Als hervorragende Landschaftsphotographen der damaligen Zeit sind zu nennen: Johannes in Meran, Prof. Rainer in Klagenfurt, Jägermeyer, Czurda, (Panoramen vom Semmering) Issler, Conte Hyppolith Lanfranchini (nach Eiweissnegativen), Leutner (österreichische Alpen), Frankenstein (Semmering, Steiermark etc.), Löwy und Victor Angerer in Wien, W. Burger (in Aussee, später in Wien), Alois Beer in Klagenfurt, Dr. Heid in Wien, J. F. Schmidt (in neuerer Zeit namentlich Aufnahmen aus Bosnien), Director Helff in Judenburg, Ritter v. Staudenheim, Wlha (archäologische Aufnahmen) Hofphotograph Eckhardt in Prag (geologische Aufnahmen von Böhmen) u. A.
Die Technik des Negativverfahrens mit nassem Collodion erlitt in den Sechziger- und Siebzigerjahren keine bemerkenswerthe Aenderung. Die österreichischen Porträt- und Landschaftsphotographen hatten sich aber in diese Methoden mit grosser Vollkommenheit eingearbeitet, brauchten den Vergleich mit den besten Arbeiten des Auslandes nicht zu scheuen und waren sogar bezüglich der geschmackvollen Auffassung in manchen Punkten voraus.
Im Copirprocess wurde das Albuminpapier bevorzugt, und Adolf Ost in Wien machte durch die Erfindung (1869) des haltbar gesilberten Albuminpapieres (mit Citronensäure) und seines Uebertragungs- verfahrens von Chlorsilbercollodionbildern J ) nicht unwichtige Verbesserungen.
Mit dem Collodion-Trockenverfahren wurde in Wien wenig gearbeitet, am erfolgreichsten befasste sich W. Burger mit dem Tanninverfahren, so dass er als Photograph der k. k. österreichischen Mission nach Ostindien, 1868—1869, ernannt wurde und 1872 die sibirische Expedition des Grafen Wilczek, 1873 die österreichische archäologische Expedition nach Samothrake, unter Verwendung von Collodion -Trockenplatten, mitmachte. 1 2 )
Die Anwendung der Photographie für künstlerische und wissenschaftliche Zwecke erfuhr eine viel ausgedehntere Verbreitung erst nach Einführung des Gelatine-Trockenplattenverfahrens zu Beginn der Achtzigerjahre, um welche Zeit auch die Amateurphotographie grosse Verbreitung fand, ebenso die Berufsphotographie in allen Fächern einschneidende Neuerungen und Veränderungen erfuhr.
Für diese neue Epoche der Photographie wurde der Boden nur langsam und allmählich vorbereitet.
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Von günstigstem Einflüsse für die Entwickelung der Photographie in Oesterreich war die im Jahre 1861 erfolgte Gründung der Wiener Photographischen Gesellschaft (die erste Anregung gieng von Baron Schwarz aus; erster Präsident war A. Martin, zweiter Johann Bauer), durch welche ein Vereinigungspunkt von Fachphotographen, Gelehrten und Künstlern geschaffen wurde, deren Verhandlungen anfänglich in Kreutzer’s »Zeitschrift für Photographie und Stereoskopie« 3 ), später (1864) in Schrank’s »Photographischer Correspondenz« publicirt wurden. Die genannte Gesellschaft rief auch am 17. Mai 1864 eine photographische Specialausstellung ins Leben, welche die erste dieser Art in Oesterreich und Deutschland war, die schönen Leistungen der Photographie in weiten Kreisen bekannt machte und grosses Aufsehen erregte. Die wissenschaftlich-chemische Seite der Photographie, welche für das Gelingen der photographischen Processe so wichtig ist, fand im Chemieprofessor an der Landstrasser Oberrealschule, Dr. E. Hornig, einen wirksamen Förderer. Obschon er durch seine Lehrthätigkeit und seine Beschäftigung bei Weltausstellungen wenig Zeit zu eigenen photochemischen Arbeiten fand, so wirkte er in hohem Grade anregend auf jüngere Kräfte, namentlich nachdem er die Redaction der »Photographischen Correspondenz« (1871) übernommen hatte und Präsident der Wiener Photographischen Gesellschaft geworden war, in welch’ letzterer Stellung er in dem technischen Referenten am k. u. k. Militär-geographischen Institute in Wien und späteren Director der Hof- und Staatsdruckerei Hofrath O. Volkmer einen würdigen, sehr verdienstvollen Nachfolger (1885) fand.
Während die Wiener Photographische Gesellschaft hauptsächlich mit der wissenschaftlichen Seite der Photographie und erst später auch mit ihrer gewerblichen Seite sich befasste, verfolgte der im Jahre 1882 gegründete »Verein photographischer Mitarbeiter« hauptsächlich den Zweck, durch Stellenvermittlung und eine Krankencasse für die Gehilfen zu sorgen; dadurch und durch die Förderung der fachlichen Fortbildung der Mitarbeiter wurde diese Vereinigung ein wichtiges Element für die gewerbliche Thätigkeit.
1 ) Die Chlorsilbercollodionemulsion war zum directen Copirprocess zuerst in England und Frankreich verwendet worden.
2 ) Collodion-Trockenplatten-Negative Burger’s von der ostindischen Expedition befinden sich in den Sammlungen der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Reproductionen nach solchen Aufnahmen sind im »Jahrbuch für Photographie und Reproductions- verfahren« (1897) publicirt.
3 ) Kreutzer war Custos an der Bibliothek der Wiener technischen Hochschule und war durch den Bibliothekar Martin zu dieser Richtung angeregt worden.
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