Die Erzeugung aller vorstehenden Cementfabriken betrug im Jahre 1870 ungefähr: 760.000 q Roman- und 205.000 q Portland-Cement.
Im Jahre 1872 bildete sich die Perlmooser Actien-Gesellschaft mit dem Sitze in Wien, mit den Fabriken
in Kirchbichl, Kufstein und Hallein,
» 1872 wurde zur Cementfabrik adaptirt die Tradigister Cementfabrik des Herrn Koppel (Betrieb
von 1873 bis i 883 aufgelassen).
Es entstanden weiter:
Im Jahre 1872 » 1872
» 1873
» 1873
» 1873
» 1874
» 1874
» 1877
» 1877
die Podoler Cementfabrik der Böhmischen Actien-Gesellschaft zur Gewinnung und Ver-
werthung von Baumaterial in Prag,
» Cementfabrik der Herren Förster & Co. in Lilienfeld, jetzt im Besitze der Perlmooser
Actien-Gesellschaft,
» » des Herrn Balth. Seebacher in St. Johann in Tirol, jetzt im Besitze des
Herrn Ernest Hermann in St. Johann in Tirol,
» » » » Franz Morbitzer in Sträza in der Bukowina, dermalen gänzlich
aufgelassen,
» » » . » Grafen Max von Seilern & Co. in Tlumatschau in Mähren,
» » der k. k. priv. Trifailer Kohlengewerkschaft und Cementfabriks- Actien-
Gesellschaft in Wien,
» » des Herrn Otto Withalm in Tüffer, in Steiermark,
» » » » Em. Tichy in Ramsau in Niederösterreich,
» » » » Joh. Gogl in Erpfendorf in Tirol.
Die Erzeugung aller vorstehenden Cementfabriken betrug im Jahre 1880 ungefähr: 1,980.000# Roman- und 660.000 q Portland-Cement.
Das vorstehende Roman-Cement-Quantum entspricht beiläufig dem Gesammtconsum, wie sich derselbe im Inlande damals einstellte. Bei Portland-Cement ist dies aber nicht so der Fall, nachdem zu dieser Zeit immer noch ein sehr beträchtliches Quantum aus dem Auslande bezogen wurde. Die Ursachen dieses Unterschiedes liegen in der Natur der Erzeugungsverhältnisse.
In den meisten Theilen der österreichischen Monarchie findet sich zur Erzeugung von Roman- Cement mehr oder weniger guter Rohstein in Massen vor, der direct ohne weitere Aufbereitung vermittelst minderwerthigem Brennmaterial unschwer zu brennen und zu vermahlen ist. Die Gestehungskosten dieses Cementes sind deshalb, geradeso wie die Verkaufspreise, sehr niedrige, und deshalb erscheint schon von diesem Standpunkte aus die ausländische Concurrenz nicht von grosser Bedeutung. Ganz anders ist dies aber bei Portland-Cement. Hiezu finden sich die Rohsteine schon viel seltener und spärlicher in der Natur vor, weshalb sie vielfach erst durch künstliche Mischungen von zusammenpassenden, feinst vermahlenen Rohmaterialien aufbereitet und dann bei sehr hoher Temperatur bis zur vollen Schmelzung gebrannt werden müssen. Zur letzteren Procedur eignet sich nur ein hochwerthiger Brennstoff, welchen sich die meisten Fabriken zu relativ hohen Kosten von weither beschaffen müssen. Im weiteren Verlaufe verlangt die Fabrication von Portland-Cement eine ebenso genaue wie schwierige Behandlung, abermalige sehr feine Vermahlung, die nur mittelst grosser Kraft- und Arbeitsmaschinen, also mit dem Auf- wande eines hohen Anlagecapitales, zu erreichen ist. Alle diese Productionsverhältnisse liegen für die ausländische Concurrenz viel günstiger. Derselben stehen nicht nur die Rohmaterialien viel massenhafter zu Gebote, sondern sie verfügt auch, in Folge ihrer geographischen Lage zu den Kohlengruben und Wasserstrassen, über wohlfeiles Brennmaterial, über sehr billige Frachten und schliesslich über ein bedeutend cultivirtes Maschinenwesen. Die Summe dieser vielen Vortheile sichert dem Auslande die Grundbedingungen für billige Gestehungskosten ihres Portland-Cements, wodurch dasselbe im Stande war, einen mächtigen Druck in den österreichischen Gebieten auszuüben und daselbst die Production von Portland-Cement in engen Grenzen zu halten.
Es war daher ein wohlthuender Act von volkswirthschaftlicher Gerechtigkeit, als die hohe Regierung, in voller Anerkennung dieser so ungleichen Productionsverhältnisse, im Jahre 1882 die Einfuhr des
Die Gross-Industrie. II.
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