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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Vierter Band
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DIE HERREN - CO N F E CTIO N.

ie Anfänge der Confections-Industrie reichen in die Eünfzigerjahre zurück, wo in Wien der erste Versuch gemacht wurde, Kleider in Vorrath zu erzeugen und in offenen Laden zu verkaufen. Die Gross-Confection im Sinne des handwerksmässigen Grossbetriebes kam jedoch erst mit der Gewerbefreiheit zur Entwickelung. Ihre Wiege stand in der betriebsamen mährischen Stadt Prossnitz. Der Anstoss zur Erzeugung von neuen Kleidern gieng von dortigen Tandlern aus, welche sich mit dem Einkäufe von ausgemusterten ärarischen Monturen in der nahen Festung Olmütz und mit deren Abänderung zum Zwecke des Verkaufes an Civilpersonen befassten.

Dieser schwungvoll betriebene Handel führte jene Trödler unter Anderem auch nach Pest und Pressburg, wo seit den Vierzigerjahren bereits Ansätze zur Confection en gros, namentlich in National­kleidern, bestanden. Die daselbst gemachten Beobachtungen mögen diese Trödler angeregt haben, die gleichen Versuche in Prossnitz zu machen, wobei sie sich der Schneider bedienten, welche in diesem Orte und seiner Umgebung seit Langem ansässig waren. Anfangs bewegte sich diese Erzeugung, den bescheidenen Mitteln der Unternehmer und dem unsicheren Absätze entsprechend, in engen Grenzen, galt es doch zunächst, der neuen Idee Eingang in Oesterreich zu verschaffen. Der Vertrieb der Waaren fand auf dem mühsamen Wege des Besuches von Märkten statt.

Der Beginn der Gewerbefreiheit ermöglichte es den bis dahin vielfach gehemmten Unternehmern, ihre Kräfte frei zu entfalten, und ihr Unternehmungsgeist schöpfte aus dem beginnenden Aufschwünge der Textil-Industrie kräftige Impulse. Anfangs auf billigste Baumwollwaaren beschränkt, erfuhr der Artikel­kreis bald eine bedeutende Erweiterung, und der Aufschwung der Fabrication gestaltete sich um so lebhafter, als die in den Vierzigerjahren von Amerika ausgegangene und Ende der Fünfzigerjahre in Oesterreich eingeführte Erfindung der Nähmaschine der Confection ungeahnte Hilfsquellen erschloss. Die Maschine hob nicht nur die bis dahin primitive Schneiderei quantitativ, sie beeinflusste auch den Geschmack. Die wachsende Leistungsfähigkeit drängte zur Erweiterung des Absatzes, welchem auch die inzwischen erfolgte Eröffnung der grossen Eisenbahnen Vorschub leistete.

Um den anfänglichen kleinen Kern ungeschulter Schneider hatte sich theils aus diesem heraus, theils durch Zuzug eine namhafte, in grossen Werkstätten der Unternehmer concentrirte Industrie entwickelt, welche, auf dem Principe der Hausarbeit beruhend, grösseren Leistungen gewachsen war. Das commer- zielle Interesse der Kaufmannschaft für Confectionswaaren wuchs in Folge kräftiger Propaganda seitens der Fabrikanten. Da überdies auch das anfängliche Vorurtheil des Publicums gegen die Confections- Industrie abnahm, und die Branche inzwischen durch die Verleihung der Landesbefugnis und des Adlers an das älteste Haus ausgezeichnet worden war, trat die Confection nunmehr in die Reihe der geachteten Industrien ein. Auf dem Untergründe eines gesicherten Absatzes im Inlande stehend, vermochte sie sich

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