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mittelt, und die Kaiserin Elisabeth-Westbalm, der die Aufgabe zufällt, Wien mit West-Deutschland, der Schweiz und Frankreich zu ver­binden, in ihrem Frachtenverkehr in grossartigen Zittern die Be deutung des in Wien concentrirten Kohproductenhamlels, wahrend die Staatsbahn dem Verkehr mit Ungarn dient, und nach Wien die Producte dieses reichen Landes führt, von denen wir ausser Getreide und Meid noch besonders Tabak und Wein hervorheben, wogegen sie Maschinen aller Art, gewebte Luxusartikel u. s. w, unseren transleithanischen Nachbarn überbringt. Von sehr hervor­ragender Bedeutung für den Welthandel Wiens dürfte gerade diese Eisenbahnstrecke werden, wenn die im Bau begriffenen türkischen Bahnen ihren Anschluss an dieselbe haben werden. Die Franz Josefs-Bahn, welche Wien mit dem nordwestlichen Böhmen ver­bindet, dient zwar vorläufig noch mehr dem internen Verkehr, doch ist ihre Bedeutung für den Handel mit Mittel-Deutschland in un­unterbrochener Steigerung begriffen. Die Kronprinz Rudolf-Bahn und die österreichische Nordwestbahn, sowie die Lemberg-Czernowitz- Jassver und die galizische Carl-Ludwigbahn sind Für den inter­nationalen Handel von geringerer Bedeutung, wogegen der locale Verkehr zwischen Wien und den von ihnen durchschnittenen Kron- ländern um so schwerer ins Gewicht fällt.

Die nothwendige Grundlage der Bedeutung einer Stadt als Handelsplatz ersten Ranges ist das Vorhandensein einer eigenen Production und eigener Industrie. Selbst Seeplätze, bei dem doch der blosse Handel und die Spedition überwiegen, bedürfen eines nahegelegenen Hinterlandes, welches wenigstens in einem oder in mehreren Zweigen ihnen eine specielle Bedeutung, ein Ueber- wiegen auf von ihnen besonders cultivirten Gebieten gibt. Die Arbeitsteilung zwischen den Nationen ist ausserdem bereits zu einem Grade entwickelt, dass nur diejenige Nation auf dem Welt­märkte zur Geltung kommt, welche irgend eine Specialität ihrer Industrie zu bieten im Stande ist. Da befindet sich nun allerdings Wien in einer äusserst günstigen Lage, da, vielleicht in Folge der Vorliebe des Wiener Charakters für Besonderheiten, und in Folge des