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Vor allem stehen sich da die Nationalitäten entgegen, und jede Nationalität hat ihre Journale und ihre publicistischen Vertreter.
Nun hat aber jede Nationalität wiederum ihre politischen Parteien und diese ihre Organe. Neben diesen Zerwürfnissen stehen sich in keinem andern Lande die Klerikalen und Liberalen so kampfgerüstet gegenüber, wie eben in Oesterreich. Jedes Landstädtchen hat hier sein klerikales und sein liberales Blatt, deren Redacteure sich gegenseitig anknurren.
Bei diesen Umständen ist es wohl natürlich, dass von einem Zusammenwirken und Zusammenleben der Journalisten Wien’s keine Rede sein kann; da hat jede Partei ihr Stammgasthaus, ihre Fahne, ihr Theater möchte ich sagen, und es gibt nichts schemenhafteres und unerquicklicheres, als den Schriftstellerverein „Concordia“, der nur bei seinen Bällen (auf welchen Banquiers, hochgestellte Beamten und Schauspielerinnen die erste Rolle spielen) ein einträchtiges Gesicht macht. Wenn auch in andern Städten ebenfalls Parteiungen bestehen, so reichen doch diese nicht über die gedruckten Polemiken hinaus, und das gesellschaftliche Leben vereinigt die prinzipiellen Gegner in jeder fröhlichen Gesellschaft.
Sollten wir diese in Wien eigenthümliche Erscheinung beklagen? Gewiss nicht, so unangenehm auch zartbesaitete, lyrisch empfindende Gemiither von ihr berührt sein mögen. Das politische Leben in Wien ist noch in der Gährung begriffen, die Gestaltungen ringen sich eben erst aus dem Chaos, aus der rudis indigestaque modes der politischen Materie empor und es ist wohl ganz natürlich, dass in dem Kampfe um das Dasein die Parteien und Parteischriftsteller über die Sache hinausgehen und den Personen gegenseitig die Pfeile schleudern, die nur für den Prinzipienkampf geschliffen sein sollten.
Trotzdem müssen wir anerkennen, dass eine grosse Summe von Talent und Kenntnissen in der Wiener Puhlieistik vereinigt ist. Freilich flechten weder Gegenwart, noch Nachwelt dem Publi- cisten Lorbeerkränze. Das heissliungrige Publicum der Tagesblätter