J. OBERWALDER & CO.

K. u. K. HOF-STROHHUT-FABRIK

DOM^ ALE,

s dürften nur wenige Industriezweige in Oesterreich-Ungarn in so kurzer Zeit einen solch grossen Aufschwung genommen haben, als die Strohhutfabrication, in deren Gründungs- und Entwickelungs­geschichte dem Namen Oberwalder unstreitig einer der ersten Plätze eingeräumt werden kann.

Den Grund zur heimischen Strohhut-Industrie bildete anfangs der Hausirhandel mit Strohhüten, die grösstentheils aus Italien bezogen wurden. Mit diesem Handel befassten sich mehrere Bewohner des Thaies Defereggen in Tirol, welche ganz Oesterreich-Ungarn bereisten. Dieser Gilde gehörte auch Jakob Oberwalder an, den aber sein Unternehmungsgeist nicht ruhen liess, sondern im Jahre 1858 zu dem Entschlüsse brachte, mit einigen hundert Gulden nach Wien zu gehen, um dort ein Geschäft zu gründen. Dank seinem Fleisse und seiner Ausdauer florirte in der That das mit so bescheidenen Mitteln ins Werk gesetzte Unternehmen.

Anfänglich gieng die Arbeit begreiflicherweise noch sehr langsam von Statten, da die Hüte wegen Mangel an Maschinen mit der Hand erzeugt werden mussten. Allmählich vergrösserte sich das Unternehmen, da sich auch die beiden Brüder und mehrere Verwandte Jakob Oberwalders daran betheiligten. Bereits im Jahre 1870 erbaute die Firma in Dom 2 ale bei Laibach eine Fabrik. Den Beweggrund zu der Wahl dieses Ortes bot das stetige Anwachsen der Haus­industrie in der Gegend um Laibach, woselbst man schon seit mehreren Jahren die sogenannten glatten, kreuzgenähten Hüte nach italienischem Muster verfertigte. Die Bevölkerung erwies sich hiezu sehr geschickt, und man konnte den Schluss ziehen, dass diese primitive Haus-Industrie nur einer besseren Pflege und Ausbildung bedürfte, um sie zu einem modernen Industriezweige umzugestalten.

Einen gänzlichen Umschwung erfuhr die Strohhut-Industrie durch die Erfindung der Nähmaschinen, die im Jahre 1879 eingeführt wurden. Hiedurch konnte das Siebenhalmgeflecht erst zur vollen Geltung gelangen und die Möglichkeit geboten werden, den Strohhut fabriksmässig herzustellen und ihm in alle Classen der Bevölkerung Eingang zu verschaffen, besonders zu einer Zeit, wo die chinesischen und japanesischen Geflechte in so kolossaler Masse auf den Markt kamen.

Die Fabrication ist, in Kürze beschrieben, die folgende:

Das Strohgeflecht kommt als Rohmaterial in die Fabrik, wird sortirt und je nach Bedarf gebleicht und gefärbt, ein Verfahren, das in jedem Falle einer besonderen Genauigkeit und Fertigkeit bedarf. Hierauf wird das so präparirte Geflecht auf der Maschine zu Hüten vernäht, appretirt, auf die betreffenden Zinkformen aufgezogen, nach dem Trocknen in die Presse gelegt und einem der Geflechtsart und der Temperatur der Metallform ent­sprechenden Atmosphärendrucke ausgesetzt, worauf der Hut bis auf die Garnirung fertig ist.

Die Fabrik wurde in den Jahren 1879, 1891 und 1893 durch grosse Zubauten und Vermehrung der Arbeits­kräfte zu einer der bedeutendsten dieser Branche in Oesterreich-Ungarn emporgebracht. Versehen mit den neuesten Einrichtungen, besitzt sie eine eigene Färberei und Bleicherei, Formgiesserei, Schlosser- und Tischlerwerkstätten und entspricht ebenso allen sanitären Anforderungen durch ausgedehnte Canalisirung und Ventilationen. Die grossen und lichten Räumlichkeiten bieten dem Arbeitspersonal einen gesunden und angenehmen Aufenthalt. Leider wurde diese Stätte friedlichen Zusammenwirkens geistiger und physischer Arbeit durch das Erdbeben im Jahre 1895 sehr em­pfindlich heimgesucht und an den Gebäuden bedeutender Schaden verursacht. Gegenwärtig beschäftigt die Firma in Domüale weit über hundert Arbeiter beiderlei Geschlechtes und besitzt grössere Niederlagen in Wien, Prag, Lemberg und Hermannstadt, welche zum Theile auch eigene Fabrication betreiben. Der bedeutende Export nach dem Auslande beweist, dass die Firma noch immer allen Concurrenzunternehmungen gewachsen ist. Auch die der Firma zu Theil gewordenen Auszeichnungen (unter anderen die Fortschrittsmedaille der Wiener Weltausstellung 1873 zu Wien und die goldene Medaille der 'Priester Ausstellung 1882) geben Zeugnis von dem allgemeinen Beifall, welchen die Ober- walderschen Strohhüte finden.

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