Die ersten gelungenen Röntgenphotographien in Oesterreich giengen, kurz nach Bekanntwerden von Röntgen’s Entdeckung, aus der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt hervor, ferner wurde von dort aus 1897 eine Monographie der Röntgenstrahlen mit Genehmigung des Unterrichtsministeriums publicirt, woraus Abbildungen z. B. in die neueste Auflage von Meyer’s Conversations-Lexikon als muster- giltig aufgenommen wurden. Auch wurden die ersten Arbeiten über das principiell verschiedene Verhalten von Bromsilbergelatine einerseits und Collodionplatten andererseits gegen Röntgenstrahlen, ferner Untersuchungen (durch Dr. Freund), welche die physiologische Wirkung der Röntgenstrahlen und ihre Anwendung zu therapeutischen Zwecken betrifft, an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien ausgeführt. — Oberst von Obermayer benutzt die Photographie zum Studium elektrischer Entladungserscheinungen, auf welchem Gebiete (allerdings in anderer Richtung) auch Prof. Reitlinger und Dr. Urbanitzky in Wien (technische Hochschule) früher gearbeitet hatten.
Auf dem Gebiete der chemischen Photometrie (Aktinometrie) wurde in Oesterreich die Erfindung des Quecksilberoxalat-Photometers für ultraviolette Strahlen gemacht (Eder 1879); wissenschaftliche Forschung über Zusammenhang des Ganges der chemischen Lichtintensität und Pflanzenwachsthum publicirte der GöttweigerPfarrer Kissling (1895), dann in weitaus grösserer wissenschaftlicher Ausdehnung Hofrath Prof. Wiesner in Wien.
Das für den Unterricht und die Abhaltung von Vorträgen so ausserordentlich wichtige Projections- verfahren mittelst des Skioptikons ist hauptsächlich von der Photographie abhängig. Die ersten Pro- jectionsapparate in Oesterreich construirte der Optiker Plössl und sein Schwiegersohn Wagner (f 1898) um das Jahr 1865 mittelst Drummond’schen Kalklichtes, später mittelst elektrischen Lichtes. Einen der vollkommensten Apparate dieser Art führte diese Firma für den Wiener Universitätsprofessor Dr. Stricker aus, welcher seine Vorlesungen über Pathologie stets mittelst Skioptikons oder des »Episkopes« (Projection von Objecten, welche mit reflectirtem Lichte beleuchtet sind) illustrirte. Als Demonstrationsmittel für technische Vorträge wurde der grosse elektrische Projectionsapparat Plössl’s zuerst (über Anregung von Professor Luckhardt) im Niederösterreichischen Gewerbeverein, dann im Volksschulunterricht, insbesondere durch die Bemühungen des Bürgerschullehrers Poruba (Wien f 1898), und des wissenschaftlichen Vereines »Skioptikons (gegründet 1891) eingeführt. Oskar Ivramer brachte die Stereoskopbilder nach Oesterreich und hat denselben grosse Popularität verschafft. Die Stereoskopie förderte auch namhaft Prof. A. Steinhäuser (f 1898) in Wien durch seine gründlichen Untersuchungen auf diesem Gebiete.
Die Erfindung der »lebenden Bilder« und der »lebenden Photographien«, wie sie im Kinemato- graphen in neuester Zeit hohe Vollendung fanden, ist österreichischen Ursprunges. Nachdem Professor Stampfer in Wien die Urform aller dieser Apparate mit seinem »Stroboskop« (1832) erfunden hatte, 1 ) fasste zuerst Franz von Uchatius (der spätere Feldmarschall-Lieutenant und Erfinder der nach ihm benannten Stahlbronzegeschütze) die Idee, solche Serienbilder zu projiciren und legte im April 1853 die Resultate seiner gelungenen Versuche der Wiener Akademie der Wissenschaften vor. Wenn auch diese Methode erst durch die spätere Einführung der biegsamen Films und Serienphotographien durchschlagende Erfolge erzielte, so ist dennoch Uchatius der erste Erfinder derartiger Kinematographen. Dr. L. Braun in Wien verwendete den Kinematographen zuerst zum Studium der Herzbewegung (1897), und machte ihn auf diese Weise der exacten Naturwissenschaft dienstbar.
Die Photogrammetrie, welche in Frankreich und Deutschland schon frühzeitig eingeführt war, kam in Oesterreich erst spät zum Durchbruche. Abgesehen von literarischen Arbeiten auf diesem Gebiete (Prof. Schiffner in Pola) waren es Ingenieur Franz Hafferl, dann Oberingenieur Vincenz Pollack in Wien (Tracirungsaufnahmen bei der Arlbergbahn, Lawinenschutzbauten), Prof. Steiner in Prag (welcher zuerst in Oesterreich an einer technischen Hochschule diesen Gegenstand tradirte), Ingenieur Ferd. Wang (für Wildbachverbauungen), Baron Hübl (Militär-geographisches Institut in Wien), welche die praktische Anwendung der Photogrammetrie durchführten. Professor Schell an der Wiener technischen Hochschule construirte (ebenso wie Hübl) eigenartige photogrammetrische Apparate. Die Anwendung der Photogrammetrie für Architektur, speciell für Dienste der Denkmalpflege, fand in Oesterreich vornehmlich durch das Ministerium für Cultus und Unterricht eine kräftige Förderung. Es wurden zunächst durch den hervorragenden Geometer Professor E. Dolezal (Constructeur an der Wiener technischen Hochschule) sehr gelungene Probeaufnahmen von Baudenkmälern (1896—1897) ausgeführt, 2)
') Gleichzeitig mit Stampfer tauchte auch Plateau in Brüssel mit der nämlichen Erfindung auf.
2 ) Photogrammetrische Apparate erzeugen in Wien: Die Firmen Lechner (Wilhelm Müller), Starke & Kämmerer, Gebrüder Rudolf und August Rost.
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