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Fräulein Meyerliofer, Guilleaume und Link sind ebenso reizende Erscheinungen wie exquisite Operettensängerinnen, und Fräulein St übel eine talentirte Soubrette. Frau Brauneeker- S ehäfer eine noch immer brave Schauspielerin und Sängerin. Fräulein Kronau ist noch fortwährend die Vertreterin des naiven Faches.

Fräulein Charlotte Frohp ist für die Dauer der Weltaus­stellung als Gast von der Direetion des Carltheaters (ligagirt worden. Sie ist eine bedeutende Künstlerin, die die Kunst ernst nimmt. Ihre anmuthige sympathische Erscheinung und ihr melodisches Organ drücken ihren Kunstleistungen den Stempel des vollendeten auf. Hoffentlich wird man ihr Talent an eine der ersten hiesigen Bühnen zu fesseln wissen.

Das Josefstädter Theater hat in den letzten Jahren viel abgenommen durch wechselnde Directionen und allzu häutige Im­provisation von Schauspielern und Stücken. Unter Director Fürst hat es jetzt sein eigentliches Niveau: die Cultivirung des Wiener Gelegenheitsstückes, wieder erreicht. Es zählt gute ältere Kräfte unter seinen Mitgliedern, so Jungwirth, Li ebb ruinier etc.

Herr Tauber ist ein talentirter Komiker, der seine Köllen urdrollig zu gestalten versteht. Fräulein Stengel ist eine routinirte Schauspielerin von angenehmer Erscheinung und einem prachtvollen Organe.

Die Malerei hat in Wien in neuester Zeit ihr wärmstes Xestchen gefunden und rivalisirt mit der Düsseldorfer Schule in fast dominirenden Fortschritt. Berlin beschäftigt seine Jünger zu viel mit Waffenübungen, Frankreich verliert sich in die politische Genremalerei, und England ist eben so vollkommen. Und so viel grosse und tüchtige Künstler und Meister auch jede einzelne Kesidcnz aufzuweisen hat, die alten reichen Schulen sind da nicht mehr so prägnant ausgedrückt wie einst. Man kann de facto nur noch von einer Französischen, Düsseldorfer, Münchner und Wiener Schule sprechen.

Die Vorzüge dieser Wiener Schule bestehen vor allem in der Innigkeit und Naturfarbe der Landschaft, während sich das