Südbahngesellschaft 1883 geschaffen. 1891 baute die Unternehmung Krizik die Linie von der Belvedereanhöhe in Prag zum Lustschloss in Bubentsch. Es folgte rasch die Lemberger Strassenbahn, die Strecke Teplitz—Eichwald, Gmunden Bahnhof—Stadt, letztere von den Unternehmern Stern und Haferl erbaut, Baden—Vöslau, Prag—Wysocan—Lieben (Krizik), und jeder Tag bringt auf diesem Gebiete neue Errungenschaften.
Um sich von den oberirdischen Leitungen frei zu machen, ist versuchsweise der Accumulatoren- betrieb, der sich in Hannover, Dresden und anderen Orten bewährt hat, auch in Wien, zunächst auf der Ringstrasse, eingeführt worden.
Indem wir von den Stadt- und Landstrassen zu den in unserem Vaterlande ungleich extensiver entwickelten Eisenbahnen übergehen, bemerken wir, dass die Geschichte derselben eine Reihe von Perioden aufweist, in denen wir die verschiedenen Phasen der Entwickelung des Verhältnisses zwischen Staatsund Privatwirthschaft wahrnehmen können. Darüber müssen wir Einiges vorausschicken, um gewisse Erscheinungen, die uns in der Geschichte des Bahnbaues und seiner Unternehmer entgegentreten, besser würdigen zu können.
Die erste Periode umfasst die Zeit bis zur Gründung der ersten Locomotivbahnen. Wir können sie als die Pferdebahnperiode bezeichnen und zeitlich durch die Jahre 1820 bis 1835 begrenzen.
Die erste Anregung zum Bau von Eisenbahnen gieng 1807 von dem Professor am Prager Polytechnicum, Franz R. v. Gerstner, gelegentlich seiner Studien über die Erbauung eines Moldau-Donau- canales aus. Sein Sohn Anton, Professor am Wiener Polytechnicum, erwarb 1824 das Privilegium für eine Holz- und Eisenbahn, auf Grund dessen sich die »Erste österreichische Eisenbahn-Gesellschaft« bildete und die Pferdebahn von Budweis bis zur Wasserscheide unter Leitung Gerstner’s, jene von dort bis Linz durch Mathias Schönerer ins Werk setzte, der bald die Verlängerung bis Gmunden folgte. Die einzelnen Strecken wurden in den Jahren 1827—1836 eröffnet.
Die »Prager Eisenbahn-Gesellschaft«, von den Grafen Sternberg und Wrbna gegründet, schritt an den Bau einer Pferdebahnlinie Prag—Pilsen, von welcher innerhalb 1830—1836 nur die 6i - 6 Kilometer lange Linie Prag—Lana zur Eröffnung kam.
Die zweite Zeitperiode schliesst den Bau der ersten Locomotivbahnen in sich. Sie charakterisirt sich als Zeitraum der Speculation. Als erste Locomotivbahn Oesterreichs entstand zu dieser Zeit über Initiative des Wiener Bankhauses Rothschild, dem Professor Riepl vom Wiener Polytechnicum Berather war, die Kaiser Ferdinands- Nord bahn, von welcher 1838 die erste Theilstrecke Wien —W agram eröffnet wurde, der 1839 die Verlängerung bis Lundenburg folgte.
Das Bankhaus Freiherr v. Sina, dem ebenfalls Prof. Riepl zur Seite stand, rief die Gesellschaft der Wien-Raaber Bahn ins Leben, aus welcher sich die Wien-Gloggnitzer Eisenbahn-Gesellschaft entwickelte, die 1841 und 1842 die Strecken Wien—Gloggnitz mit Abzweigungen nach Laxenburg und zur ungarischen Grenze, erstere 1842, dem öffentlichen Verkehr übergab.
Die Erwartung eines hohen Ertrages, einer günstigen Capitalsverzinsung hatte die Veranlassung zum Bau geboten, der bald eine grosse Enttäuschung folgte, da eine schwere Krise, die im Jahre 1841 hereinbrach,- sich auf alle wirthschaftlichen Gebiete erstreckte und den Geldmarkt lahm legte. Die durch zu hohe Betriebskosten herabgedrückten Erträgnisse machten ihren Einfluss auf die Eisenbahnpapiere geltend. Um in das stockende Verkehrsleben frische Impulse zu bringen und gegenüber dem Auslande nicht zurückzubleiben, sah sich der Staat genöthigt, selbst einzugreifen.
Die dritte Periode (1842—1854) inaugurirte eine Allerhöchste Entschliessung vom December 1841, welche den Bau von Staatsbahnen anordnete. Es wurde ein grosses Bauprogramm ausgearbeitet. Vier Linien, die Strecken:
a) Wien—Prag—Dresden, b) Wien—Triest, c) Wien—Linz—Bayern, d ) die Linien von Venedig in das Innere des lombardisch-venetianischen Theiles der Monarchie waren in dieses Programm aufgenommen, _das später (1847) durch Aufnahme einer Linie e) Verona—Bozen—Innsbruck—Kufstein ergänzt wurde.
In diese hochbedeutsame Periode fällt der Beginn jenes Zeitabschnittes, den wir an dieser Stelle vom bautechnischen Standpunkte aus näher zu besprechen haben. 1 )
■) Das österreichische Eisenbahnnetz umfasste zu jener Zeit (1848), die ungarischen und italienischen Linien nicht eingerechnet, rund 1100 Kilometer.