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Dingelstedt ist der Graf Platen der Novelle. Jedes Wort flimmert und glänzt da wie ein geschliffener Edelstein. Man könnte weinen um einen solchen Genius, der von der falschen Ehrsucht eines kleinen Praktikanten befallen wurde, und an dieser Schwäche rettungslos zu Grunde ging und verstummte. Wer dankt dem »

Dingelstedt eine gelungene SeenirungV Und wie würde man ihm dankbar sein für einen Band neuer Novellen!

Diese beiden Celebritäten, so mitten aus dem norddeutschen Elemente emporblühend, sind mitten in der speciflseh Wiener Literaturwelt allzu sehr self-inademen, um in dieses typische Wiener Literaturleben eingereiht werden zu können, siegötheln zu sehr.

Einer der beliebtesten Bühnendichter Wiens ist Mosenthal.

Er nimmt in der Literatur eine gleichsam schwankende Stellung ein: sein Beuome, sein Prestige ändern sich mit dem jeweiligen Erfolg seiner Stücke.

Nach der Deborah hiess erunser Schiller, nach der Marina *

nannte man ihn einen männlichen Birehpfeifler. Ich glaube, das Rechte liegt so ziemlich in der Mitte. Mosenthal schreibt nur für die Bühne, und dass er hier Echtes und Gediegenes leistet, das beweist schon der enorme, riesige Erfolg, den seine Deborah (Leah) in zwei Welttheilen errungen hat; und wenn er dem Effect huldigt, so liegt dies in der Natur der Sache; wer für den Schauspieler schreibt, darf die Tirade nicht verachten.

Bauernfeld ist ein Wahrzeichen Wiens. Er ist der Matador des österreichischen Lustspiels, welches sich das Ausland erobert hat. Er ist der Kotzebuc Wiens aber im veredelten Sinne des Wortes. Jede seiner Comödien ist ein herzinniges Lächeln.

Weil (Mi ist ein Mosenthal, welcher nach aufwärts ringt. Er iing damit an, dass er Biilmeneffecte dichterisch entschuldigte. .

Aber ihm ist das gedruckte Buch auch im Sinne; und er hat noch eine schöne Zukunft vor sich.

Seidl ist ein Urtypus der Wiener, welcher sich nur zu spät verkörpert hat. Er ist die schalkhafte Volksmuse, welche leider von der Cancan-Literatur überschrieen wurde.