der Lithographie betätigten; durch sie wurden jene prächtigen Leistungen geschaffen, welche sich vollkommen ebenbürtig den Kupferstichen, Radirungen, Schabblättern etc. an die Seite stellen konnten. Selbst in Frankreich, wo das Meiste zur Hebung der Lithographie gethan wurde und ebenfalls bedeutende Künstler lithographirten, war die Betheiligung der Letzteren während dieser Periode nicht so allgemein wie in Wien.

Wie in Paris der Drucker Lemercier, so ist es in Wien der bekannte Kunstdrucker Johann Rauh, der sich um die Einführung des Steindruckes sehr verdient gemacht hat, da er vermöge seiner technischen Er­fahrungen, sowie der Kenntnisse aller Verfahren der Lithographie in der Lage war, den Künstlern an die Hand zu gehen und ihnen gute Resultate, das heisst gute Abdrücke ihrer Steinzeichnungen vorlegen zu können, welche, ermuthigend und zu neuem Schaffen aufmunternd, auf die Entfaltung dieses Kunstzweiges höchst eünstie einwirkten. So war es möglich, im Vereine mit den bedeutendsten Künstlern, wie Kriehuber, Pettenhofen, Sandmann, Dauthage, Ed. und Alex. Kaiser, Jos. Bauer, Joh. Nep. Geiger, Lanze- delli, Strassgschwandtner, Heicke, Gerasch, Canon, Pischinger, Müller, Weixelgärtner, Zampis, Ender, Ivuppelwieser, Schön, Libay, Hasselwander, Eybl, Prinzhofer, Nowopacky, Selleny und vielen Anderen, das zu leisten, was durch diese neue Kunsttechnik überhaupt zu erreichen war, so zwar, dass die Lithographie nicht nur relativ die gleiche Höhe wie Holzschnitt, Kupferstich und Radirung erreichte, sondern die letzteren vorzugsweise in malerischer Hinsicht vielfach übertroffen hat.

Einen mächtigen Ansporn erhielt die Künstler-Lithographie, als im Jahre 1846 auch der Erzherzog Franz Josef, unser jetzt regierender kunstsinniger Kaiser, eine Reihe von bildlichen Darstellungen seiner damaligen Reise nach Dalmatien auf Stein zeichnete, welche abzudrucken Joh. Rauh die hohe Ehre zu Theil wurde. Auch Seine kaiserliche Hoheit Herr Erzherzog Rainer oblag dieser schönen Kunst und lithographirte eine Reihe Landschaften, zumeist aus Südtirol; diese seltenen Blätter tragen die Signatur »R« und stammen aus dem Jahre 18491850. (Ein Exemplar des obgenannten Reisewerkes, sowie sechs Blatt Originallithographien Seiner kaiserl. Hoheit des Herrn Erzherzog Rainer befinden sich in der Sammlung der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien.)

Dass die Lithographie damals in hohem Ansehen stand, beweisen auch die Publicationen des im Jahre 1856 gegründeten Künstler-Vereines »Eintracht«, dessen erster Vorstand Conrad Grefe war. Es war dies ein »Künstler-Album«, wovon 4 Jahrgänge mit annähernd 100 Blättern erschienen sind. Jedes Mitglied hatte eines oder mehrere Blätter dafür lithographirt, welche als Prämien ausgegeben wurden.

Sehr viel zur Hebung der Kunstlithographie hat unstreitig auch die renommirte Verlagsfirma A. Paterno beigetragen. Zur Herstellung seiner gross angelegten Verlagswerke, von denen wir nur Taubingers Zeichenvorlagen, Toni Strassgschwandtners Thierbilder und namentlich dessen Reproduc- tionen nach den Gauermannschen Originalen in Schwarz- sowie in Farbendruck nennen wollen, gründete der junge Paterno 1865 unter Leitung von Georg Pölz eine eigene lithographische Anstalt, welche aber leider schon im Jahre 1881 wieder aufgelöst wurde.

In Bezug auf die allmähliche Ausgestaltung der einzelnen Manieren der Lithographie, deren es so viele gibt, wäre hervorzuheben, dass es in erster Linie die Technik der Kreidezeichnung auf gekörntem Stein war, welcher die Erfolge in künstlerischer Richtung zuzuschreiben sind; dieselbe ermöglicht es, malerische Effecte durch Zeichnen, Schummern oder durch Anlegen in breiteren Flächen zu erzielen, wie sie kein anderes Zeichenmittel zu Stande bringt; diese Manier unterscheidet sich, nebenbei bemerkt, fast gar nicht von der Kreidezeichnung auf Papier.

Man kann aber auch Steinzeichnungen in der Manier der sogenannten Schab- oder Schwarzkunst für den Schwarz- oder Farbendruck durch Anwendung der flachen Kreide (sogenannten Wischkreide) und des Wischers in der Wischmanier herstellen und dieselben weiters durch passende Bearbeitung mittelst des Schabeisens, der Roulette oder des Körners (Egrainoirs) vollenden oder auch auf diesem Wege die Zeichnung aus der Oberfläche eines mit einem Aetzgrunde überzogenen Steines, gleichsam aus dem Schwarzen herausschaben. Durch Tuschen oder Laviren mit dem Pinsel, durch Tamponiren oder durch Spritzen erzeugte Steinzeichnungen geben zwar recht hübsche und effectvolle Bilder, doch werden diese Manieren ihrer technischen Schwierigkeiten halber wenig und selten für sich allein angewendet.

Die Federzeichnung auf Stein, strenger in ihren Anforderungen an die Handfertigkeit und Uebung des Künstlers, wird wohl von diesem nicht so gerne und so häufig angewendet, als die oben erwähnten Manieren, welche ohnehin für sich allein allen Anforderungen der hohen Kunst entsprechen, jedoch haben es

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