LUDWIG WILHELM
EISENCONSTRUCTIONSWERKSTÄTTE, KUNST- UND BAUSCHLOSSEREI
WIEN.
m Jahre 1857 kam der Begründer und erste Inhaber der Firma Ludwig Wilhelm, welcher i833 in Minden a. W. in Westfalen geboren wurde, als Schlossergehilfe nach Wien. Er gründete im Jahre 1864 die Firma, welche trotz anfänglicher Schwierigkeiten sich später, gefördert durch die grossen Wiener Stadterweiterungen unter der Regierung Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef, nicht nur zu einer der ersten der Monarchie emporarbeitete, sondern sich einen Weltruf erwarb. In drei eigenen Häusern im IX. Bezirke Wiens befinden sich die ausgedehnten, 1600 m 2 umfassenden Fabriksräume der Firma, welche bei 200 Arbeiter beschäftigt und sich mit der Fabrication aller aus Schmiedeisen und anderen Metallen zu erzeugenden Gegenstände befasst.
Die Hauptzweige dieser Herstellungen sind alle Arten Brücken und Eisenconstructionen für Hochbauten, Beschläge und Kunstschmiedearbeiten jeder Art. Die Firma hat von Anfang an ihr Hauptaugenmerk auf die solideste, beziehungsweise künstlerisch vollendete Ausführung ihrer Producte gelegt, trotz der gerade in dieser Branche äusserst verderblich wirkenden Concurrenz minderwerthiger Erzeugnisse.
Bei diesen Grundsätzen konnte es nicht fehlen, dass die Firma nicht nur für fast alle grösseren und grössten öffentlichen und Privatbauten in Wien und in der Provinz, sondern auch ins Ausland, so nach Deutschland, Frankreich, Belgien, Schweden, Russland, Spanien, Nordamerika etc. ihre Arbeiten liefern konnte. Es ist auch wohl das einzige Etablissement der Branche, das seine Erzeugnisse nach Australien (Sydney und Melbourne) und nach Brasilien (Rio de Janeiro) exportirt.
Auf sämmtlichen Ausstellungen wurde die Firma mit ersten Preisen und den einzigen goldenen Medaillen, sowie Ehrendiplomen prämiirt. Der erste Inhaber der Firma wurde auch von Sr. Majestät dem Kaiser Franz Josef I. durch die Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes ohne und mit der Krone, sowie von König Leopold von Belgien mit dem belgischen Leopoldsorden ausgezeichnet. Infolge der gelungenen Beschickung der Ausstellung in Paris im Jahre 1878 wurde er auch zum lebenslänglichen Mitgliede der «Académie nationale» daselbst ernannt und ihm die goldene Medaille derselben verliehen.
Gelegentlich der Erbauung des neuen Wiener Rathhauses spendete der Begründer der Firma den von ihm aus Kupfer kunstvollst getriebenen Standartenträger für den hohen Thurm; die Figur ist unter dem populären Namen «der eiserne Mann» zum Wahrzeichen Wiens geworden. Für diese mit grossen materiellen und physischen Opfern verbundene Spende wurde dem Firmaträger das taxfreie Bürgerrecht der Stadt Wien verliehen.
Die Firma ist nach wie vor bestrebt, durch Hochhaltung der reellsten Geschäftsprincipien ihren grossen Kundenkreis zu erweitern. Sie wird nunmehr, nach dem im Jahre 1898 erfolgten Tode des Begründers, von dessen schon seit Jahren im Geschäfte thätigen Sohne weitergeführt, welchem erprobte, schon lange Zeit im Unternehmen angestellte Beamte zur Seite stehen.
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