JOHANN PLISCHKE & SÖHNE

Iv. K. PRIV. LEINEN- UND DAMASTWAAREN-FABRIK, K. u. K. HOFLIEFERANTEN FREUDENTHAL (OESTERR. SCHLESIEN).

ie nächsten Vorfahren der Familie Plischke stammten, soweit sich dies an der Hand von Urkunden verfolgen lässt, aus Engelsberg in Oesterreichisch-Schlesien und gehörten durchwegs dem arbeitenden Stande an. Der Vater des Gründers der Firma, Peregrin Plischke, erlernte um das Jahr 1780 in einer einfachen, kleinen Weberwerkstätte in Engelsberg sein Handwerk und zählte mit zu den ärmsten der armen Leinenweber, welche in damaliger Zeit nur mit grösster Mühe dem drückenden Nothstande der Gebirgsbevölkerung widerstehen konnten.

Unter solchen Verhältnissen trat der Sohn des Peregrin Plischke, Johann Plischke, der Begründer des Hauses, zu einem Webermeister in Engelsberg als Lehrling ein und verblieb dort bis zum Jahre 1837 als Geselle unter den dürftigsten Bedingungen an freien Sonntagen verkaufte er noch auf freiem Stande am Freudenthaler Stadtplatz Sauerbrunn, um seine Einkünfte zu erhöhen.

In das Jahr 1838 fällt die Gründung des Geschäftes in Freudenthal.

In Erkenntnis der damaligen Verhältnisse begann Johann Plischke mit Unterstützung seiner Frau Anna, der wohl mit Recht der grösste Antheil an dem raschen Emporblühen des Geschäftes zuzuschreiben ist, auf das sie that- kräftigen Einfluss nahm, die Erzeugung von glatten Leinwänden und damastirten Leinenwaaren auf eigene Rechnung und brachte es durch unermüdliche Arbeitsamkeit bald so weit, dass er nicht allein in der Stadt, sondern auch in den umliegenden Ortschaften Weber beschäftigen konnte eine Filiale der Handweberei besteht heute noch in Engelsberg deren Erzeugnisse guten Absatz auf den grossen Märkten in Wien, Brünn, Pest, Prag und Pilsen fanden.

Johann Plischke war einer der ersten im Bezirke, welche den Ruf der Damastweberei durch vorzügliche Qualität der Erzeugnisse, schöne, geschmackvolle Dessins und reine Bleiche befestigen halfen; er wusste seinen Fabricaten bald auch im Welthandel einen ehrenvollen Namen zu erwerben. Die Gewebe waren schon damals, wie bis auf den heutigen Tag, was Einstellung, Muster, Ausführung und sorgfältige Arbeit betrifft, jeder Concurrenz gewachsen, wovon auch die ersten Auszeichnungen auf den Industrieausstellungen in München 1854 und in London 1862 Zeugnis geben.

Die Anzahl der Stühle sowie die der Arbeitskräfte wuchs von Jahr zu Jahr bis 1859, von wo ab bis zum Jahre 1866 durch die nachtheiligen Folgen der Kriegsjahre und der damit verbundenen politischen Wirren das Geschäft lahmgelegt wurde, und während welcher Zeit keine namhaften Fortschritte im Waarenumsatze erzielt werden konnten.

Im Jahre 1867 nahm Johann Plischke seine beiden Söhne Alois Plischke und Heinrich Plischke, welche schon mehrere Jahre hindurch als treue und umsichtige Mitarbeiter die Leistungsfähigkeit des Hauses immer mehr kräftigen halfen, als öffentliche Gesellschafter in die Firma auf, die nunmehr »Johann Plischke & Söhne« lautete. In diesem Jahre erhielt die Firma auch die erste Auszeichnung für Reinheit und tadellose Arbeit ihrer Leinengewebe auf der Industrieausstellung in Paris. Im Jahre 1872 erhielt Johann Plischke für die Fabrik die ordentliche Landes­befugnis mit der Berechtigung, den kaiserlichen Adler und den Titel »k. k. privilegirt« zu führen.

Ermuthigt durch die lebhafteste und allgemeine Anerkennung, welche die Fabricate der Firma bisher gefunden, und angesichts der Bedeutung, zu welcher die mechanische Leinenweberei in England und Deutschland bereits gelangt war, beschloss Johann Plischke im Jahre 1872, die Wasserkraft auf seinem Grundbesitze und seiner Leinen­garnbleiche in Altstadt bei Freudenthal für den Betrieb einer kleinen mechanischen Weberei zu verwenden, und in kurzer Zeit war die dafür nothwendige Baulichkeit im Hochbau aufgeführt. Leider liess Johann Plischke nach Fertig­stellung des Baues dennoch das Project fallen, was wohl aber nur in einer gewissen Entmuthigung, hervorgerufen durch die schwere geschäftliche Krise des Jahres 1873, durch die allgemeine wirthschaftliche Depression und den damit verbundenen empfindlichen Rückgang im Waarenabsatze seinen Grund hatte.

Die Gross-Industrie. IV.

329

42