tieferen Hallen liegen ferner die Opfer d<w Pest ans den Jahren 1079 und 1710. Damals wiithete der Tod so fürchterlich, «lass man nicht Zeit gewinnen konnte die Verstorbenen ordentlich zu beerdigen, man half sich also wie es eben gehen wollte, Zunächst wurden in den Festungswerken, da wo jetzt die Kingstrasse ist, an verschiedenen Punkten sogenanntePestgruben angelegt, in welche man die Leich­name hineinwarf, bekleidet oder unbekleidet, gerade wie man sie eben vom Sterbelager genommen hatte. Bald reichten diese («ruhen jedoch nicht mehr für das Bediirfniss aus und nun begann man die Katakomben zu dem gleichen Zwecke mit zu benutzen.

ln den Letzteren befindet sich eine hohe Halle, welche unter dem nördlichen Theile des Stefansplatzes liegend, mit ihrer Wölbung nur einige Schuhe unter dem StrassenpHaster beginnt und bis in das dritte unterirdische Stockwerk hinabreicht. Im Jahre 1710 Öffnete man diese Halle von oben und stürzte die Todten durch das Loch hinab. Wie sie hinabgefallen sind, so liegen sie noch in der Tiefe, unverwest, denn die feuchte dumpfige Luft, welche dort herrscht, hat sie merkwürdiger Weise conservirt, ohne sie, wie sonst in ähnlichen Fällen gewöhnlich, mumienartig auszu­trocknen.

Je weniger aber die Zeit zerstörend auf die Leichname in den Katakomben gewirkt hat, desto grauenhafter ist der Anblick derselben. Indessen bis zum wirklichen Schrecken wird wohl eines jeden Empfindung gesteigert, wenn er in einem der weiteren Hänge eine Anzahl alterthümlich gekleideter, ebenfalls gut erhaltener Todter sieht, aus deren Stellungen unverkennbar hervorgeht, dass dieselben nur hier gestorben sein können. Wann dies geschehen, durch welche Veranlassung jene Menschen in diese Bäume gekommen, um dort ihr Leben zu lassen, beantwortet weder die Geschichte, noch die Tradition; sie haben aber sicher hier ihren Geist aufgegeben und ihr Anblick ist wahrlich der Art, dass gewiss Niemand denselben zum zweiten Male zu haben wünscht.

Der Besuch der Katakctmben nimmt etwa drei bis vier Stun­den in Anspruch. Wenn oben im Dome die Glocken geläutet