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* Der damalige Ilandelsminister Graf von Wickenburg erwiderte, dass die in Folge des italienischen Krieges vertagte Weltaus­stellung im Jahre 18(54 in Wien stattfinden solle. Inzwischen hatte England seine zweite Weltausstellung im Jahre 1862 in London abgehalten, cs war nicht zu erwarten, dass die Industriellen aller Länder geneigt sein würden, bereits zwei Jahre später, d. i. im Jahre 1864, sich wieder an einer Weltausstellung zu betheiligen, und es war zu befürchten, dass ein Fiasko nicht nur dem Aus­stellungswesen überhaupt, sondern auch der emporblühenden Industrie Oesterreichs sehr nachtheilig sein würde und daher richtete die niederösterreichische Handelskammer eine Petition an die Regierung dahingehend, dass die Wiener Weltausstellung um ein Jahr hin- * ausgeschoben werden möge. Da das Ministerium die Gründe dieses Gesuchs adoptirte, so erfolgte am 8. Februar 1863 eine kaiserliche Entschliessung, welche anordnete, dass die Wiener Weltausstellung im Jahre 1865 oder in einem der folgenden Jahre abgehalten würde. Der Krieg mit Dänemark 1864, der an denselben sich knüpfende Conflict mit Preussen, der Krieg des Jahres 1866 und endlich die von Frankreich in Paris für das Jahr 1867 in Aus­sicht genommene Weltausstellung machten es unmöglich, die obige kaiserliche Entschliessung auszuführen.

Um so lebhafter betheiligte sich die österreichische Industrie an der Weltausstellung des Jahres 1867 in Paris und errang hier einen überraschenden Erfolg. Gleichzeitig aber, nachdem auch die äusseren und inneren Verhältnisse Oesterreichs sich befriedigend gestalteten, knüpfte sich an die Pariser Ausstellung eine lebhafte Agitation aller betheiligt gewesenen österreichischen Industriellen, nunmehr die längst projectirte Wiener Weltausstellung endlich durch­zuführen. Besonders machte sich aber dabei das Bediirfniss geltend, das Ausstellungswesen von der Richtung, welche es in Paris ge­nommen und die mehr der Befriedigung nationaler Prachtliebe und dilettantischer Schaulust, als den praktischen Zielen der Industrie und des Handels diente, ab und in einfachere, für die Production und die Hebung der Cultur wichtigere Bahnen einzulenken.