^Ias Scheiden von einer Anstalt, namentlich einer liebgewordenen, gibt Anlaß, eine kurze Rückschau zu halten über die Geschichte derselben während der Wirksamkeit des Scheidenden an derselben.

Im folgenden soll eine gedrängte Übersicht über die Entwicklung und Ausgestaltung des Linzer Mädchen-Lyzeums während der letzten fünf Jahre (sHOO ss)05) nach drei Richtungen, der organisatorischen, wissenschaftlich-pädagogischen und materiellen, gegeben werden.

Irr organisatorischer Beziehung.

Das öffentliche Mädchen-Lyzeum in Linz, das nunmehr bereits s6 Jahre besteht, ist eine Schöpfung edler und human denkender Männer, die es an Mühe, Sorge und Opfern nicht hatten fehlen lassen, durch Errichtung einer höheren Mädchenschule in der Landeshauptstadt im Jahre Z889 einem fühlbaren Bedürfnisse der Jetztzeit nachzukommen, die mit ihrem regen Fortschritte auf allen Gebieten der Kultur auch für das weibliche Geschlecht eine höhere Ausbildung fordert, als ehedem, wie durch den Besuch einer Mittelschule dem Knaben, so sollte durch das Lyzeum auch der weiblichen Jugend Gelegenheit geboten sein, eine ihrem Wesen angemessene höhere Geistes- und Herzensbildung sich an­zueignen, welche sie befähigt, einstmals in dem vielseitigen Berufe der Frau segenbringend zu wirken oder auch für bestimmte weibliche Berufs­zweige, namentlich für das Lehr- und Erzieherinnenfach, sich vorzubereiten.

In der jüngsten Zeit ist die oberste Unterrichtsverwaltung der Frage nach einer zeitgemäßen Reform des höheren Mädchenbildungs­wesens mit besonderem Interesse und vor allem mit dem Bestreben näher getreten, die bestehenden höheren Schulen für die weibliche Jugend zweckentsprechend umzugestalten, deren Lehrxläne zu vereinheit­lichen und den Lehranstalten dieser Art durch die Möglichkeit einer be­ruflichen Ausbildung ihrer Zöglinge auch eine praktische Be­deutung zu geben.