3. Die letzten Jahre in Verona
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drei Jahren gespendet wurden. Der liebe Freund hörte mich bis auf den letzten Tropfen an, sah Aktenstücke durch, erstaunt, billigte mein Verhalten, versprach festzuhalten an seinen über unsere Zukunft entworfenen Plänen und ich ging ganz erleichtert und getrost von dannen.“
Der Aufenthalt in Wien brachte Negrelli auch eine große, rein persönliche Freude, die er hell wie Lerchensang in seinen Briefen wiederklingen läßt. Sein Sohn Oskar, der als Leutnant in Galizien liegt, hatte einige Tage Urlaub erhalten und begrüßte ihn in Wien . 56 Mit welchem freudigen Vaterstolze meldete er seiner Frau, wie herrlich, wie aristokratisch vornehm sein Sohn in seiner Adjustierung sich ausnehme, wie ganz merkwürdig er an der Familie hänge und daß er ihm noch die Hände küsse wie vordem; wie alle Welt ihn lieb habe, und daß er überall Erfolge erringe, besonders auch bei den Wiener „Madeln“, die nicht wenig auf den braunen, schlanken blühenden Jüngling „spienzeln“; Negrelli fühlte sich fast vereinsamt in Wien, als Oskar ihn wieder verlassen hatte, aber er dankte inbrünstig dem Himmel für die fünf Tage, da er ihm seinen „herzlichen Buben“ wieder geschenkt hatte.
Über allem Kummer und allem Leid, das er in seinen Briefen an Lotti sich vom Herzen zu schreiben suchte wo er auch weilte, lag doch jederzeit, sanftes Licht verbreitend, der Schimmer stillen Glückes, das ihm sein Familienleben, seine Freude an der Natur, seine tiefe Religiosität bereiteten und bewahrten. Es war der junge Negrelli noch, der einst in Bregenz sein Gärtchen bebaut, seiner Blumen und Früchte sich gefreut hatte — wenn er jetzt an weittragenden Plänen mitarbeitend im Lärm der Großstadt ängstlich um die Pflege jeder einzelnen seiner Blumen sich sorgte und sich über die