Teppiche erzeugte, übernommen; auch Dierzer leistete Bedeutendes. Wenn die k. k. Linzer Teppichfabrik den fabriksmässigen Betrieb der Teppichweberei in Oesterreich einführte, so ist der Firma Philipp Haas & Söhne die Begründung des Weltrufes dieses österreichischen Industriezweiges in erster Reihe zu danken. Die Firma Haas wurde im Jahre 1810 durch den 1791 geborenen Philipp Haas gegründet, allerdings nicht als Teppichweberei, sondern als Baumwollweberei. Im Jahre 1825 wurde die Fabrication von Kleiderstoffen aufgenommen, 1831 die von Möbelstoffen. Vom Jahre 1840 datirt die Erzeugung von Teppichen, welche durch Eduard Haas, einem Sohn des Gründers Philipp Haas, sowohl in technischer als auch künstlerischer Beziehung den ausländischen Producten gleichgebracht wurde. Haas stellte im Jahre 1852 die ersten mechanischen Teppichwebstühle in Oesterreich auf. Durch ihn wurde der Geschmack in der Teppichmusterung ausserordentlich gehoben; er war der Erste, der alte orientalische Vorbilder für moderne Teppiche verwandte. Schon in der ersten Londoner Ausstellung erregten die Producte der Firma Haas Aufsehen und wurden durch die Medaille I. Classe ausgezeichnet. Die Firma hat, wie allseits bekannt, ihren Ruf bis auf den heutigen Tag erhalten.
Von nicht geringer Bedeutung ist die Teppichfabrik von J. Ginzkey in Maffersdorf. Dieselbe wurde unter den ungünstigsten Verhältnissen im Jahre 1843 durch den 1876 verstorbenen Ignaz Ginzkey gegründet. In kurzer Zeit verschaffte sich Ignaz Ginzkey Anerkennung nicht nur im Inlande, sondern auch auf dem Weltmärkte. Von der zweiten Londoner Ausstellung brachte er mehrere mechanische Teppich-Webstühle mit und führte successive alle Arten von Teppichen ein; schon in den Siebzigerjahren haben sich die Maffersdorfer Teppiche selbst in Paris und London einen hervorragenden Ruf erworben. Der Gründung dieser beiden Fabriken folgten bald andere, so Johann Backhausen & Söhne im Jahre 1871; Julius Pfeiffer, der seit 1857 eine Wollzeugfabrik betrieb, nahm in den Sechzigerjahren die Möbelstofferzeugung, in den Siebzigerjahren die Teppichfabrication auf. Aubin, Protzen & Co., als Filiale der alten Berliner Firma M. Protzen & Söhne, errichteten 1875 eine Fabrik in Reichenberg. Karl Wagner in Maffersdorf besteht seit den Vierzigerjahren; in neuerer Zeit erlangten Bedeutung die Häuser Bareuther & Comp, in Eger und die Rossbacher Teppichfabrik. Mit der Erzeugung ordinärer Teppiche beschäftigen sich eine Reihe von kleineren Industriellen.
Nicht unerwähnt bleibe die landesärarische Weberei in Sarajevo, deren Bestreben höchst aner- kennenswerth ist, die alte türkische Teppich-Hausweberei aus ihrer Lethargie zu erwecken und zu neuem Schaffen anzuleiten. So ist denn die österreichische Teppich-Industrie ein mächtiger Factor im österreichischen Wirthschaftsleben geworden und hat sich eine achtunggebietende Stellung auf dem Weltmärkte erobert. Freilich von den chronischen Leiden, an denen die gesammte österreichische Industrie krankt, bleibt auch die Teppich-Industrie nicht verschont, doch sei es erlassen, an dieser Stelle diese Leiden näher zu erörtern. Erwähnt sei nur ein Umstand, welcher einer grossen Entwickelung dieser Industrie entgegensteht, d. i. der geringe Absatz in jeder einzelnen der grossen Reihe von verschiedenen Teppicharten im Inlande, die den österreichischen Fabrikanten zwingt, mit allen Gattungen dieser Gewebe auf den Markt zu kommen, so dass es ihm nicht so wie dem englischen, französischen und deutschen Fabrikanten möglich ist, auch zu specialisiren und seine ganze Arbeitskraft einem besonderen Zweige dieser Industrie zu widmen.
Die ersten österreichischen Industriellen erzeugen Teppiche vom billigsten Juteläufer angefangen bis zu den kostbarsten Knüpfteppichen; dazwischen liegen die Holländer Teppiche, die Kidderminster, Tapestrie, Patent-Velvet, Brüssel, Tournay-Velvet, Axminster und eine Reihe von Geweben, welche, auf mechanischem Wege erzeugt, den Knüpfteppich imitiren wollen. Bei allen diesen mechanisch erzeugten Teppichen ist der Dessinateur in der Wahl des Musters und der Zahl- der Farben durch die Textur des
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Moderne Teppichweberei.
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