Maschinenwalke

seeische Gebiete erstrecken. Dass bei der stetigen Ausdehnung des Absatzes auch in den Fabricationsstätten grosse Veränderungen vor sich giengen, um die Production der Nachfrage entsprechend zu gestalten, ergibt sich von selbst. Es würde zu weit führen, die im Laufe der Zeit erfolgten Erweiterungen und Reconstructionen zu besprechen, die in den Etablissements der Firma vorgenommen wurden, bis dieselben jene äussere Gestalt annahmen, die sie aufder zu Beginn dieses Aufsatzes dargestellten Abbildung zeigen.

Nur einer Etappe in der Ausgestaltung des Betriebes soll hier gedacht werden, weil sie nicht allein für die besprochene Firma von Bedeutung war, sondern eine wichtige Reform der österreichischen Hutfabrication überhaupt mit sich brachte. Die Vorbereitung der für die Hutfabrication nöthigen Haarstoffe war bis in die Siebzigerjahre in unserem Vaterlande überhaupt nicht be­triebenworden. Dieselbe bildete damals inBelgien,Deutsch­land und Frankreich einen selbstständigen Industrie­zweig. Die österreichischen Hutfabrikanten waren ge­zwungen, diese von ihnen benöthigten Stoffe aus dem Auslande zu beziehen, und so wanderten alljährlich grosse Summen heimischen Capitals in die Fremde. Die Firma J. Hückels Söhne war die erste, welche diesen Industriezweig,

Schneiderei«, mit der Hutfabrication vereinigte und so alle für die Fabrication nöthigen Haarstoffe selbst herstellte, statt sie, wie früher, aus der Fremde zu be­ziehen. Diese Aenderung muss als grosse Errungenschaft und besonderer Fortschritt auf dem Gebiete der Hut­fabrication bezeichnet werden.

Die Firma war von allem Anfänge bestrebt, ihren Bedarf an Rohmaterialien im Inlande zu decken und so auf die heimische Industrie fördernd zu wirken. Die Lieferung von Seidenstoffen, Bändern, Leder etc. wurde, soweit es nur möglich war, stets österreichischen Firmen übertragen. Der wichtigste Rohstoff allerdings, die Hasen-, Kaninchen- und Biberfelle, konnten nur zum Theile hier beschafft werden, während der Rest aus Frankreich, England, Südamerika und Australien bezogen werden musste. An derartigen Fellen verwendet die Firma jährlich ungefähr i '/ 2 Millionen Stück.

Um dem Leser auch eine Vorstellung von der Erzeugungsmethode, wie sie in der Fabrik der Firma gegen­wärtig geübt wird, zu verschaffen, damit derselbe die Mannigfaltigkeit der dabei zur Verwendung gelangenden Maschinen und Vorrichtungen und die wesentlichsten Stadien des Fabricationsprocesses kennen lerne, mögen hier die wichtigsten Räumlichkeiten der Betriebslocalitäten im Bilde wiedergegeben werden.

Der Entwickelungsgang der Fabrication in ihren wesentlichen Phasen wird in den sieben Textbildern dar­gestellt, und zwar veranschaulicht das zweite derselben den »Maschinensaal der Haarschneiderei«, in welchem das Haar von den früher schon gebeizten Fellen geschnitten, sortirt und zur Hutfabrication aufbereitet wird. Dieser Theil der Huterzeugung war es, welcher von der Firma der Fabrication angegliedert worden war, während früher die schon aufbereiteten Haare aus dem Auslande bezogen wurden. Die Haarschneiderei ist gegenwärtig mit den besten neuesten Rupf- und Schneidemaschinen, Trockenvorrichtungen etc. eingerichtet.

Die dritte Abbildung zeigt den »Fachmaschinensaal«. Das Haar wird von der Maschine fein zerstäubt. Aus dem Innern von danebenstehenden kegelförmigen, mit feinen Löchern versehenen siebartigen Küpferglocken saugen kräftige Ventilatoren die Luft, so dass sich an der Aussenseite der Glocke eine dünne Haarschicht anlegt, welche, mit heissem Wasser durchfeuchtet, genügend fest zusammenhält, um abgenommen werden zu können. Unter dem Ausdrucke »Fach« stellt dieses zarte Gebilde den künftigen Hut in seinem Entstehungszustande vor.

Das nächstfolgende Bild veranschaulicht den Process des »Walkens«, der theils mit der Hand, theils auf

Maschinen durchgeführt wird und den Zweck hat, das Fach dichter und fester zu machen, wobei es auf den dritten bis vierten Theil seiner ursprünglichen Grösse zusammenschrumpft.

Das fünfte Textbild zeigt den »Schersaal«, in welchem die durch Bürsten (siehe die Abbildung auf der ersten Seite »Bürstlerei«) und Kratzen aufgerauhten sogenannten »Velourshüte« auf Maschinen geschoren werden. Im »Zurichtsaal« werden die »Filze« sodann von der Kegelgestalt auf Pressen mit hohem Wasser­druck in die endgiltige Hutform übergeführt, um schliesslich im »Staffirsaal« ihre Vollendung durch die Garnitur (Futter, Leder, Einfass- und Bindband) zu erhalten.

Das fertige Product wird in den dazu be­stimmten ausgedehnten »Verpackungsräumen« sorgfältig verpackt (für den überseeischen Transport in Blechkisten oder Oeltuch) und zum Versandt gebracht. Die Firma besitzt ihre eigene mechanische Tischlerei, Schlosserei, Drechslerei, Formengiesserei, sowie Cartonagenerzeugung und Druckerei. Im Betriebe stehen 7 Dampfkessel, für

Schermaschinensaal.

Die Gross-Industrie. IV 7 .

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