Sieger, St. Norbertus-Druckerei und »Austria«, sowie die k. k. Hof- und Staatsdruckerei sind hiebei in erster Linie zu nennen. Besonders erwähnt zu werden verdienen unter anderen auch die fremd­sprachlichen und orientalischen Werkdrucke Holzhausens, von denen einige aus Paris bestellt wurden, darunter das grosse arabische Lexikon, ferner das im Aufträge des k. k. Oberstkämmereramtes hergestellte Prachtwerk über die kaiserliche Schatzkammer in zwei Ausgaben, die Monographien von Schönbrunn und Laxenburg etc., die gleichfalls in Holzhausens Officin gedruckt wurden. Aus Oberösterreich kommen sowohl Julius Wimmer, wie auch Feichtingers Erben in Betracht. Steiermark war einige Zeit etwas rückständig, nun wird aber in der Druckerei Leykam oft sogar Bedeutendes geschaffen, dem auch die Erzeugnisse der »Styria« nicht nachstehen. Aus Ivleinmayr & Bambergs Officin in Laibach stammen nicht selten prächtige Druckwerke. In Kärnten macht sich neben Ivleinmayr, Bertschinger und J. Leon neuerer Zeit auch die Klagenfurter Vereinsdruckerei bemerkbar. Der literarisch-artistischen Anstalt des Lloyd in Triest, welche einst eine der bedeutendsten typographischen Anstalten Oesterreichs war, sind in den neueren Triester Officinen strebsame Concurrenten erwachsen, welche bedeutende Fortschritte zeigen. Schöne Leistungen kommen in Tirol und Vorarlberg aus den Officinen Schumacher, der Vereinsdruckerei und neuestens auch von Anton Edlinger. In Südtirol sind es nur einige Druckereien, die Streben bekunden. In Salzburg ragen Pustet und Halauska durch gediegene Arbeiten hervor. In Schlesien sind es Strasilla in Troppau und Prochaska in Teschen, die schöne Arbeiten liefern. Die Typo­graphie in Böhmen ist nicht nur in Bezug auf ihre Ausdehnung bemerkenswerth, sondern auch ihre Bestrebungen in technischer Beziehung sind der besten Anerkennung würdig. Wenn vor Allen die Namen Haase, Vilimek, Otto, Simäcek, Stolar, Gregr, Knapp in Prag, Stiepel in Reichenberg, Bayer in Ivolin, Stein- brener in Winterberg genannt werden, so ist hiemit nur ein Register eröffnet, in dem noch andere Firmen durch gute Leistungen glänzen. Aus Mähren sind besonders die Officinen von Rohrer, Karafiat und Burkart, Winiker & Schickardt in Brünn zu erwähnen. Die Bukowina, Dalmatien und Galizien lassen wohl im Grossen und Ganzen das Bestreben erkennen, Gutes zu leisten, finden hierin jedoch keine Unter­stützung, da das Bedürfnis an feineren Arbeiten im Publicum mangelt. In Galizien sind wohl nur die Druckereien des Ossolinski-Vereines in Lemberg, sowie des »Czas« und von Anczyc in Krakau zu nennen, welche schöne Accidenzarbeiten liefern. Von wesentlichem Einflüsse auf den Buchdruck Oesterreichs waren auch die vielen Pressvereine des Reiches, aus deren Druckereien in dem kurzen Ver­laufe ihres Bestehens manche beachtenswerthe Erscheinungen hervorgegangen sind.

In neuester Zeit ist es der Illustrations- und Farbendruck, der vorzügliche Pflege findet. Nach einem Rückblick auf mehr als zwei Decennien, während welcher die illustrirte Tagesliteratur nicht aufzukommen vermochte, ist dies erfreulich wahrzunehmen. Damals misslangen alle Versuche, selbst von Männern wie Höfel, Waldheim und Bader, wofür die »Illustrirte Zeitung« Waldheims (i861), die ihm bedeutende Verluste brachte, spricht. Auch die »Neue Illustrirte Zeitung«, die »Heimat« bieten hiefür Belege. Nur minderwerthige Waare, bar alles künstlerischen und literarischen Geschmackes, hielt sich. Ebenso war es mit illustrirten Werken, deren nur wenige aus dieser Zeit stammen. Bedauernswerth ist es übrigens auch, constatiren zu müssen, dass österreichische Zeichner im Inlande nicht durchzudringen vermochten, im Auslande aber Erfolg hatten.

Die Aufnahme der photomechanischen Verfahren hat den Buchdruck in illustrativer Hinsicht sehr gefördert, anfangs jedoch nicht in dem Maasse, wie erhofft wurde. Oesterreichs photomechanische Verviel­fältigungs-Anstalten leisten Bedeutendes und die Hof-Kunstanstalt C. Angerer & Göschl erstreckt ihren Wirkungskreis abgesehen von hervorragenden Kunstblättern auch auf die namhaftesten illustrirten Zeitungen in aller Welt. Von Interesse dürfte es sein zu erfahren, dass im Jahre 1864 bei dem zu dieser Zeit erscheinenden Damenmodeblatte »Iris« die ersten Zinkätzungen von Karl Angerer zur Verwendung kamen.

Ferner sei noch der künstlerischen Schöpfungen des chromoxylographischen Buchdruckes gedacht und dabei an das grossartig angelegte Missale von Heinrich Reiss erinnert, sowie der prächtigen Kunstwerke Heinrich Knöflers, dessen Söhne sich nicht nur als würdige Nachfolger ihres Vaters erweisen, sondern den Farbenholzschnitt und besonders den Druck von solchen Kunstblättern zu so hoher Vollendung gebracht haben, dass er als eine Specialität von Firmen nicht nur Oesterreichs, sondern des ganzen Auslandes gewürdigt und begehrt wird.

Es erübrigt noch, auf die im Jahre 1874 eröffnete Wiener Gremial-Fachschule für Buch­drucker- und Schriftgiesserlehrlinge hinzuweisen, welche mit bedeutenden Opfern der Buchdruckerei-

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