den italienischen Bahnen 509 Centimes pro Kilometer betragen, so drängt sich von selbst die Ueberzeugung auf von den grossartigen Zugeständnissen, welche die österreichischen Eisenbahnen dem Personenverkehre bei gleicher Leistung gegenüber anderen Ländern machen.

Wenn hiezu überdies die Vortheile gerechnet werden, welche die österreichischen Eisenbahnen noch durch specielle Tarifmaassnahmen, wie Jahres- und Streckenkarten, Abonnements-, Tour- und Retour­karten, Schüler- und Arbeiterkarten etc. gewähren, welche gleichfalls vielfach weitergehen als analoge Einrichtungen ausländischer Bahnen, so kann man hienach die kolossalen Ersparnisziffern ermessen, welche für die österreichische Volkswirthschaft nicht nur gegenüber den Verhältnissen vor Einführung des Bahn­betriebes, sondern auch speciell durch die Tarifmaassnahmen der österreichischen Bahnen gegenüber jenen der ausländischen Bahnen erzielt wurden.

Dass diese Vortheile in hervorragendem Maasse auch der österreichischen Industrie zu Statten kommen, bedarf wohl keines Nachweises, und spricht dafür auch die durch die Erfahrung erwiesene Beobachtung, dass die Entwickelung des Personen Verkehres mit jener des Güterverkehres auf den Eisen­bahnen in der Regel gleichen Schritt hält, dass eine rege productive Thätigkeit auch einen lebhaften persönlichen Verkehr bedingt.

Insbesondere kommen aber die für die Arbeiterschaft gewährten Begünstigungen, sowie nicht minder die für die Geschäftsreisenden gemachten Zugeständnisse der Industrie unmittelbar zu Gute.

Wenn hiezu noch die Vortheile gerechnet werden, die der österreichischen Industrie mittelbar vermöge der Entwickelung des Reise Verkehres, namentlich in Folge des gewaltigen Aufschwunges, welchen die Touristik genommen hat, durch den Personendienst der Eisenbahnen zugewachsen sind, so können alle diese Vortheile gewiss hoch angeschlagen werden.

Dieselben treten aber selbstverständlich noch weit zurück gegenüber den Vortheilen aus dem Güterverkehre.

Den Rahmen des vorliegenden Aufsatzes müsste es weit überschreiten, wenn wir diesen Einfluss der Eisenbahnen nach allen Zweigen des Geschäftslebens im Detail verfolgen, fallweise zeigen wollten, wie der nationale Reichthum an Bodenproducten sowohl in Agricultur als Montanistik in vielen Theilen des Reiches erst durch die Schienenwege erschlossen wurde; wie die Möglichkeit, Rohstoffe und Brenn­materialien von verschiedenen Gewinnungsorten billig an einer Erzeugungsstätte zusammenzubringen und hiebei auch auf die Arbeiterverhältnisse in den verschiedenen Theilen des Landes Rücksicht zu nehmen, die Grundlage so vieler geschäftlichen Calculationen bildet; wie sehr die Production und der mit derselben Hand in Hand gehende Handel der raschen und sicheren Verbindung mit den Consumenten bedarf, welche Ersparnisse durch die verminderte Nothwendigkeit, grosse Vorräthe sowohl an Rohstoffen und Fabrications- hilfsmitteln als auch an Verkaufswaare zu halten, erzielt wurden. Für die Geschichte der österreichischen Volkswirthschaft in den letzten 50 Jahren musste der Einfluss von Transporterleichterungen umso wichtiger sein, als sich in dieser Zeitperiode der Uebergang aus einem Agriculturstaate in einen Industrie­staat vollzog, für welchen die Freizügigkeit der Person und die weitgehende Erleichterung des Güter­austausches eine ganz besondere Bedeutung gewinnt.

Wenn der Bestand der Eisenbahnen in ihren wichtigsten, dem Weltverkehre angepassten Linien hienach die nothwendigste Voraussetzung für die zu obigem Uebergange erforderliche Begründung neuer in Oesterreich vordem nicht gepflegter Industriezweige bildete, so war dies nicht minder der Fall für die Erhaltung und Kräftigung der altererbten Industrien, die zur Behauptung des schwer erworbenen Marktes und zur nothwendigen Ausdehnung desselben auch im Auslande mit einem immer stärker auftretenden Wettbewerbe zu kämpfen haben und die, um ihre Lebensfähigkeit zu bewahren, darauf bedacht sein müssen, immer neue Absatzgebiete auch in überseeischen Ländern zu gewinnen und zu diesem Behufe die Waaren billig und rasch dem Seewege zuzuführen.

Zur Illustrirung des erwähnten gewaltigen Einflusses der Eisenbahnen auf die Entwickelung der Urproduction sowie der Industrie, sei es gestattet, hier nur ein einziges Beispiel hervorzuheben, welches obigen Einfluss so recht ins volle Licht stellt.

Est ist dies ein Vergleich hinsichtlich des Artikels Kohle.

Im Jahre 1830, also vor Beginn der Eisenbahnära, betrug die Gesammt-Kohlenförderung in Oesterreich nur 380.000 Tonnen. Im Jahre 1848 war dieselbe auf 870.000 Tonnen gestiegen. Im Jahre 1897 betrug dieselbe über 30,000.000 Tonnen.

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