachtheilig einwirken mussten, lässt sich nicht leugnen; so musste die Firma daran gehen, durch erhöhte Productionsfähigkeit eine Remedur für das Verlorengegangene zu schaffen.

1892 bis 1893 trat Heinrich Plischke, der über 30 Jahre hindurch zum gedeihlichen Emporblühen des Unter­nehmens sein Bestes beigetragen hatte und auch Mitbegründer des Wiener Hauses am Concordiaplatz war, aus der Firma, bewahrt derselben jedoch bis heute noch immer sein regstes Interesse. Seine gemeinnützige Thätigkeit ist von seinen Mitbürgern vielfach anerkannt worden.

Alois Plischke Vater übernahm nun im Jahre 1893, als alleiniger Besitzer der Firma, die oberste Leitung des Freudenthaler Stammhauses und des Wiener Hauses unter der unveränderten Firma Johann Plischke & Söhne. Derselbe erkannte im Jahre 1893 mit richtigem Blicke die Ursache des Rückganges in der für den Welthandel nicht genügenden Leistungsfähigkeit der Handweberei und entschloss sich deshalb, um den Ruf und die industrielle Stellung des Unternehmens zu erhalten, zu Beginn des Jahres 1893 zum Baue einer mechanischen Weberei, welche im selben Jahre in Verbindung mit den nothwendigen Bauten für Lager- und Appreturräume in Freudenthal errichtet wurde. Die neue mechanische Weberei, »Neuwerk« genannt, ist ein Shedbau, welcher einen Websaal von 2400 Quadratmetern für 250 mechanische Leinenstühle fasst; zum Betriebe der Arbeitsmaschinen dient eine Dampfmaschine von 150 Pferdekräften.

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Mechanische Weberei »Neuwerk«

Alois Plischke Sohn und Adolf Bretschedl (Letzterer ein Enkel des im Jahre 1886 so frühzeitig verstorbenen Leinen- Industriellen Franz Heinz, Schwiegervater des Alois Plischke sen.), welche, durch innige Freundschaft und Verwandt­schaft verbunden, zusammen Reisen durch Deutschland, Frankreich, Belgien, England, Irland und Amerika gemacht hatten, um die Erzeugung der Leinen- und Tischzeuge, deren Bleiche und Appretur speciell in Irland, sowie die Märkte der Concurrenzstaaten zu studiren und praktisch kennen zu lernen, traten schon im Jahre 1892 als Mitarbeiter in die Firma ein und förderten das Unternehmen durch die im Auslande erworbenen Kenntnisse. Adolf Bretschedl übernahm im Vereine mit Adolf Plischke. dem zweiten Sohne des Alois Plischke Vater, die commerzielle Leitung, während Alois Plischke Sohn die Leitung der mechanischen Weberei übertragen wurde.

Die Handweberei unter der Leitung des Seniorchefs Alois Plischke Vater arbeitet mit einem Inventar von circa 150 Stühlen feinere Tischzeuggewebe, während die mechanische Weberei die stärkere Nachfrage nach ordinären und mittleren Qualitäten in Tischzeugen, Handtüchern, glatten Leinen, rohen Leinen, Drills, Rohleinenwaaren für industrielle und ärarische Zwecke etc. befriedigt. Beide Webereien sind in ihren Erzeugnissen der Leinen- und Tischzeug- fabrication so vielseitig und leistungsfähig, als es die Nachfrage in Leinenwaaren für die verschiedenen Zwecke und die immer mehr überhandnehmende Verkürzung der Lieferzeit erheischt. Grosse Schwierigkeiten bereiteten der Firma bei Gründung ihrer mechanischen Weberei die für maschinellen Betrieb ungeschulten Arbeitskräfte, da in der ganzen