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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Vierter Band
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J. STEMBERGER & COMP.

STROHHUT-FABRIK

WIE N.

ohann Stemberger und Georg Mellitzer, die Gründer des Hauses, stammen aus St. Veit in Defereggen (Tirol). In ihrem armen Heimatsthale gab es keine Industrie, keinerlei Erwerbszweig, dem sich die beiden arbeitslustigen jungen Männer hätten widmen können. So zogen sie denn gemeinsam in die Fremde, um sich ihren Lebensunterhalt zu verschaffen.

Im Jahre 1854 Hessen sie sich in Klagenfurt nieder und eröffneten dort einen Handel mit Strohhüten, der von vorneherein einen freundlichen Erfolg hatte, so dass sich die beiden Chefs im Jahre 1860 ver­anlasst sahen, auch in Agram eine Niederlage zu errichten.

Bisher waren sow r ohl in Klagenfurt als in Agram fremde Producte in den Handel gebracht wmrden, doch der Unternehmungsgeist der Herren Johann Stemberger und Georg Mellitzer begnügte sich damit nicht, sondern sie schritten im Jahre 1863 daran, in DomZale bei Laibach eine eigene Productionsstätte zu schaffen. Allerdings darf man sich von dieser »Fabrik« keine besondere Vorstellung machen. Mit Maschinen wurde damals überhaupt noch wenig, am allerletzten in der Strohhuterzeugung gearbeitet. Die Waare war demgemäss auch im Vergleich zu der jetzt erzeugten recht unregelmässig und derb. Doch mit der Errichtung der Fabrik war der Anfang zu einem raschen Aufschwünge gemacht.

In kurzen Zwischenräumen sind Erweiterungen und Veränderungen zu verzeichnen. Noch im Jahre 1863 ward in Wien eine Zweigniederlassung unter der Firma Johann .Stemberger errichtet; das Geschäft in Klagenfurt wmrde unter der Firma Simon Grosslercher weiter betrieben. Die Fabrik in Domiale erwies sich bald als zu klein; eine geräumigere wurde dafür im Jahre 1870 in Mannsburg erbaut und diese sofort mit den neuen Hutpressmaschinen und im Jahre 1876 auch mit den Strohhutnähmaschinen ausgerüstet.

Diese Neuerungen in der Fabrication bewirkten, dass die Arbeit eine bedeutend leichtere wurde; die produ- cirte Waare wmrde erheblich schöner, und es konnte nun auch an die Erzeugung von grösseren Quantitäten ge­dacht werden.

Inzwischen war im Jahre 1874 neuerdings eine Niederlassung in Brünn entstanden, die heute noch daselbst unter der Firma Stemberger und Holzer florirt. Das Agramer Geschäft war im Jahre 1881 nach Graz übersiedelt und wurde dort unter der Firma Stemberger und Mellitzer in das Handelsregister eingetragen; das Haus in Wien wmrde sowohl in seinen Betriebsstätten, als auch in den En gros- und Detail-Geschäftsräumlichkeiten im Jahre 1884 entsprechend vergrössert. Die Fabrik in Mannsburg wmrde im Jahre 1890 um die Hälfte erweitert. Die bisher in Wien bestandene Einzelfirma Johann Stemberger wmrde im Jahre 1888 gleich den Etablissements in Mannsburg, Graz und Brünn in eine Gesellschaftsfirma verwandelt, das Wiener Haus unter der Firma Johann Stemberger & Co., jenes in Mannsburg unter Georg Mellitzer & Co. protokollirt.

Die Inhaber waren jederzeit bestrebt, die wirthschaftliche Lage der Arbeiter durch verschiedene Wohlfahrts­einrichtungen günstig zu gestalten. Ein Beweis dafür ist, dass gegenwärtig ein Arbeiter seit 29 Jahren, zwei durch 2i Jahre, vier durch 19, sieben Arbeiter durch 18 und acht durch 15 Jahre ununterbrochen in den Werkstätten des Hauses thätig sind.

Das Absatzgebiet der Strohhutfabrik dehnte sich bald auf die ganze Monarchie aus, und es gelang den Be­sitzern auch, einen namhaften Export nach Deutschland, Russland, Schweden und nach dem Orient zu erzielen.

Für seine Erzeugnisse wmrde das Haus Stemberger & Co. auf den Ausstellungen in Wien (1873) und Graz (1890) durch das Anerkennungsdiplom, beziehungsweise durch einen Ehrenpreis ausgezeichnet.

T . r

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