3. Verdrängung der ausländischen Roh- und Kunstöle durch das inländische Rohöl.
In den Siebzigerjahren bis zum Anfang der Achtzigerjahre betrug die Production des galizischen Rohöls ungefähr 200.000 Metercentner pro Jahr, woraus etwas über 100.000 Metercentner Leuchtöl gewonnen werden konnten. Bei einem Gesammtconsum von etwa 1,000.000 Metercentner Petroleum in Oesterreich-Ungarn, deckte somit Galizien etwa 10% des Gesammtbedarfes.
Durch Erschliessung der ergiebigen Petroleumquellen in Sloboda rungurska zu Anfang der Achtzigerjahre verdoppelte sich die galizische Production, und das inländische Leuchtöl deckte ungefähr 16 bis 20% des nunmehr auf 1,300.000 Metercentner gestiegenen Gesammtbedarfes der Monarchie. Der Aufschluss der reichen Quellen im Ivrasnogebiete gegen Mitte der Achtzigerjahre brachte es mit sich, dass von einem Gesammtbedarf an 1,356.000 Metercentnern Leuchtöl im Jahre 1887 bereits 450.000 Metercentner oder 33% aus inländischem Rohöl gedeckt werden konnten.
Dieses Verhältnis erhielt sich ungefähr bis zum Jahre 1895, indem die galizische Production ungefähr in demselben Maasse sich entwickelte, als sich der Consum der Monarchie vergrösserte.
Der gewaltige Aufschwung der Schodnicagruben in dem letztgenannten Jahre machte es möglich, nahezu 5o<>/ 0 des österreichisch-ungarischen Gesammtconsums zu decken, während in den Jahren 1896 und 1897 nicht bloss drei Viertel des ganzen Bedarfes der Monarchie durch galizische Destillate gedeckt wurden, sondern noch namhafte Quantitäten zum Export nach Deutschland gelangten, so dass ohne diesen Export die galizische Production fast den ganzen Bedarf der österreichisch-ungarischen Monarchie zu befriedigen im Stande gewesen wäre.
In diesen beiden letzten Jahren ergeben sich die folgenden Ziffern für den Consum an Leuchtöl:
1896 1897
Metercentner
Importirt
aus dem Auslande.
. . . . 45.000
49.000
Erzeugt
aus
kaukasischem Falsificat ....
479.000
432.000
»
»
amerikanischem Rohöl ....
22.000
»
»
rumänischem » ....
94.000
»
»
galizischem » ....
1,499.000
1,594.000
Gesammtconsum der Monarchie an Leuchtöl.2,110.000 2,191.000
Export von galizischem Leuchtöl nach Deutschland . . . 231.000 131.000
Wenn also das nach Deutschland exportirte galizische Petroleum im Inlande zum Consum gelangt wäre, so hätte die widersinnige Production aus kaukasischem Falsificat im Jahre 1896 auf 248.000 Metercentner und im Jahre 1897 auf 301.000 Metercentner, d. i. auf kaum 14% des Gesammtbedarfes der Monarchie, eingeschränkt werden können.
Die kleinen Quantitäten von amerikanischem Leucht- und Rohöl dürften auch von Liebhabern specieller Qualitäten in Zukunft bezogen werden; auch die 200.000 Metercentner rumänisches Rohöl zum privilegirten Zollsatz dürften eine ständige Post bleiben; um aber das kaukasische Falsificat zu eliminiren, würde eine geringfügige Vermehrung der galizischen Production hinreichen, vorderhand jedoch, d. i. solange die Zollfrage bezüglich des kaukasischen Falsificates nicht endgiltig gelöst ist, liegt eine solche Vermehrung nicht im Interesse der galizischen Industrie, da die geringste Ueberproduction sofort einen ähnlichen Preissturz veranlassen würde, wie im Jahre 1896, in welchem der Durchschnittspreis des galizischen Rohöls auf 1 fl. 70 kr. ö. W. pro 100 Kilogramm, d. i. auf weniger wie die Hälfte seines normalen Werthes, gefallen ist, so dass die grosse Mehrzahl der Durchschnittsgruben nicht einmal ihre Betriebskosten decken konnte.
Wenn aber die Zollverhältnisse nach den Regierungsvorschlägen durch eine Erhöhung des das kaukasische Falsificat belastenden Zolls von 2 fl. auf 3 fl. 50 kr. ö.W. (Gold) geregelt werden sollten, unterliegt es keinem Zweifel, dass in allerkürzester Zeit, durch Ausdehnung der Bohrarbeiten, die galizische Production sich entsprechend dem Gesammtbedarf der Monarchie erhöhen würde.
4. Galizisches Petroleum als Exportartikel. —
Schon seit einer Reihe von Jahren wurden kleinere Mengen von Nebenproducten der Destillation des galizischen Rohöls, so namentlich Blauöle und Benzine, ins Ausland abgestossen.
In den drei letzten Jahren nahm dieser Export bedeutend zu, weil auch namhafte Quantitäten fertigen Petroleums exportirt werden mussten.