kleinen Maschinenwerkstätten in Oesterreich erzeugt, nichtsdestoweniger hat die Original Wünschmannsche Maschine noch immer Absatz in österreichischen Stearinfabriken.

Was die zu den Kerzen verwendeten Dochte anbelangt, so sind dieselben aus Baumwollgarn ge­fertigt und werden theilweise in den grösseren Stearinfabriken selbst auf Börtelmaschinen geflochten, in grosser Menge jedoch auch aus Dochtfabriken, und zwar ineistentheils aus dem Auslande, insbesondere aus Frankreich und Italien, bezogen. Diese ausländischen Dochtfabrikate zeichnen sich durch eine hervor­ragend reine und gleiche Qualität aus. Die Präparation der Dochte mit verschiedenen Chemikalien, wie mit Borsäure, phosphor- und schwefelsaurem Ammoniak und Schwefelsäure, führen die meisten Fabriken selbst aus.

Die Fertigstellung der aus den Maschinen erhaltenen Kerzen erfordert noch das Schneiden auf das genaue Gewicht, das Poliren und das Versehen mit der Fabriksmarke. Das Schneiden und das Poliren wird ausnahmslos mit Maschinen ausgeführt, während das Kerzenmarkiren grösstentheils noch mit der Hand vorgenommen wird.

Kerzenmarkirmaschinen sind das erstemal im Jahre 1889 auf der Pariser Weltausstellung ausge­stellt gewesen und seit jener Zeit in einzelnen Fabriken in Verwendung gekommen. Alle in Oesterreich erzeugten Kerzen erster Qualität werden mit der Fabriksmarke versehen.

Seit der Gründung der Ersten österreichischen Seifensieder-Gewerksgesellschaft »Apollo« und der Fabrik von de Milly in Wien sind in kurzer Folge neue Fabriken entstanden, so die von A. Himmelbauer & Comp, in Stockerau, F. A. Müller & Söhne in Prag, Johann Hoffmann in Graz, Semmler & Frenzei in Brünn (derzeit Brünner Stearinkerzen-Fabriks-Actiengesellschaft), lg. Weineck in Stockerau, Gust. Wagen­mann in Wien, J. Uiblein & Sohn in Wien, Em. Urbach & Cie. in Prag, Stearinfabrik der Wiener Fleisch- hauer-Cie., Steger & Cie. in Wiener-Neustadt, G. Schicht in Aussig a. d. Elbe, Julius Roth in Bielitz u. s. w.

Ausser diesen Fabriken sind in den letzten Jahren insbesondere in Galizien eine grosse Anzahl von Kerzengiessereien entstanden, welche hauptsächlich Paraffinkerzen und Compositionskerzen mit einem geringen Stearinzusatze erzeugen. In Folge der fortwährend wachsenden Production von Paraffin, welches auch als Abfallproduct bei der Petroleumraffinerie erhalten wird, und der immer steigenden Production an Paraffinkerzen zu ganz fabelhaft billigen Preisen, sieht die österreichische Stearin-Industrie einer traurigen Zukunft entgegen. In anderen, Paraffin nicht erzeugenden Ländern, wie z. B. in Frankreich, ist die Stearin-Industrie durch hohe Einfuhrzölle auf Paraffin geschützt und steht dadurch heute noch in voller Blüthe. Ohne Scheu werden bei uns Compositionskerzen bis zu 50% Paraffingehalt als Stearin­kerzen verkauft und dadurch der Consument benachtheiligt.

Nur durch eine ganz bedeutende Verbilligung der Verkehrsmittel, insbesondere durch Ausbau be­stehender und Anlage neuer Wasserstrassen,'durch zollfreie Einfuhr der zur Stearinfabrication dienenden Rohmaterialien, durch Bonificationen beim Exporte und durch Schaffung eines strenge gehandhabten Ge­setzes gegen den unlauteren Wettbewerb, namentlich aber durch einen erhöhten Eingangszoll auf amerikanisches und schottisches Paraffin könnte der noch vor zwanzig Jahren blühenden Stearin-Industrie aufgeholfen werden.

In den modern eingerichteten Fabriken sind die technischen Hilfsmittel der Fabrication mit dem Fortschritte gegangen. Bei dem grossen Verbrauche von Kohlen, respective Dampf in dieser Fabrication wird heute der hohen Kohlenpreise halber allgemein auf grösstmögliche Kohlen- und Dampfökonomie gesehen. Dampfkessel- und Maschinenanlagen sind in technisch vollendetster Form in dieser Industrie in Anwendung, und die meisten Fabriken der Branche bemühen sich, durch Vervollkommnung ihrer commer- ziellen und technischen Einrichtungen, dem harten Kampfe, den diese Industrie zu bestehen hat, sich ge­wachsen zu zeigen.

3. Die Glycerinfabrication.

Das bei der in den Autoclaven erfolgenden Spaltung der Neutralfette erhaltene Glycerinwasser stellt eine mehr oder minder gelblich gefärbte Flüssigkeit von schwach süssem Geschmacke und einer Dichte von 2 0 bis 7". dar. Dieselbe wird nach vorhergegangener Reinigung mit Aetzkalk, schwefel­saurer Thonerde und anderen Chemikalien in den grösseren Betrieben im Vacuurn, in den kleineren in kupfernen, mit Dampfschlangen versehenen Pfannen auf eine Dichte von 26° bis 30° Be. gebracht. Dieses so erhaltene Glycerin bildet nun das Rohglycerin des Handels, je nach der Qualität des zur Verarbeitung 2:elanoi:en Rohfettes von wechselnder Güte.

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