das Zusammenströmen aller möglichen Kacen in der Hauptstadt der Habsburger, deren Scepter einst ein Reich beherrschte, in dem die Sonne nicht unterging. So vermischten sich mit dem deutschen Blut polnische, ungarische, böhmische, italienische und spanische Hiemente, und es bildete sich die Mannigfaltigkeit in Erscheinung und Charakter der Wiener Bevölkerung heraus, die jeden Fremden überrascht. Nur eigenthiimlich bleibt dem Wiener Volke die leichtlebige, gemiithliche Offenherzigkeit, die Gutmiithigkeit, der lustige Humor in allen seinen nach dem Bildungsgrade verschie­denen Abstufungen, dieses Hingeben an das augenblickliche Gefühl, welches stets den Sanguiniker kennzeichnet, und dieser Charaeter der Bevölkerung war es mehr als die Schönheit der Stadt, welcher den localpatriotischen Gesang:Es gibt nur a Kaiserstadt, es gibt nur a Wien! zur Wirklichkeit und Wahrheit machte. Und von diesen Eigenschaften der Wiener hat selbst die mvellirende Neuzeit nur wenig zu entfernen vermocht. Wir sehen heute noch den Wiener Bürger mit Weib und Kind hinausziehen in den Prater oder in die Umgebung Wiens, zu lustigen und harmlosen Volks­festen, bei jedem Schritt auf der Strasse lacht uns der kecke und doch nie verletzende Wiener Humor entgegen, und dieHetz der untersten Volksschichten wird doch nie in die wilden und groben Ausschreitungen ausarten, die uns in anderen Gressstädten oft so peinlich berühren. Gewisse Wiener Typen sind noch heute unver­ändert dieselben, wie vor SO und vor 40 Jahren. Der Wiener Fiaker sitzt heute noch, unbeirrt von der Concurrenz der Comfor- tables, der Stellwägen und der Pferdeeisenbahn, eben so stolz, den blanken Cilinder keck zur Seite gerückt, auf dem Kutsch­bocke, und lenkt mit unnachahmlicher Virtuosität die dahinbrau­sendenJucker, wie damals, als Graf Sandor im Prater und in den Strassen Wiens seine weltberühmten Fahr und Reitkunst­stücke übte, und das Fahren mit einem Fiaker noch eine still­schweigend eingeräumte Prärogative der deutschen und böhmischen Aristokratie und der ungarischen Magnaten war; er hat sich dem Zeitgeiste accomodirt, und fährt mit demselben Stolze seinen