welche die besten in Oesterreich gemachten Aufnahmen dieser Art waren. Das Fortschreiten der Restau- rirungsarbeiten von Bau- und Kunstdenkmälern, welche mit Staatsmitteln vorgenommen werden, wird seit 1895 seitens des Unterrichtsministeriums durch photographische Aufnahmen controlirt. Für diese Auf­nahmen wurden einheitliche Instructionen vom Director der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt ausgearbeitet, Photographen der verschiedenen Kronländer hiefür herangezogen und die Negative an der genannten Lehr- und Versuchsanstalt gesammelt und in Evidenz gehalten.

Die Verwendung von künstlichem Licht (elektrischem und Magnesiumlicht) in der Photographie wurde in Frankreich zuerst eingeführt. Die ersten Porträts bei elektrischem Bogenlicht mittelst Bunsen- Elementen in Oesterreich machte versuchsweise Ost (1864) in Wien. Im Jahre 1882 versuchten Stagel und Eckel die Errichtung eines Ateliers, für welches Dynamomaschinen den elektrischen Strom lieferten (I. Annagasse); sie arbeiteten aber mit dem wenig empfindlichen nassen Collodionverfahren, welches Störungen mit sich brachte, so dass das Atelier nicht reüssirte, sondern nach wenigen Monaten auf­gelassen wurde. Für kartographische Zwecke wurde elektrisches Licht in Wien zuerst im Militär-geogra­phischen Institute (um 1889) eingeführt und später in der Hof- und Staatsdruckerei. Für Zwecke der Autotypie und Chemigraphie arbeiten Angerer & Göschl, J. Löwy, sowie M. Perlmutter in Wien mit elektrischem Bogenlichte.

Ueber Vergrösserungen von Photographien bei Sonnenlicht lieferte Dr. D. van Monckhoven in Wien schätzbare Beiträge und auch das Arbeiten mit Drummondschen Kalk- und Zirkonlicht zu diesem Zwecke förderte er in Wien.

Die Anwendung des elektrischen Lichtes zum Vergrössern von Bildern (zuerst von Duboscq in Paris 1861 angegeben) fand in Oesterreich durch M. L. Winter eine besondere Förderung. Derselbe wendete wohl, als der Erste überhaupt, schon 1877 in Prag die dynamo-elektrische Maschine zur Herstellung von Vergrösserungen auf Papier und Leinwand (mit saurer Hervorrufung) im industriellen Betriebe an; er übersiedelte später nach Wien, wo er mit seinem Bruder Wilhelm die »Linographie« als schöne Specialität erzeugte. Das Magnesiumlicht dürfte in Oesterreich zuerst Leth (1865) zur praktischen Photographie verwendet haben (Photographie des Sarkophages der Kaiserin Maria Theresia); die erste Aufnahme der Adelsberger Grotte mit Magnesiumlicht geschah durch Mariot (1868). Man verwendete damals aus­schliesslich Magnesiumband. Als später von Deutschland aus (circa 1887) das Magnesiumblitzlicht mittelst Magnesiumpulver bekannt wurde, construirte man auch in Wien Magnesiumlampen für diesen Zweck, von welchen jene von Ritter v. Loehr Verbreitung fand. Die ersten Versuche über die Anwendung des Auerschen Gasglühlichtes zu photographischen Vergrösserungszwecken wurden 1889 an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien gemacht; in der Folge bürgerte sich diese Methode in der Praxis bald ein.

Die Photokeramik führte Julius Leth in Wien mittelst eines von ihm verbesserten Einstaub­verfahrens (1864) ein und auch die Photoxylographie verdankt ihre ersten guten Arbeiten in Oester­reich diesem Manne. Eine neuere Methode der Anwendung des Lichtdruckes und eines eigenthümlichen Pigmentprocesses mit Schmelzfarbenpulver erfand Haberditzl in Wien (1888 und 1894). Die Idee, ein­gebrannte photokeramische Porzellanbilder als unvergängliche Erinnerungszeichen für spätere Generationen in den Schlussstein von Monumentalbauten einzuschliessen, dürfte in Oesterreich im Jahre 1871 realisirt worden sein, als beim Bau des österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien eine Lethsche Photokeramik des Porträts Sr. Majestät des Kaisers eingemauert wurde. 1 )

Die Anwendung der Photographie zu Zwecken der Zeugdruckerei verbesserte Br and wein er in Wien um 1892, indem er Druckwalzen auf heliographischem Wege hochätzte, während Szczepanik und Kleinberg die Photographie für die Weberei (1896) dienstbar machten.

Als Unterrichtsgegenstand wurde die Photographie in Wien zuerst am Polytechnicum, allerdings nur vorübergehend (durch Specialvorträge des Prof. Dr. J. I. Pohl circa 1858), gelehrt; dann an der Wiener Universität (angeregt durch Prof. Ettingshausen hielt W. Burger photographische Curse 18641866 am physikalischen Institute, III. Erdbergstrasse, dem jetzigen Atelier Löwy). In den Siebzigerjahren griff Professor Hornig die Photographie als Privatdocent an der k. k. technischen Hochschule wieder auf, hielt aber seine Curse in Folge starker Inanspruchnahme seiner Zeit als Realschulprofessor, Weltausstellungs- commissär und Redacteur der »Photographischen Correspondenz« nur selten ab.

*) Das Duplicat davon befindet sich in den Sammlungen der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien.

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