nicht mehr zu Oesterreich gehörenden Druckorte und Officinen der transleithanischen Reichshälfte angeführt. Ungarn zählte 1880 128 Druckorte mit 314 Officinen, Croatien und Slavonien 14 Druckorte mit 30 Officinen, woraus gegenüber 1848 eine gesammte Erhöhung um 289 Officinen ersichtlich wird.
Inwieweit diese Ziffern überall mit dem Bedarfe in Einklang standen, ist schwierig genau zu definiren, da hierunter auch minder oder ganz unbedeutende Druckereien angeführt erscheinen. Doch zeigen sie, dass sich der Bedarf immerhin gehoben hatte. Die hiedurch entstandene Concurrenz, wenn auch manchmal unlauterer Art, gab doch immer erneute Anregung zu Fortschritten, die sich mit den Jahren in hohem Grade steigerten. Die Arbeiten der Achtzigerjahre geben hiefür ein beredtes Zeugnis. Die österreichische Maschinen-Industrie machte wiederholt erfolgreiche Anstrengungen und wetteiferte ebenso wie die heimischen Schriftgiessereien mit den ausländischen, die viele Neuerungen brachten, wodurch der österreichischen Druck-Industrie neue werthvolle Hilfsmittel geboten wurden, welche nach Möglichkeit Aufnahme fanden. Es war dies auch der Beginn einer neuen Periode steter Vervollkommnung und Verfeinerung der Geschmacksrichtung. Die im Jahre 1874 gegründete Wiener Gremial-Fachschule hatte bereits eine grössere Anzahl ihrer Abiturienten in die Officinen entsandt, welchen das in dieser Anstalt theoretisch Erlernte nun in die Praxis umzusetzen Gelegenheit gegeben war. Ebenso hatten einige Verleger ihre Thätigkeit erweitert und richteten dabei ein besonderes Augenmerk auf gefällige Ausstattung. Der Illustrationsdruck insbesondere war es, welcher sich von dieser Zeit ab einer wachsenden Pflege erfreute und nun auch wieder häufiger in Werken angewandt wurde. Die Papierfabrication hatte gleichermaassen durch Verbesserung der Qualität ihrer Erzeugnisse, sowie durch vermehrte Herstellung feiner Sorten den Buchdruckern nützlich zu werden getrachtet. Durch all’ dies waren der Weiterentwickelung der Buchdruckerkunst neue Wege geebnet worden. Der Buchdruck begann wieder sich als Kunsthandwerk zu fühlen, im Gegensätze zu den Fünfziger- und ersten Sechzigerjahren, in denen dessen Angehörige einen Existenzkampf zu führen hatten, der zum grossen Theile das Weiterstreben ausschloss.
Das nächste Jahrzehnt aber brachte die österreichische Typographie auf eine Stufe der Leistungsfähigkeit, die oft geradezu Staunen zu erregen geeignet ist. Wenn sich früher das Streben nur einzelner grösserer, aber auch kleinerer Officinen nach tadellosen oder vorzüglichen Leistungen bekundete, so ist in dieser Periode nahezu ein allgemeiner Wettstreit entstanden, der zu Folge der wechselweisen Anregung sehr viel zur Ausgestaltung der sogenannten »Schwarzen Kunst« beitrug, aus der nun eine mehrfarbige geworden ist; denn das scheidende Decennium steht im Zeichen des Mehrfarbendruckes. Die Farben sind es, welche die Typographie jetzt beherrschen. Dass hiedurch die Anforderungen gesteigert sind, ist klar ersichtlich. Sowohl im Accidenz-, als Illustrationsdrucke nehmen sie 'bereits einen breiten Raum ein. Dazu kam vor einigen Jahren der Dreifarben- und in neuester Zeit der Vierfarbendruck in Aufschwung, welche beide vorzügliche Ergebnisse aufzuweisen vermögen. Ueberhaupt ist der Druck wesentlich fortgeschritten und hat auch durch Compilirung der verschiedenen graphischen Verfahren in neuester Zeit ausgezeichnete Resultate erzielt.
Von wesentlichem Einflüsse auf den Druck ist unstreitig die Qualität der Farbe. Die Buchdrucker hatten sich dieselbe ursprünglich selbst erzeugt, und mehrere thaten dies bis in die Fünfzigerjahre, trotzdem bereits 1840 die erste Farbenfabrik von J. E. Breidt gegründet war. Diese und einige kleinere Fabrikanten versorgte anfangs viele Buchdrucker, bis auch in St. Pölten eine grössere Buchdruckfarbenfabrik erstand, welche später in den Besitz Friedrich Wüste’s übergieng und derart ausgestaltet wurde, dass sie das erste grosse Etablissement dieses Zweiges in Oesterreich war, das seine Verbindungen bereits 1870 weit erstreckte. Später entstanden noch Fabriken in Wiener-Neustadt (F. von Furtenbach), in Prag (R. Englert & Dr. Becker) etc. Eine lebhafte Concurrenz erwuchs diesen aber in der gleichfalls gross angelegten, 1895 eröffneten Buchdruckfarbenfabrik von Schiff, Srpek & Comp, in Klein-Schwechat.
Die Arbeit des Schriftsetzers blieb freilich, manuell betrachtet, gleich, aber durch die Theilung der Arbeit in specielle Zweige, z. B. Accidenzen, Tabellen, Werk und Zeitung, erfuhr dieselbe eine nicht unbedeutende Förderung. Der Accidenzsatz hat in den letzten Jahren eine grosse Umwälzung durchgemacht. An die Stelle des systematischen Aufbaues der Zeilen und Zierden ist die sogenannte »freie« und in jüngster Zeit die sogenannte »moderne Richtung« getreten, welche dem Setzer, der künstlerischen Geschmack besitzt, gestattet, denselben in weitgesteckten Grenzen zu bethätigen. Die Schriftgiessereien des In- und Auslandes bieten dabei durch zahlreiche Erzeugnisse von allen Zwecken dienendem Accidenz- schmucke die Möglichkeit, einer solchen Arbeit auch malerische Wirkung zu verleihen, und aus dieser