waren; Friedrich nannte sein Verfahren, mit welchem thatsächlich sehr hübsche Resultate erzielt wurden, (z. B. ein Christus am Kreuz nach van Dyck) daher auch die Deck-Manier.

Durch die Combination der Chromolithographie mit anderen, hauptsächlich neueren Techniken, wie mit dem Lichtdruck, der Heliogravüre, sowie nicht minder mit der Halbtonätzung oder der soge­nannten Autotypie, war ein neues Feld der Bethätigung und gleichsam eine neue Epoche angebahnt, denn wenn auch der mittlerweile in die Praxis des Farbensteindruckes eingeführte Schnellpressendruck ein Fortschritt und vielleicht sogar eine Wohlthat für den Lithographen war, so wurde derselbe doch das Grab für den eigentlichen Kunstdruck; es entwickelte sich bald eine solche bedeutende Ueber- production von künstlerisch weitaus minderwerthiger Arbeit, dass die Kunstlithographie fast keinen Preis mehr erzielte und gänzlich entwerthet wurde. Die Folge davon war, dass manche der grössten und besten Anstalten zu Grunde gehen mussten. Heute beschäftigen sich nur einige wenige Künstler mit dem Kunstdrucke.

Die Kartographie, das heisst die Fierstellung der Landkarten, verdankt nur der Lithographie jene hohe Stufe der Leistungsfähigkeit, welche sie heute einnimmt. Ganz bedeutende Verdienste auf diesem Gebiete haben sich das k. u. k. Militär-geographische Institut in Wien, sowie die Firmen Ed. Hölzel und G. Freytag & Berndt erworben.

Durch ihre Verwendbarkeit und Einführung in den verschiedenen Kunst-Industrien hatte sich die Lithographie weiters sehr grosse Gebiete nutzbringender Thätigkeit geschaffen. Sie fand Anwendung zur Decoration von Holz, Blech, Glas und Porzellan durch die Herstellung übertragbarer Bilder in Schwarz- und Buntdruck (Metachromatypie oder Abziehbilder), mit gewöhnlichen Farben sowohl, als auch mit Schmelzfarben, zum Zwecke des Einbrennens derselben im Muffelofen.

Fr. Kosch, der Chemiker der ehemaligen k. k. Porzellanfabrik in Wien, hat (18601870) den lithographischen Schmelzfarbendruck für Porzellan etc. und der Lithograph W. Hendl in Wien dasselbe Verfahren für Glas ausgearbeitet und in die Praxis eingeführt. Weiters erinnern wir an die weitver­zweigte Anwendung der Lithographie zur Herstellung von Placaten auf Blech, sowie der transparenten Reclametafeln und Glasmalerei-Imitationen (sogenannten Diaphanien). Als ganz eigenartige und prächtige Leistungen müssen die von Ed. Sieger in Wien erzeugten Holz- und Elfenbein-Intarsien (sogenannter Ivoiritdruck, Patent 1875) erwähnt werden.

Eine interessante Anwendung der Lithographie für industrielle Zwecke machte K. Kampmann anfangs der Siebzigerjahre, der sie zur Decoration des Flach- oder Tafelglases in grossen For­maten unter gleichzeitiger Aetzung desselben mit Flusssäure und deren Präparaten heranzog, welches Verfahren heute vielfach in der Praxis angewendet wird. 1 )

Die Lithographie versäumte es aber auch nicht, sich rechtzeitig jene Hilfsmittel dienstbar zu machen, welche ihr die Photographie darbot, um sich so wenigstens theilweise für den Niedergang der Künstler- Lithographie zu entschädigen, an welchem die Photographie vielleicht nicht ganz unschuldig war.

So sehen wir die directe Photolithographie mittelst lichtempfindlichem Asphalt bereits im Jahre 1864 von Carl v. Gissendorf u. A. in Wien mit noch heute bewunderter Virtuosität angewendet, und Leth sowie Märkl, Adalbert Franz, O. Weigl wirkten bahnbrechend für die Einbeziehung des photolitho­graphischen Umdruckprocesses in die Werkstätten der Stein- und Zinkdruckereien und der daraus hervor­gegangenen Zinkhochätzereien. G. Märkl sen. und Julius Leth, beide praktische Photographen in Wien, beschrieben im Jahre 1865 die von ihnen benützten photolithographischen Verfahren, und G. Märkl junior schuf durch die Anwendung einer auf dem Gelatinepapier angebrachten Eiweissschicht eine sehr wichtige Verbesserung der älteren Verfahrungsweisen. A. Franz machte sich durch die Einführung seines photo­lithographischen Papieres und geeigneter Chrombäder um dieses Verfahren sehr verdient.

Heute sehen wir die Lithographie durch eine unendliche Anzahl solcher photographischer Methoden bereichert und dadurch deren Leistungsfähigkeit auf eine früher kaum geahnte Höhe gebracht.

Als sich im Verlaufe der Zeit allerwärts Bestrebungen geltend machten, Ersatzmittel für die unbequemen, sowie immer theurer und minderwerthiger werdenden Lithographiesteine zu finden, stand man auch in Wien hiebei in der vordersten Linie, und Trentsensky nahm sich schon im Jahre 1822 ein Patent auf die Anwendung von Zinkplatten für die chemische Druckart. Ganz besonders bemerkenswerth sind aber

') Näheres hierüber siehe in dem Buche: »Die Decorirung des Flachglases durch Aetzen etc.« von K. Kampmann, Halle a. S. 1889, bei Wilh. Knapp.

136