alle Arten von Metallgegenständen mit Hilfe lithographischen Umdruckes, z. B.: die Magnatensäbel für die ungarische Krönung, später grosse Steinflächen statt Sgraffitto, Stuko lustre etc., worin er hervorragende Meisterschaft bekundete und eine für Wien eigenthümliche kunstgewerbliche Technik schuf. — Auch die Glasdecoration mittelst photo-lithographischem Umdruckverfahren und die eigenthümlichen Aetz- methoden zur Mattirung des Glases auf nassem Wege müssen hier Erwähnung finden.
Karl Kampmann in Wien, Lehrer an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt ersann 1888 eine Methode der Aetzung von photolithographischen Bildern in Glas mittelst wässeriger Flusssäure und mattätzenden sauren Fluoriden. Er verwendete hiebei Zusätze von Weichharzen (Elemiharz) zu den Umdruckfarben und publicirte zuerst diese Methoden 1889, welche auch in die Industrie übergiengen.
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In der Mitte zwischen der kostspieligen und künstlerisch besonders wirksamen Heliogravüre und der für Massen-Illustrationen von Büchern und Journalen hauptsächlich verbreiteten billigen Zinkotypie oder dem Kupferemailverfahren steht der Lichtdruck, welcher in Oesterreich gleichfalls zu grosser Blüthe gelangte.
Die Versuche mit Chromatgelatine führten Poitevin (Paris) zu den Principien des Lichtdruckes (1855); Tessie de Motay und Maréchal in Metz verbesserten das Verfahren, brachten es aber nur zu einer sehr geringen Leistungsfähigkeit. J. Albert in München arbeitete den Lichtdruck 1868) zu einer höchst leistungsfähigen Methode aus und bewies dies auf Ausstellungen. Gleichzeitig mit ihm beschäftigte sich Jacob Husnik, welcher Professor an der Staats-Oberrealschule in Prag war, mit demselben Gegenstände; er ersetzte die von Tessie verwendeten dreifachchromsauren Salze durch Bichromate.
Im selben Jahre, in welchem Albert mit seinen Lichtdrucken hervortrat, lieferte J. Husnik eine grosse Auflage von 3000 Lichtdrucken, von welchen 1500 im Jännerhefte 1869 der »Photographischen Mittheilungen« erschienen; es war dies die erste grosse Auflage von Lichtdrucken, welche als Buchillustration erschien. Diese Veröffentlichung machte damals viel Aufsehen und J. Albert aus München u. A. besuchten Husnik, um sein Verfahren zu erwerben. In der That kaufte Albert, welcher selbst in seiner eigenen Lichtdruckanstalt Bedeutendes geleistet hatte, das Verfahren Husnik’s, theils um seine Arbeitsmethode kennen zu lernen, theils um die gefährliche Concurrenz der bereits angelegten Lichtdruckerei Husnik’s zu beseitigen.
In Wien wurde der Lichtdruck durch J. Löwy eingeführt. Um das Jahr 1870 hatte allerdings der Hof-Photograph Ludwig Angerer von J. Albert eine complété Lichtdruckeinrichtung gekauft und dieselbe in Betrieb gesetzt, jedoch schon nach wenigen Monaten wieder aufgelassen. Auch Andere beschäftigten sich zur selben Zeit vorübergehend mit dem Verfahren, z. B. Julius Leth in Wien. Als die Wiener Weltausstellung in Sicht kam, errichtete Löwy (1872) in seinem Hause III. Erdbergstrasse 15 eine Lichtdruckerei, welche während der Weltausstellung 1873 Beträchtliches leistete. Er machte den Lichtdruck dadurch populär, dass er eine Handpresse im Ausstellungsräume in Betrieb erhielt; von da ab bürgerte sich die Methode mit steigendem Erfolge in Wien ein.
In Löwy’s Anstalt namentlich gedieh der Lichtdruck vor Allem. Anfangs dienten hiefür gewöhnliche Steindruckpressen, dann von München importirte Lichtdruckhandpressen aus Holz. J. Rafelt in Wien erzeugte 1874 specielle Lichtdruckpressen mit eisernem Block, welche nach Entfernung desselben auch für Steindruck verwendet werden konnten und allmählich die Münchener Pressen in Oesterreich verdrängten.
Im Jahre 1881 stellte Löwy in Wien die ersten (von Deutschland bezogenen) Schnellpressen für Lichtdruck 1 ) auf. Nach Löwy wurden noch andere Lichtdruckanstalten, z. B.: von J. Russ, Koch, Gebrüder Jaffé, Rosengarten u. A. errichtet und später auch in Prag (Bellmann). Gegenwärtig ist die österreichische Lichtdruck-Industrie hervorragend entwickelt und liefert nebst Deutschland (welch’ letzteres eine quantitativ viel grössere Production aufweist) ausgezeichnete Lichtdrucke, welche auch zum Export gelangen.
Die Herstellung farbiger Lichtdrucke durch Combination von Chromolithographie und Lichtdruck begann Löwy 1881 (für ein Nationalitäten-Costümalbum); auch Eduard Sieger führte in seiner lithographischen Anstalt in der folge den Vielfarbenlichtdruck ein. Kurz darauf wandte auch J. Löwy in Oesterreich den Farbenlichtdruck (mit vielen Platten) an. Dann wurde der Dreifarbenlichtdruck von
t) Die Lichtdruckschnellpressen wurden bis zum Jahre 1897 ausschliesslich aus Deutschland eingeführt, bis in diesem Jahre über Auftrag der Direction der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien die Maschinenfabrik Karl Neuburger in Wien die erste österreichische Lichtdruckschnellpresse mit ausgezeichnetem Erfolge verfertigte, welche an der obgenannten Versuchsanstalt sich im Betriebe befindet.
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