diesen Firmen geübt, und seit 1895 wurde an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien besonders der Vierfarbenlichtdruck ausgeführt.
Auf dem Gebiete des photomechanischen Combinationsdruckes giengen Neuerungen von der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt aus. Die Combination von Dreifarbenlichtdruck mit einer monochrom oder polychrom gedruckten Heliogravureplatte wurde daselbst im Herbste 1897 von Prof. A. Albert und Fachlehrer Brandlmayr ausgeführt, der Combinationsdruck von Drei- oder Vierfarbenlithographien gleichfalls mit einer Heliogravureplatte von Brandlmayr im Februar 1898 praktisch durchgeführt. Es wäre vielleicht auch noch erwähnenswerth, dass der Kaltnegativlack (dessen sichere Darstellung E. Valenta in Wien zuerst publicirte) als transparenter, jedoch mit Theerfarben künstlich gefärbter Aetzgrund zur Herstellung von Färb- und Tonplatten für Flach- und Hochdruck zuerst 1897 die erste Verwendung an der genannten Anstalt fand und publicirt wurde.
Die Anwendung des Aluminiums als Ersatz für den lithographischen Stein oder Zinkflachdruckplatten brachte der Fachlehrer an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, K. Kampmann (1896) nach Oesterreich, nachdem er auf einer Studienreise bei Jos. Scholz in Mainz die Vortheile dieser neuen Methode kennen gelernt hatte. Prof. A. Albert in Wien entdeckte kurz darauf (1896) die Möglichkeit, Aluminiumplatten als Ersatz für Glasplatten beim Lichtdruckprocess verwenden zu können; im IJe- cember 1898 wurden durch denselben an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt die Aluminiumplatten als directe Druckschichte für Umdrucke von Lichtdruckplatten in Halbton benützt, welche in der Steindruckpresse zu drucken sind; dadurch wurde eines der expeditivsten photographischen Halbtonverfahrengefunden.
Die Mikrophotographie wurde schon frühzeitig in Oesterreich ausgeübt (z. B. von Martin, Pohl, Weselsky in den Fünfzigerjahren). Grössere Collectionen für Lehrzwecke stellte in Oesterreich wohl zuerst in den Siebzigerjahren der Director des Lemberger Polytechnicums (später in Wien wohnend) Hofrath v. Reisinger (und sein Sohn Franz v. Reisinger) her; er fand jedoch wenig Absatz hiefür. Als Hilfsmittel für eigene naturwissenschaftliche Arbeiten übte namentlich Marktanner-Turneretscher am naturwissenschaftlichen Hofmuseum (1887), später am Johanneum in Graz die Mikrophotographie aus, ferner Stabsarzt Dr. Kowalsky für medicinische Zwecke am Militärspital in Wien, Dr. Kruis in Prag u. A.
Als Lehrgegenstand wurde die Mikrophotographie 1888 an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien eingeführt, daselbst Aerzte, Techniker etc. unterrichtet und die Methode zur Photographie von Gesteinsschliffen, von gesundheitsschädlichen Staubarten praktisch ausgeübt und als Illustrationsmittel für wissenschaftliche Abhandlungen verwendet. Von besonderem Interesse ist z. B. die wissenschaftliche Untersuchung Prof. Sigmund Exner’s (Wien) über das Insectenauge, bei welcher derartige Mikrophotographien eine wichtige Rolle spielten. Auch gieng 1897 aus dieser Anstalt der Universitätslector H. Hinterberger (Wien) hervor, welcher sich erfolgreich auf dem Gebiete der Mikrophotographie specialisirte. Gute mikrophotographische Apparate erzeugen Reichert in Wien (optische Werkstätte) und Cameras hiefür die Firma Rechner.
Bahnbrechende Anwendungen der Photographie als Hilfsmittel physikalischer Forschung verdanken wir Professor Dr. Mach (Universität Prag, später Wien), dessen Photographien abgeschossener Flinten- projectile etc. mustergiltige Leistungen sind. — Alfred Siersch in Pressburg benützte die Photographie zur Untersuchung der Erscheinungen, wie sie bei der Explosion von Sprengstoffen auftreten (1896). Mit astronomischer Photographie befassten sich Dr. Spitaler in Wien, später Prag (Mondphotographien), Universitätsprofessor Weinek in Prag, welcher (ebenso wie Baron Albert Rothschild) vortreffliche Ver- grösserungen von Mondphotographien herstellte; auch an der Wiener Universitäts-Sternwarte, sowie der Kuffner’schen Privat-Sternwarte in Wien wird Astrophotographie ausgeübt. Mit Photographie vom Luftballon aus befassten sich erfolgreich Victor Silberer und Oberlieutenant Hinterstoisser in Wien.
Die Anwendung der Photographie zur modernen Spectrumphotographie erfolgte in Oesterreich zuerst durch J. M. Eder allein (1890), dann (1893) in Gemeinschaft mit E. Valenta. (Zuerkennung des Preises der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien an die Autoren 1895). Die Resultate dieser Untersuchungen, sowie die erhaltenen Spectrumphotographien (über Argon, Schwefel etc.) wurden in den Schriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften publicirt. Die Genannten erhielten im Jahre 1895 für ihre spectralanalytischen Arbeiten den Lieben’schen Preis der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien zuerkannt. In der Folge befassten sich auch. Professor Fr. Exner und Haschek mit wissenschaftlichen Arbeiten dieser Art über Funkenspectren.
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