Millionär der Börse, oder mich den die Millionen erst erspeculi- rendenBörsianer, wie einst vor Jahren seinenCavalier.

Der ehrsame Wiener Bürger und Meister wandert heute noch wie vor Jahrzehnten vor die Linie hinaus zumHeurigen, wo er auf schlechten llolzbänken sitzend am schmutzigen Tische sein gewohntes Seitei trinkt, obgleich allerdings inzwischen in der Stadt und in den Vorstadtbezirken schöne und elegante Gasthäuser entstanden sind, wo man billiger, jedenfalls aber besser isst und trinkt, als draussenvor der Linie.

Kurz wir könnten eine ansehnliche Typen-Gallerie anführen die in den letzten Jahrzehnten fast unverändert geblieben sind und doch ist es anders geworden.

Ein ernsterer Zug, trotz allen Humors, trotz aller iiber- quellenden Lustigkeit, geht durch die Wiener Bevölkerung. Man nimmt Theil am öffentlichen Leben, diskutirt bis in die Familien- cirkel hinein über die Tagesereignisse und ihre Wirkungen; das Gespräch in den Gasthäusern unter den Bürgern betrifft die Fragen der politischen und commerciellen Entwicklung, Parteien haben sich gebildet und agitiren. Das sociale Leben ist gehaltvoller geworden, und trübe Erfahrungen seit 1848 haben dem Wiener die Lehre gepredigt, dass es doch Wichtigeres auf der Welt gibt, als ein Couplet des Lieblingskomikers, oder das Bein einer Tän­zerin, oder gar als ein gutesBackhändel. Tritt doch dieser erfreuliche Fortschritt am Klarsten zu Tage in der mächtigen Entwicklung, welches das Zeitungswesen in Wien genommen, so dass aus so geringen Anfängen der vormärzlichen Zeit eine Presse sich entwickelte, welche zur einflussreichen, an Bedeutung weit über Wien und Oesterreich hinausgehenden Macht geworden ist; tritt es doch klar zu Tage in der Anerkennung, welche Wiens Urtheil über alle politischen, literarischen und künstlerischen Erscheinungen überall findet. Aus allen Ländern strömen jetzt die besten Köpfe, die Talente nach Wien, um hier für ihre Lei­stungen sich gewissermassen die Weihe, den Freipass für die ganze Welt zu holen.