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nennen beliebt, (las Rococco und der Gipfel der Geschmacklosig­keit, der sogenannte Styl Ludwig XVI., der überladene Bombast des ersteren, die Bizarrerie und Geziertheit des zweiten und die matte Plattheit und Kunstlosigkeit des dritten, beherrschen heute noch durch die Nachwirkungen der französischen Modetyrannei, fast die ganze europäische Möbeltischlerei und die Industrie der Aus­stattung der Häuser und Wohnungen. Dazu die Vorliebe der Franzosen für naturalistische Blmnendecoration, so dass die ganze Ornamentation im Innern der Zimmer schliesslich den Charakter des wüst Ueberladenen erhält. Alles dieses zusammen genommen hat sich allmählig krankhaft gesteigert, daher die Wiener Industrie mit ihrer gesunden und geschmackvollen, an die leichten "Muster der Renaissance und des Orients sich anlelmenden Richtung, unbedingt als natürliche und logische Reaction betrachtet werden muss. Der dem orientalischen Gesclnnacke nachstrebenden Ornamentik gehört, weil sie die natürliche und vernunftgemässe ist, unbedingt die Zu­kunft, und hier hat Wien vor allen anderen Industrieplätzen dieses Genres den Vorsprung. Wir dürfen hier nicht unerwähnt lassen, dass es besonders dem Österreichischen Museum für Kunst und Industrie zu danken ist, Avenn der Durchbruch des geläuterten und richtigen Geschmackes sich in Wien auf diesem Gebiete so rasch vollzog. Dieses Institut war unermüdlich thätig, der Industrie die besten und stylvollen Muster zu beschallen und die Leitung desselben verstand es in tactvoller Eimvirkung, neben den künstlerischen Interessen die praktischen Bedürfnisse der Industrie besonders zu berücksichtigen. liier gedenken wir namentlich der Firma Philipp Haas & -Sohne in Wien, welche, ein Welthaus ersten Ranges, der Wiener Industrie auf diesem Gebiete Bahn brach und die Coneurrenz der Franzosen siegreich aus dem Felde schlug. Daneben dürfen wir noch Bujatti und (. Giani nennen Letztere Firma ist besonders in kirchlicher Richtung thätig und hat hier rückhaltslos und mit grösstem Erfolge die Bahn stylisirter Muster, mit vorwiegender Benützung mittelalterlicher Bei­spiele, betreten.